Die deutsche Industrie genießt Weltruf, die deutsche Automobil-Industrie ist ihr Aushängeschild. Was bei Audi, BMW, Mercedes-Benz oder Porsche vom Band läuft, setzt den Maßstab, an dem sich alle anderen Hersteller messen lassen müssen. Doch mit dem Abgasskandal bei VW hat das strahlende Image der deutschen Vorzeige-Branche erste Kratzer bekommen.

Jetzt droht eine dicke Beule. Am Freitag haben Audi, Mercedes-Benz, Porsche, Opel und Volkswagen eine groß angelegte Rückruf-Aktion angekündigt. 630.000 Autos mit Dieselmotoren sollen in die Werkstätten. Grund ist offenbar eine nötige Änderung der Abschaltvorrichtungen für die Abgasreinigung bei bestimmten Temperaturen.

Zwar haben Tests des Kraftfahrbundesamtes (KBA) nach dem VW-Skandal offenbar keine Hinweise darauf gebracht, dass außer Volkswagen noch weitere Hersteller spezielle Software-Lösungen zur Manipulation der Abgaswerte bei Dieselmotoren eingesetzt haben. Aber die Behörde hat offenbar gehörige Zweifel, dass bestimmte Vorrichtungen tatsächlich nur dem Schutz von Motor-Bauteilen dienen, wie die Hersteller behaupten - und nicht etwa dem Ziel, die gesetzlichen Abgasgrenzwerte bei bestimmten Labor-Bedingungen zu erfüllen.

Die flächendeckende Rückruf-Aktion dürfte für die Branche richtig teuer werden. Doch schlimmer noch als die Kosten für die Umrüstung könnten die langfristigen Folgen sein. Jahrelang haben Kunden auf der ganzen Welt auf Qualität und Zuverlässigkeit aus dem Mutterland des Automobils vertraut und waren dafür auch bereit, ein bisschen tiefer in die Tasche zu greifen. Sollte sich nun herausstellen, dass deutsche Ingenieure Abgas-Vorgaben nur mit Hilfe von Taschenspieler-Tricks eingehalten haben, drohen Audi, Mercedes-Benz und Co. Bremsspuren im Absatz - und das Qualitätssiegel Made in Germany wäre gleich auch noch im Eimer.