An den Terminmärkten befinden sich die spekulativen Marktakteure seit Wochen im Kaufmodus. Einmal pro Woche informiert der Stimmungsbericht (CoT-Report) über die long bzw. short positionierten Gold-Futures kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables). In den vergangenen fünf Wochen hat sich nicht nur das allgemeine Interesse an Gold-Futures, also die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), von 413.333 auf 467.792 Kontrakte (13,2 Prozent) kräftig erhöht, auch die Stimmung der Goldspekulanten hat sich extrem aufgehellt und weist mittlerweile den stärksten Optimismus seit über acht Monaten aus.

Während dieses Zeitraums hat sich zum Beispiel die kumulierte Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) großer und kleiner Spekulanten von 32.979 auf 163.300 Futures fast verfünffacht. Die heftigsten Positionsveränderungen waren dabei unter den Großspekulanten auszumachen. Sie haben nämlich ihr Long-Exposure massiv nach oben gefahren und zugleich die Short-Seite kräftig reduziert. Per Saldo führte dies seit Mitte September zu einer regelrechten Explosion der Netto-Long-Position von 39.547 auf 151.301 Kontrakte (+283 Prozent). Noch optimistischer war diese Gruppe von Marktakteuren letztmals am 10. Februar dieses Jahres.

Besonders auffällig war aber auch der bei den Kleinspekulanten zu beobachtende Stimmungstrend. Innerhalb von fünf Wochen mutierte nämlich hier eine pessimistische Netto-Short-Position in eine optimistische Netto-Long-Position. Aus minus 6.568 Futures wurden bis zum 20. Oktober plus 11.999 Kontrakte. Nach elf Wochen, in denen die Pessimisten mitunter deutlich in der Mehrzahl waren, scheinen nun auch die Spekulanten mit der weniger gewichtigen Marktmacht wieder an das gelbe Edelmetall zu glauben. Problem dabei: In der Vergangenheit war ihr Timing nicht immer das Beste. Akute Sorgen muss man sich aber noch nicht machen, schließlich gab es Zeiten, wo der Optimismus der Kleinspekulanten um ein Vielfaches stärker ausgeprägt war als heute.

Auf Seite 2: Charttechnisches Verkaufssignal generiert In der vergangenen Handelswoche hat sich beim Goldpreis die charttechnische Lage nach dem erfolglosen Angriff auf die 200-Tage-Linie spürbar eingetrübt. In diesem Jahr erwiesen sich beim gelben Edelmetall die mit dem Überwinden der 200-Tage-Linie einhergehenden Kaufsignale bereits mehrfach als "Bullenfalle". Damit steht auch der Ausbruch aus dem Abwärtstrendkanal der vergangenen drei Jahre auf wackligen Beinen. Ein Kursrutsch unter 1.150 Dollar würde auch dieses Kaufsignal zum Fehlsignal mutieren lassen und aufgrund der hier angesiedelten Unterstützungszone möglicherweise weiteren chartinduzierten Verkaufsdruck auslösen. Allzu großen Optimismus rechtfertigt der Blick auf den aktuellen Chart derzeit eher nicht. Ohne ein nachhaltiges Überwinden der Marke von 1.200 Dollar dürfte sich daran auch kaum etwas ändern.

Das Thema US-Zinswende dürfte in den kommenden Tagen einmal mehr die Diskussionen an den Goldmärkten dominieren, schließlich steht am kommenden Mittwoch die vorletzte Sitzung der US-Notenbank Fed auf der Agenda. Die Wahrscheinlichkeit für ein Anheben ist derzeit allerdings nicht sonderlich hoch. Darauf deutet zumindest das vom Terminbörsenbetreiber CME Group konzipierte future-basierte "FedWatch Tool" hin. Dieses gibt an, wie wahrscheinlich eine Zinserhöhung ist. Für die Sitzung am Mittwoch wird derzeit ein Wert von sechs Prozent "ausgespuckt", während für das am 16. Dezember stattfindende letzte Notenbankertreffen des Jahres 2015 eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit von immerhin 39 Prozent ausgewiesen wird. Zur Erinnerung: Vor einigen Monaten hat Fed-Chefin Janet Yellen fast schon versprochen, noch in diesem Jahr die Zinswende und somit eine Normalisierung an der Zinsfront einzuläuten. Danach sieht es derzeit eher nicht aus. Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.