Einmal pro Woche erfahren die Akteure an den Goldmärkten von der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC), wie sich bei Gold-Futures das Marktsentiment entwickelt hat. Der sogenannte Commitments of Traders-Report zeigt zum Beispiel auf, ob das allgemeine Interesse an Gold-Futures im Vergleich zur Vorwoche zugenommen oder abgenommen hat. Ablesbar wird dies durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), wobei einem Future (zumindest papiermäßig) 100 Feinunzen Gold zugrunde liegen. Besonders aussagekräftig wird das Update für Investoren aber vor allem dadurch, dass man konkrete Stimmungen diverser Gruppen von Marktakteuren erkennen und interpretieren kann. So zeigt der Marktbericht auf, wie sich innerhalb einer Woche die Transaktionen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) entwickelt haben. Daraus kann man dann erkennen, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.

In der Woche zum 30. Januar war beim allgemeinen Interesse, welches in der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) zum Ausdruck kommt, ein Minus von 582.400 auf 559.300 Kontrakte (-4,0 Prozent) registriert worden. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten gab es eine ähnliche Entwicklung zu berichten. Hier ging es nämlich von 234.600 auf 225.100 Futures (-4,0 Prozent) nach unten. Die wachsende war sowohl unter Großspekulanten als auch unter Kleinspekulanten zu beobachten. Große Terminspekulanten haben innerhalb einer Woche ihre Netto-Long-Position von 214.700 auf 207.300 Kontrakte (-3,4 Prozent) zurückgefahren. Bei kleinen Terminspekulanten hat sich die Netto-Long-Position von 19.900 auf 17.800 Futures (-10,6 Prozent) reduziert. Fazit: Die Verkaufswelle an den internationalen Aktienmärkten und beim Bitcoin hat sich beim Goldpreis bislang kaum niedergeschlagen. Was nicht ist, kann aber noch werden. Derzeit bewerten Anleger die gestiegenen Zinsen offensichtlich als dominierenden Belastungsfaktor für den Vermögensschutz Gold.

Auf Seite 2: LBMA-Umfrage konstatiert Gold wenig Potenzial

Am vergangenen Donnerstag veröffentlichte die London Bullion Market Association eine 28 Seiten umfassende Studie zu aktuellen Analystenprognosen für Gold, Silber, Platin und Palladium. Wie in jedem Jahr belohnen die LBMA-Verantwortlichen den treffsichersten mit einem Goldbarren im Gewicht von einer Feinunze. Den Blick auf Gold gerichtet, fällt vor allem die große Bandbreite für die geschätzten Jahreshochs bzw. -tiefs auf. Diese reichte nämlich von 1.120 bis 1.510 Dollar und zeugt von einem relativ hohen Maß an Unsicherheit. Wenig aufregend stellt sich hingegen der Konsens der 24 abgegebenen Prognosen dar. Demzufolge wird für 2018 mit einem durchschnittlichen Goldpreis von 1.318 Dollar gerechnet. Zur Erinnerung: Aktuell notiert die Feinunze Gold mit 1.335 Dollar über diesem Schätzwert.

Aus charttechnischer Sicht hat sich beim Goldpreis die Lage spürbar eingetrübt. So gelang dem gelben Edelmetall nicht, den im Bereich von 1.360 Dollar angesiedelten Widerstand zu überwinden. Das Abprallen an dieser Hürde ist zweifellos negativ zu interpretieren. Erschwerend hinzu kam das Verkaufssignal beim Timingindikator Relative-Stärke-Index, der im Januar unter 70 Prozent rutschte und damit ein charttechnisches Verkaufssignal ausgelöst hat. Nun eröffnet sich Abwärtspotenzial bis in den Bereich von 1.310 Dollar. Hier kann man nämlich eine charttechnische Unterstützungszone ausmachen. Positiv anzumerken ist indes die aufwärts gerichtete Tendenz der 100- bzw. 200-Tage-Linie, was in der Chartlehre in der Regel als Trendbestätigung interpretiert wird.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.