von Max Otte

Sehr geehrte Privatanleger,

es wird Zeit, in den Depots selektiv die Sicherheit zu erhöhen. Und damit meine ich Aktien von Unternehmen mit sicheren Geschäftsmodellen, die noch halbwegs günstig bewertet sind.

In den letzten zwölf Monaten habe ich Ihnen gelegentlich geschrieben, dass sich meine Einschätzung der Weltlage deutlich eingetrübt hat, dass wir uns zum Teil in einer Endspielsituation befinden. Die Unternehmensberatung McKinsey hat vor einiger Zeit eine Studie veröffentlicht, die zeigt, dass sich die Schuldenspirale immer weiter dreht, wie SPIEGEL ONLINE berichtet.

Schön, dass man da nun auch meine Argumentation von 2006 übernimmt und Staatsschulden, private Schulden und die Schulden des Unternehmenssektors addiert. Aus Sicht der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ist das problematisch, aber die Summe zeigt auf, wie hoch das Kartenhaus der Geldvermögen ist und wie wackelig es damit steht.

Auf Seite 2: Keine Alternative zu Aktien



Bankeinlagen und Lebensversicherungen sind somit keine Alternative zu Aktien. Dabei kommt es nicht nur auf den Preis an. Mit einem cashbereinigten KGV von 20 ist Google, die auch weiterhin eine Position in den nach meiner Strategie geführten Fonds ist, sicher nicht mehr billig. Die rasante Gewinnentwicklung hat sich im Jahr 2014 auf zehn Prozent Anstieg abgeschwächt. Aber selbst damit läge das KGV für Ende 2015 bei 18,2. Und Ende 2016 bei 16,5.

Google dringt aggressiv in neue Geschäftsbereiche wie autonomes Fahren, Smart Home oder intelligente Brillen ein. Selbst wenn mir die Welt, die Google mitgestaltet, persönlich nicht sehr sympathisch ist, ist es sehr wahrscheinlich, dass hier massives Wachstum generiert wird.

Ein Wort zum "ethischen Investieren", zu dem ich auch von Frank Markus Barwasser in "Pelzig hält sich" in Zusammenhang mit Google befragt wurde. Google und die anderen amerikanischen Technologiekonzerne sind sicher dick mit der amerikanischen Politik verwoben und fördern den Kontrollstaat. Als Investor kann ich mich aber nicht dagegen wehren, indem ich die Aktie nicht kaufe. Wehren könnte sich nur Europa, indem Brüssel zum Beispiel endlich die Kartellgesetze anwendet wie vor ungefähr zehn Jahren bei Microsoft. Aber das passiert nicht.

Natürlich gibt es Aktien, die ich gar nicht machen würde. Aber Google, Nestlé und auch die Ölkonzerne gehören nicht dazu. Sie sind Teil der heutigen Welt, die genau so von der Politik und unseren gewählten Vertretern gestaltet wurde. Wenn wir diese Welt verändern wollen, müssen wir bei der Politik anfangen.

Auf gute Investments,

Ihr

Prof. Dr. Max Otte

Prof. Dr. Max Otte ist Herausgeber des wöchentlichen Börsenbriefes DER PRIVATINVESTOR (www.privatinvestor.de) und Gründer sowie Hauptgesellschafter der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH.