Es gab im Sommer 2011 allen Grund, Aktienportfolios abzusichern, als ein mögliches Scheitern des Rettungspakets für Griechenland insbesondere das europäische Bankensystem hart getroffen und die wirtschaftliche Erholung nach der Krise von 2007/08 abrupt beendet hätte. Eine neue Bankenkrise und ein Rückfall in die Rezession mit entsprechenden Auswirkungen auf die Unternehmensgewinne - auch außerhalb des Finanzsektors - wären die wahrscheinlichen Folgen gewesen. Es drohte somit eine neuerliche, heftige Börsenkorrektur. Um dies zu verhindern und um das Portfolio zu schützen, war der Kauf von Index-Puts überlegenswert.

Es gibt mehrere Kriterien für eine Absicherung mit so einem Put: Es muss ein Ereignis drohen, das zu schweren Verwerfungen von Wirtschaft und Börse führen könnte. Es muss eine realistische Wahrscheinlichkeit bestehen, dass das Ereignis eintritt. Der Aktienmarkt sollte das Ereignis noch nicht in den Kursen berücksichtigt haben. Und: Die Absicherung via Index-Puts muss zu einem vernünftigen Preis erfolgen können. Index-Puts haben gegenüber Index-Futures den Vorteil, dass sie gegen Kurseinbrüche schützen und zugleich das Kurspotenzial nach oben offen lassen. Puts steigen unbeschränkt, wenn die Kurse sinken, während man im umgekehrten Fall maximal den Einsatz verliert. Futures hingegen bewegen sich im Einklang mit den zugrunde liegenden Aktienindizes. Da die Eintrittswahrscheinlichkeit eines negativen Ereignisses meist unter 50 Prozent liegt, ist es wichtig, das Aufwärtspotenzial der Positionen zu bewahren.

Die Absicherung ist wie eine Versicherung zu betrachten. Man muss bereit sein, eine Versicherungsprämie zu bezahlen, um sich gegen einen größeren Schaden zu schützen. Und natürlich ist man froh, wenn das Haus nicht brennt und die Versicherung nicht in Anspruch genommen werden muss. Aus Kostengründen ist es aber ratsam, nur jene Teile des Portfolios abzusichern, die vom Ereignis besonders betroffen sind - und zwar über die entsprechenden länderspezifischen Aktienindizes. Zudem empfiehlt es sich, nicht auf dem aktuellen Kursniveau abzusichern, sondern auf einem Niveau rund fünf bis zehn Prozent darunter - mit Laufzeiten von jeweils einem Monat bis drei Monaten nach dem erwarteten Ereignis. Ansonsten besteht die Gefahr, dass eine permanente Absicherung die gesamte Rendite aufzehrt: Je länger die Absicherung läuft, desto teurer wird sie.

Auch in diesem Jahr stehen einige politische Ereignisse an, welche die Märkte unter Umständen fühlbar in Mitleidenschaft ziehen könnten - allen voran die französischen Wahlen am 23. April mit der Stichwahl am 7. Mai. Aus Anlegersicht ist dieses Ereignis weithin bekannt, ebenso wie die Ungewissheit über den Ausgang und das Risiko, dass eine neue Regierung den Austritt Frankreichs aus der EU und dem Euro betreiben könnte. Somit werden sich die Marktteilnehmer darauf vorbereiten und bei einem entsprechenden Ausgang kaum überrascht sein.

Wir bei BWM prüfen derzeit sehr genau die oben genannten Kriterien - und werden entsprechend entscheiden. Bleibt die Frage, warum ein Value-Investor wie BWM überhaupt absichern sollte, wenn es seine grundsätzliche Aufgabe ist, in fundamental stark unterbewertete Unternehmen zu investieren? Besteht die Möglichkeit, günstig eine Versicherung zu kaufen, die einen Schutz gegen ein erkennbares größeres Risiko bringt, passt das absolut in die Strategie. Es werden zusätzlich zu preiswerten Aktien auch preiswerte Versicherungen gekauft - beides nach dem Grundsatz, mehr zu bekommen, als man dafür bezahlt.

Dessen ungeachtet ist es eine Illusion zu glauben, dass man dank des Instruments der Index-Puts vor starken Kurskorrekturen gefeit sei. Es wäre reines Glück, immer gehedgt zu sein, wenn es an der Börse kracht. Gleichwohl können Index-Puts helfen, den einen oder anderen Rückschlag abzumildern.

Thomas Braun ist Gründer und Geschäftsführer der 1997 entstandenen Braun-von-Wyss & Müller-Gruppe (BWM) in der Schweiz. Braun betreut unter anderem den Classic Global Equity Fund aus dem Haus Classic Fund Management AG. Ziel der BWM ist die nachhaltige Vermögensbildung für Privatanleger und institutionelle Anleger mittels Anlagefonds. Dafür wenden die Manager einen disziplinierten Anlageprozess im Value-Stil an.