Im wöchentlichen Rhythmus informiert die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission über die Stimmungsveränderungen kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables). In der Woche zum 11. Oktober sind bei Platin-Futures sowohl kleine als auch große Terminspekulanten skeptischer geworden, wobei dieser Trend bei letzteren besonders heftig ausfiel.

Beim allgemeinen Interesse an Platin-Futures hat sich im Berichtszeitraum hingegen wenig getan. So hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 69.695 auf 69.710 Futures sogar marginal erhöht. Vor sieben Wochen war hier noch ein Jahreshoch mit fast 82.000 Futures ein erheblich höherer Wert registriert worden. Ein kräftiger Einbruch war allerdings bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Spekulanten zu beobachten. Sie hat sich innerhalb einer Woche von 37.387 auf 30.465 Kontrakte (-18,5 Prozent) reduziert. Zur Erinnerung: Zwei Monate zuvor war bei 60.317 Futures noch der höchste Stand des Jahres erzelt worden. Die wachsende Skepsis unter den spekulativen Marktakteuren war vor allem auf die Transaktionen der Großspekulanten zurückzuführen.

Diese haben nämlich ihre Long-Seite um über 2.000 Kontrakte reduziert und zugleich ihr Short-Engagement um über 4.700 Futures nach oben gefahren. Bei deren Netto-Long-Position hat sich dies auf Wochensicht in einem Einbruch von 33.064 auf 26.278 Kontrakte (-20,5 Prozent) niedergeschlagen. Bei den Kleinspekulanten fielen die Transaktionen - sowohl auf der Long- als auch auf der Short-Seite - weniger heftig aus. Bei der Netto-Long-Position schlug sich dies in einem leichten Rückgang von 4.323 auf 4.187 Futures (-3,1 Prozent) nieder.

Auf Seite 2: Platin: Tiefster Stand seit über sieben Monaten

Unter sämtlichen Edelmetallen hatte Platin in den vergangenen Monaten einen besonders schweren Stand. Vom sommerlichen Jahreshoch bei 1.175 Dollar hat es sich um knapp 20 Prozent ermäßigt. Im Vergleich zu Gold und Silber wo Kursrückschläge in Höhe von neun bzw. 17 Prozent zu verkraften waren, geriet es somit deutlich stärker "unter die Räder". Platin wird nicht nur in der Schmuckbranche, sondern vor allem in der Automobilindustrie benötigt - vorwiegend in den Katalysatoren von Dieselfahrzeugen. Und deren Absatzperspektiven haben im Zuge des VW-Abgasskandals stark gelitten.

Aber auch mit Blick auf die Charttechnik hat es Platin besonders heftig erwischt. Anfang Oktober durchbrach das Edelmetall ohne Gegenwehr die 200-Tage-Linie, was in der Chartlehre als besonders starkes Verkaufssignal interpretiert wird. Eine weitere Eintrübung des Marktsentiments erfolgte durch den Bruch der signifikanten Unterstützungszone im Bereich von 950 Dollar. Dadurch hat sich erhebliches Abwärtspotenzial eröffnet. Der nächste charttechnische Boden verläuft bei ungefähr 820 Dollar. Hier wurde im Januar der tiefste Stand seit sieben Jahren markiert.

Der seit über zwei Monaten zu beobachtende Kursverfall hat zu einer stark überverkauften Lage geführt. Dies lässt sich am Timingindikator Relative-Stärke-Index (RSI) besonders gut ablesen. Zeigt dieser weniger als 30 Prozent an, spricht man von eine überverkauften Lage. Doch allein dieser Umstand sollte Investoren lediglich sensibilisieren, ein konkretes Kaufsignal entstünde erst mit dem (möglichst dynamischen) Überwinden der Marke von 30 Prozent. Ende 2015 erwies sich ein solches Signal als "goldrichtig", schließlich ging es mit dem Platinpreis danach um in der Spitze rund 30 Prozent bergauf. Die drei vorherigen RSI-Kaufsignale im Herbst 2014 sowie Frühjahr und Sommer 2015 kann man hingegen als "Bullenfallen" einordnen.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.