Das sieht gar nicht mal so schlecht aus, die Stimmung an der Börse wird besser. Hauptgrund dafür sind die positiven Konjunkturdaten. Etwa das Plus in der deutschen Industrieproduktion. Dazu noch der bessere Sentix-Konjunkturindikator. Die Risikoaversion nach dem Brexit-Votum war also nur von kurzer Dauer - wir hatten es ja auch so kommen sehen. Die Wirtschaftserholung wird davon nicht nachhaltig gebremst.

Und in Großbritannien selbst, da linderte die Bank of England (BoE) mit ihrer Zinssenkung die Konjunktursorgen. Neben der japanischen und der europäischen Notenbank EZB trägt künftig also auch die BoE zur weltweiten Liquiditätsausweitung bei. Effekt: ein neues Jahreshoch an der Börse London. Und damit muss es noch nicht einmal getan sein. Ein Ratsmitglied der Bank of England, Ian McCafferty, hat eine weitere Lockerung der Geldpolitik auf der Insel bereits angedeutet.

Gute News auch aus den USA: Die Zahl der neu geschaffenen Stellen am Arbeitsmarkt ist im Juli stark gestiegen, was als Indikator für ein Anhalten der wirtschaftlichen Erholung gedeutet wird. Und auch die Unternehmen selbst überzeugen: Während sich die Berichtssaison dem Ende zuneigt, haben inzwischen etwa 85 Prozent der im S & P 500 gelisteten Unternehmen ihre Zahlen vorgelegt. In Summe ergibt sich dabei ein Gewinnplus von acht Prozent gegenüber dem ersten Quartal des Jahres. Malus: Im Vorjahresvergleich ist der Gewinn um 1,5 Prozent gefallen. Allerdings - und dies beseitigt den Makel - sind die Umsätze deutlich gestiegen. Etwa im wichtigen Technologiebereich, wo bei acht von zehn Unternehmen die Umsätze deutlich über den Erwartungen lagen.

Summa summarum scheint es also so, als ob es doch recht unwahrscheinlich wäre, dass die Weltwirtschaft auf kurze Sicht in eine Rezession rutschen wird. Dennoch gibt es einige Herausforderungen, etwa wenn die US-Notenbank Fed even-tuell die Zinsen doch schneller erhöhen müsste, weil die Inflation rascher steigt als erwartet. Dazu kommt der stetig wiederkehrende Unsicherheitsfaktor China. Sorgen um das Wachstum und die finanzielle Stabilität könnten die Finanzmärkte früher wieder beschäftigen als gedacht. Sofern die Maßnahmen der chinesischen Regierung nur zeitlich begrenzt Wirkung entfalten, würde der Fokus im vierten Quartal wieder verstärkt auf China und seine Probleme gerichtet sein. Aber so weit sind wir jetzt noch nicht.

Tja, und was machen wir mit dem Fakt, dass der August und der September in den letzten Jahrzehnten im Schnitt die beiden schlechtesten Börsenmonate des Jahres waren? Lieber schnell verkaufen? Es gibt ja auch die eine oder andere Börsenstrategie, die auf diesen Saisonalitätseffekt setzt.

Also verkaufen? Lieber nicht. Dass Aktien im Schnitt in diesen Monaten nach-geben, bedeutet schließlich nicht, dass es nicht auch Jahre mit einer positiven Entwicklung im August oder September gegeben hätte. Das Verhältnis ist sogar ausgeglichen. Seit 1988 wurde der August 14-mal mit einem Minus und 14-mal mit einem Plus abgeschlossen. Interessanter ist vielleicht, dass im Falle eines Verlustmonats das Minus in der Regel heftig ausfällt - im Schnitt mit minus sieben Prozent! Warum das so ist, hat noch keiner erklären können. Vielleicht muss genügen, dass die Sommermonate allgemein schwierig sind. Es wird weniger gehandelt, die halbe Welt macht Urlaub, da ist das Volumen dünner als sonst. Und die Bewegungen deswegen vielleicht auch extremer.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com