Im wöchentlichen Rhythmus blicken die Akteure an den Goldmärkten gespannt auf den von der US-Aufsichtsbehörde CFTC veröffentlichten Commitments of Traders-Report. Dieser zeigt nämlich auf, welche aktuellen Tendenzen an den Terminmärkten zu beobachten sind. Die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) liefert zum Beispiel einen Hinweis, wie sich das allgemeine Interesse an Gold-Futures entwickelt hat. Außerdem zeigt der Wochenbericht auf, ob es bei kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) zu auffälligen Umschichtungen gekommen ist. Diese zeigen nämlich an, wer auf Wochensicht optimistischer und wer eher pessimistischer geworden ist. In der Woche zum 15. November waren diesbezüglich heftige Verwerfungen zu beobachten.

Kräftig bergab ging es im Berichtszeitraum mit der Anzahl offener Kontrakte, die sich von 528.203 auf 479.237 Futures (-9,3 Prozent) reduziert hat. Dies stellt den niedrigsten Wert seit über sieben Monaten dar. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten schlug sich dies in einem deutlich nachlassenden Optimismus nieder. Dieser hat sich nämlich auf Wochensicht von 245.586 auf 199.966 Futures (-18,6 Prozent) reduziert. Die wachsende Skepsis war sowohl unter großen als auch unter kleinen Terminspekulanten auszumachen.

So haben beispielsweise Großspekulanten ihre Long-Seite um über 44.000 Kontrakte reduziert und ihr Short-Engagement um 4.500 Futures zurückgefahren. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position von 217.238 auf 177.660 (-18,2 Prozent) kräftig reduziert. Eine ähnliche Skepsis war auch unter den Kleinspekulanten zu beobachten. Ihre Netto-Long-Position fiel innerhalb einer Woche von 28.348 auf 22.306 Futures (-21,3 Prozent) zurück. Wie das Experiment "Trump" ausgehen wird, dürfte die Finanzwelt ähnlich stark interessieren, wie die geldpolitischen Experimente der Fed, der EZB und der Bank of Japan. Ob das derzeit zu beobachtende massive Verkaufen von Gold-Futures richtig war, werden wir wohl erst in den kommenden Monaten bzw. Jahren erfahren.

Auf Seite 2: Goldpreis in November-Turbulenzen

Der Wahlsieg von Donald Trump hatte kaum jemand auf dem Zettel. Auch die nachfolgenden Marktreaktionen entsprachen nicht den Erwartungen der Kapitalmarktexperten. Aktien haben sich nämlich signifikant verteuert, der Dollarindex kletterte auf ein 14-Monatshoch, die Renditen von US-Staatsanleihen machten einen Satz nach oben und der Goldpreis tendierte - abgesehen von einem unmittelbar nach der US-Wahl zu beobachtenden Ausreißer nach oben - in deutlich tiefere Regionen. Fazit: Von Krisenstimmung ist derzeit offensichtlich keine Spur. Ob die aktuelle Aufbruchsstimmung sich in der US-Wirtschaft positiv niederschlagen und von nachhaltiger Natur sein wird, bleibt allerdings abzuwarten.

Vor allem der starke Dollar und die hohen Renditen für Staatsanleihen haben dem gelben Edelmetall arg zugesetzt. Letzteres spricht aber nicht zwangsläufig gegen Gold, schließlich kann man steigende Renditen in der Kapitalmarkttheorie auch als Indiz für ein höheres Risiko interpretieren. Die Strategie Gold aufgrund der steigenden Opportunitätskosten (Verzicht auf Zinsen) zu verkaufen, um auf höher rentierende Anleihen zu setzen, könnte sich auf lange Sicht als fatal erweisen - spätestens, wenn die ordentliche Zinszahlung bzw. Tilgung als gefährdet betrachtet wird. Eine wichtige Frage lautet ohnehin: Wird der Krisenschutz Gold in der Ära Donald Trump zum Auslaufmodell und somit überflüssig? Wohl kaum, schließlich dürften die Probleme in der Geld- und Weltpolitik eher zu- als abnehmen.

Unter charttechnischen Aspekten hat sich im November die Lage für den Goldpreis massiv eingetrübt. Nach dem politischen Erdrutsch in den USA hat er in der Spitze mehr als 100 Dollar verloren. Vor allem das massive Verletzen der 200-Tage-Linie, was in der Chartlehre als starkes Verkaufssignal gilt, drückt auf die Stimmung. Sollte die langfristige Durchschnittslinie nun auch noch nach unten drehen, wäre dies zweifellos negativ zu werten. Da im Bereich von 1.200 Dollar eine massive Unterstützungszone verläuft, sollte diese auf keinen Fall unterschritten werden. Für ein hohes Maß an charttechnischer Spannung sorgt derzeit der Timingindikator Relative-Stärke-Index. Dieser kämpft nämlich aktuell mit der Marke von 30 Prozent. Ein markantes Überwinden würden chartorientierte Investoren als Einstiegssignal interpretieren.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.