Da an den Terminmärkten die Umsätze den physischen Silberhandel in der Regel um ein Vielfaches übertreffen, interessieren sich Silberfans für den im wöchentlichen Rhythmus veröffentlichten Stimmungsbericht der US-Aufsichtsbehörde CFTC besonders stark. Dieser gibt nämlich Auskunft, welche Trends an der Terminbörse Commodity Exchange (Comex) hinsichtlich Silber-Futures zu beobachten waren. Er zeigt unter anderem an, wie sich das allgemeine Interesse an Silber-Futures auf Wochensicht entwickelt hat. Messbar wird dies durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), wobei einem Silber-Future zumindest papiermäßig 5.000 Feinunzen Silber zugrunde liegen. Dabei verfolgen Anleger beim Commitments of Traders-Report besonders intensiv, welche Transaktionen die unterschiedlichen Gruppen von Marktakteuren per Saldo getätigt haben. Daraus lässt sich dann die aktuelle Stimmung der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) ablesen und man erkennt aufgrund der jeweiligen Long- bzw. Short-Positionen, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.

Ein Dämpfer gab es in der Woche zum 14. November beim allgemeinen Interesse an Silber-Futures zu vermelden. Hier reduzierte sich die Anzahl offener Kontrakte von 203.300 auf 199.900 Futures (-1,7 Prozent). Signifikante Stimmungsveränderungen gab es auf Wochensicht eher nicht zu beobachten. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten schlug sich diese Lethargie in einem Rückgang von 81.600 auf 80.400 Futures (-1,5 Prozent) nieder, wobei große Terminspekulanten optimistischer und kleine Terminspekulanten skeptischer geworden sind.

So haben zum Beispiel Großspekulanten ihre Short-Seite um fast 2.100 Kontrakte etwas stärker nach unten gefahren als die Long-Seite (-1.800 Futures). Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position auf Wochensicht von 68.900 auf 69.200 Kontrakte (+0,4 Prozent) minimal erhöht. Kleine Terminspekulanten sind hingegen erheblich skeptischer geworden, was sich an der von 12.700 auf 11.300 Futures (-11,0 Prozent) gesunkenen Netto-Long-Position ablesen lässt. Eines sollte man bei Silber-Futures aber auf keinen Fall vergessen: Die Kontrakte stellen lediglich Papiersilber dar, die in erster Linie auf Zahlungs- und Lieferversprechen basieren. Aktuell belaufen sich zum Beispiel die Silberbestände der Commodity Exchange auf lediglich 43,2 Millionen Feinunzen. Die Anzahl offener Kontrakte repräsentiert aktuell aber ein Marktvolumen von fast einer Milliarde Feinunzen. Sollten irgendwann einmal viele Kontraktinhaber die Lieferung von Silber verlangen, wäre schlicht und einfach zu wenig Silber da.

Auf Seite 2: Silber - 200-Tage-Linie überwunden

Aus charttechnischer Sicht fällt beim Silberpreis derzeit vor allem eines auf: Die Marke von 17 Dollar scheint gegenwärtig magnetische Kräfte zu haben. In den vergangenen vier Wochen pendelte das Edelmetall in unmittelbarer Nähe zur mittelfristigen Durchschnittslinie und hat sie seit Anfang November mittlerweile deutlich hinter sich gelassen. Die langfristige 200-Tage-Linie wurde am Freitag "geknackt", was unter Chartisten als besonders starkes Kaufsignal gilt. Doch in diesem Jahr gab es diesbezüglich zwar mehrere Kaufsignale zu vermelden, so richtig gelohnt hat sich allerdings keines. Die Kurssprünge darüber erwiesen sich stets als "Strohfeuer" und damit als teure "Bullenfallen". Berechtigte Hoffnung auf einen langfristigen Trendwechsel nach oben besteht, sobald die im Bereich von 18 Dollar angesiedelten Widerstände nachhaltig überwunden werden. Danach wartet dann die nächste hartnäckige Widerstandszone im Bereich von 20 Dollar. Besonders interessant: Auf diesem Niveau könnte man dem Edelmetall zudem einen Ausbruch aus dem langfristigen Abwärtstrend und damit ein Trendwechselsignal attestieren.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.