von Uwe Lang

Das Börsenbarometer folgt einem System, das in dieser Form im Jahr 2009 entwickelt wurde. Um zu zeigen, was es leisten kann, nehmen wir die jährliche Rendite eines fiktiven Anlegers, der seit 1970 aufgrund der Signale des Börsenbarometers entweder immer den DAX oder den US-Index S&P 500 gehandelt hätte. Wichtig dabei ist auch der Vergleich: Ein DAX-Daueranleger hätte seit 1970 eine jährliche Rendite von 6,42 Prozent in Euro erzielt, ein S&P-Daueranleger 7,03 Prozent in US-Dollar.

Zinsstruktur:

Diese Methode schlägt Alarm, wenn die Zentralbanken nicht rechtzeitig auf eine Flaute reagieren und die kurzfristigen Zinsen immer noch zu hoch halten, wie es etwa 2007/2008 geschah. "Zinsstruktur" bezeichnet den Abstand zwischen den langfristigen Anleihezinsen und den Zwölf-Monats-Liborzinsen. Wir verwenden dazu die Zinsen in den USA und Deutschland und errechnen einen 32-Wochen-Durchschnitt. Gewöhnlich liegen die Anleihezinsen deutlich höher. Ist es umgekehrt, droht eine Weltrezession, wie 1974, 1982 und 2008/09. Dieser Indikator hat in den letzten 50 Jahren jede Rezession rechtzeitig erkannt. Der DAX-Anleger hätte mit dem Signal der Zinsstruktur allein eine Rendite von jährlich 8,48 Prozent erzielt, der S&P-Anleger 9,18 Prozent.

Aktienindizes als Frühindikatoren:

Wir nehmen hier drei Indizes, die sich als Frühindikatoren bewährt haben. Sie geben unterschiedliche Signale, die aber erst gelten, wenn alle drei eine Trendwende gemeldet haben. Wer sich als Käufer und Verkäufer des DAX seit 1970 nach dem Indexsignal gerichtet hätte, wäre mit einer Durchschnittsrendite von 11,44 Prozent bedient worden, der Dollar-Anleger im S&P-Index mit 7,28 Prozent.

Kombination aus fünf Indikatoren:

Die

Anleihezinsen

in den USA und Deutschland - steigen beide, meldet dieser Indikator "Verkaufen". Sinkt einer der beiden Zinssätze, kommt hier wieder ein Kaufsignal. Diese Methode war sehr erfolgreich, als Inflation und Zinsen noch hoch waren. Der DAX-Anleger hätte damit von 1970 bis heute eine jährliche Rendite von 9,62 Prozent erzielt. Da aber seit 2001 oft Deflationsgefahren gedroht haben, ging der Erfolg dieser Methode stark zurück. Von 1998 bis heute wäre die jährliche Rendite dieser Methode beim DAX nur noch bei 5,3 Prozent gelegen. Der Ölpreis: Diese Methode klingelt zum Aktienkauf, wenn der Ölpreis ein Fünf-Wochen-Tief meldet. Verkaufen muss man bei einem Sechs-Wochen-Hoch des Ölpreises. Dem langfristigen Erfolg seit 1970 beim DAX-Anleger von jährlich 7,95 Prozent steht in den letzten 18 Jahren nur noch eine Rendite von 5,7 Prozent gegenüber. Die

Rohstoffpreise

: Der CRB-Index für alle Rohstoffe gibt nur ein Verkaufssignal, wenn sein Wert über dem Vorjahreswert liegt und außerdem die Steigerung in den letzten zwölf Monaten größer war als in den zwölf Monaten zuvor. Erfolg beim DAX-Anleger: 8,87 Prozent seit 1970 und 8,0 Prozent seit 1998. Der US-Dollar: Dieser Indikator gibt ein Verkaufssignal für Aktien, wenn der Dollar gegenüber dem Euro ein 15-Wochen-Tief meldet, und er kauft zurück, wenn der Dollar gegenüber dem Euro wieder ein 15-Wochen-Hoch erreicht. Ein starker Dollar hilft Europa und Japan im Export in Dollarländer (auch nach China), den Amerikanern beschert er niedrige Importpreise. Der

Saisoneffekt

: Wir zählen die Monate Mai bis September zu den gefährlichen Monaten für Aktien. Sind die Aktienindizes gerade sehr hoch, ist auch der Oktober noch als Crashmonat in Erinnerung. Wer seit 1970 Ende April immer alles verkauft hätte und erst Ende September (zum Teil erst Ende Oktober) wieder voll eingestiegen wäre, hätte im Durchschnitt als DAX-Anleger bis heute eine jährliche Rendite von 9,13 Prozent erzielt, der S&P-Anleger 7, 32 Prozent. Die Mehrheit aus diesen fünf Indikatoren bildet also unser drittes Signal.

Die Mehrheitsentscheidung der drei Signale gibt dann das eigentliche Signal, eben das Börsenbarometer. Die Rendite für den DAX-Anleger des Börsenbarometers wäre bei jährlichen 15,5 Prozent gelegen, die Rendite für den S&P-Anleger bei 12,23 Prozent.

Uwe Lang


Lang ist Autor des Börsenbarometers in BÖRSE ONLINE (siehe Seite 6) und hat mehrere Bücher zum Thema Börse geschrieben. Seit 1987 ist er zudem Herausgeber des Informationsdienstes "Börsensignale" und seit 1991 Partner und Berater der Swissinvest, einem Institut für angewandte Finanzmarktanalysen. Uwe Lang hat Theologie und Pädagogik studiert und war bis 1992 hauptberuflich evangelischer Pfarrer.

Exklusiv in BÖRSE ONLINE schreiben renommierte Finanzexperten und Investmentprofis über Börse und Geldanlage. Weitere Gastkommentare finden Sie unter: www.boerse-online.de/meinungen-und-perspektiven