Anleger sehen sich derzeit wechselvollen Einflüssen ausgesetzt. Einerseits treiben gute Konjunkturdaten und steigende Unternehmensgewinne die Kurse. Andererseits steuern einige Marktsegmente auf ambitionierte Bewertungen zu. Politische Großereignisse erschweren die Wertpapieranalyse zusätzlich. Wechselnde Stimmungen treiben den Markt mal in die eine und mal in die andere Richtung. Nehmen die Schwankungen zu, steigt gewöhnlich die Verunsicherung. Schlagzeilenträchtige Nachrichten werden dann mitunter stärker gewichtet als harte Fakten, was den Anlageerfolg beeinträchtigen kann.

Erfahrene Investoren vermeiden ein derart kurzfristiges Agieren. Sie setzen stattdessen auf die langfristige Überlegenheit von Aktien als Anlageklasse und selektieren die attraktivsten Unternehmen. Dabei bedienen sie sich im Wesentlichen zweier unterschiedlicher Methoden, der quantitativen und der fundamentalen Analyse. Anhänger der quantitativen Methode sammeln, bewerten und gewichten Kennzahlen wie KGV oder Dividendenrendite und konstruieren daraus ein analytisch preiswertes Portfolio. Menschliche Einschätzungen und Bewertungen klammert dieser Ansatz zumeist bewusst aus. Die "Quants" dagegen verlassen sich vielmehr auf eine Flut von Firmendaten, die sie mit ausgeklügelten IT-Programmen blitzschnell auswerten. Quantitative Ansätze breiten sich immer mehr aus.

Aktiven Investoren geht das datenbasierte Portfoliomanagement allerdings nicht weit genug. Sie möchten mehr über die Zukunftschancen eines Unternehmens erfahren. Dazu hinterfragen sie Strategie, Geschäftsmodell und Marktposition. Das Augenmerk gilt außerdem unternehmensspezifischen Risiken, die zum Beispiel durch staatliche Regulierung entstehen. Die Fundamentalanalyse berücksichtigt somit auch qualitative Kriterien, die sich der reinen Zahlenbetrachtung entziehen. Beide Methoden haben Vor- wie Nachteile. Wer das eigene Portfolio ausschließlich nach rein quantitativen Grundsätzen zusammenstellt, läuft Gefahr, vermehrt Aktien mit unterdurchschnittlichem Potenzial anzuhäufen. So weisen Sektoren wie die Versorgerbranche eine glorreiche Vergangenheit auf, während die Zukunftschancen eher durchwachsen sein dürften. Rein fundamental orientierte Investoren dagegen, die quantitative Kriterien vernachlässigen, kaufen möglicherweise zu viele an sich gute Wachstumsunternehmen zu teuer ein.

Die Stärken beider Methoden: Die quantitative Analyse trägt dazu bei, Gesellschaften mit den vergleichsweise besten Kennziffern zu lokalisieren. Die fundamentale Bewertung erkennt wiederum Unternehmen mit gefragten Produkten, fähigen Managern und nachhaltigem Wachstumspotenzial. Es liegt somit nahe, beide Analysemethoden zu kombinieren. Fachleute verwenden für dieses Vorgehen den Begriff "Quantamental".

Wir haben gute Erfahrungen mit diesem Ansatz gemacht. Unser hauseigenes Quantamental-Modell umfasst ein zweistufiges Vorgehen. In einem ersten Schritt werden insgesamt 28 Faktoren aus den Bereichen Momentum, Risiko, Value und Growth erfasst. Betrachtet werden somit nicht nur klassische Unternehmenskennziffern, sondern auch markttechnische Faktoren wie zum Beispiel Relative Stärke oder Volatilität. Alle Faktoren werden gleich gewichtet. In einem zweiten Schritt recherchieren wir, welche dieser Unternehmen über Potenzial für stabile beziehungsweise kontinuierlich steigende Erträge verfügen und geringe firmenspezifische Rückschlagsrisiken aufweisen. Der gesamte Prozess der Aktienauswahl erfolgt streng regelbasiert nach systematischen Kriterien. Auf diese Weise entsteht ein Portfolio, das im Idealfall langfristig stärker zulegt als der Vergleichsindex und mögliche Korrekturen besser abfedert. Studien lassen den Schluss zu, dass Quantamental genau das leistet und das Beste aus zwei Analysewelten vereint.

Sven Krause ist Leiter des Fondsmanagements Aktien bei LBB-INVEST und gelernter Bankkaufmann. Er studierte an der Technischen Universität Berlin Betriebswirtschaftslehre. 1992 startete er seine Karriere als Aktienanalyst im Bereich German Small Caps bei der Landesbank Berlin. Die LBB-INVEST ist eine Tochtergesellschaft der Deka Bank und betreut ein Anlagevolumen von derzeit mehr als elf Milliarden Euro.