Dieser am Freitagabend veröffentlichte Stimmungsbericht war bei Gold-Futures von einer wachsenden Zuversicht und bei Silber-Futures von einer wachsenden Skepsis der spekulativen Marktakteure gekennzeichnet. Einmal pro Woche erfahren Investoren, wie sich unter den kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) die jeweiligen Long- bzw. Short-Positionen entwickelt haben. Der Saldo beider Seiten zeigt dann an, ob in dieser Gruppe von Marktakteuren überwiegend Optimismus (netto long) oder Pessimismus (netto short) vorherrscht.

Bei der kumulierten Netto-Long-Position großer und kleiner Terminspekulanten gab es beim jüngsten Update zum vierten Mal in Folge einen Rückgang zu vermelden. Innerhalb dieses Zeitraums reduzierte sie sich nämlich von 91.732 auf 71.834 Kontrakte (-21,7 Prozent). Trotz dieser skeptischen Tendenz ist die Stimmung weitaus optimistischer als zum Jahreswechsel. Damals fiel der Optimismus mit weniger als 30.000 Futures um einiges verhaltener aus. Noch kann die Abkühlungstendenz als ganz normales "Marktrauschen" bezeichnet werden - ein Stimmungswechsel sähe sicherlich anders aus.

Seit vier Wochen kann man allerdings erhebliche Stimmungsunterschiede zwischen großen und kleinen Spekulanten feststellen. Während große Adressen vorsichtiger wurden und ihre Netto-Long-Position seither von 80.271 auf 57.041 Kontrakte (-28,9 Prozent) reduziert haben, nahm der Optimismus der Kleinspekulanten hingegen deutlich zu. Deren Netto-Long-Position kletterte nämlich im erwähnten Zeitraum von 11.461 auf 14.793 Futures (+29,1 Prozent). In einigen Wochen oder Monaten werden wir wahrscheinlich wissen, wer den besseren "Riecher" gehabt hat.

Auf Seite 2: ETF-Bestände auf Rekordkurs Anleger, die auf Krisenschutz via Silber abzielen, sollten mit Blick auf entsprechende Terminkontrakte eines nicht vergessen: Das in Silber-Futures repräsentierte Marktvolumen ist nur zu einem Bruchteil durch Silberbarren physisch hinterlegt und basiert im Wesentlichen auf Zahlungs- und Lieferversprechen der Kontrahenten. Dass diese bei einem Zusammenbruch der Finanzsysteme höchstwahrscheinlich nicht zu halten sind, dürfte jedem Anleger klar sein. Auf Basis aktueller Marktdaten beläuft sich angesichts einer Anzahl von über 190.000 offenen Kontrakten (pro Kontrakt 5.000 Unzen) das entsprechende Marktvolumen auf über 950 Millionen Feinunzen. Die registrierten Silberbestände liegen jedoch bei weniger als 22,5 Millionen Feinunzen. Das heißt: Die Marktakteure spekulieren mit einen riesigen Silberberg, der jedoch lediglich auf dem Papier existiert.

Wer "echten Krisenschutz" via Silber wahrnehmen möchte, müsste eigentlich ausschließlich auf Silberbarren und -münzen setzen. Dies bringt allerdings einen anderen Nachteil mit sich. Während der Staat bei sogenanntem Kapitalanlagegold auf die Mehrwertsteuer verzichtet, verteuert sich für Silberkäufer aufgrund der bestehenden Mehrwertsteuerpflicht ein Investment hingegen deutlich. Das heißt: Der Erwerb von physischem Silber macht daher nur bei einem ausgesprochen langfristigen Anlagehorizont Sinn. Zwischen unzureichend besicherten Silber-Futures und handfesten Barren und Münzen aus Silber gibt es aber noch eine andere Alternative: physisch besicherte Exchange Traded Commodities.

Sie erfreuen sich in diesem Jahr einer großen Beliebtheit. So meldete zum Beispiel die Nachrichtenagentur Bloomberg am vergangenen Freitag, dass in diesem Jahr die gehaltene Silbermenge dieser Wertpapiere von 18.957 auf rund 20.081 Tonnen (+5,9 Prozent) geklettert ist. Damit fehlen lediglich 101 zum 2014 markierten Rekordhoch. Analysten trauen dem kleinen Bruder von Gold derzeit einiges zu. Die von Bloomberg erfassten Kursprognosen geben für 2016 zwar lediglich einen durchschnittlichen Erwartungswert von 15,84 Dollar. Dieser steigt aber für 2017 auf 17,35 Dollar und für 2018 auf 18,37 Dollar an. Noch ein Jahr später soll Silber gemäß Analystenkonsens sogar 22,96 Dollar kosten, doch angesichts einer Bandbreite der Schätzungen von 15 bis 57 Dollar sollte diese Langfristprognose auf keinen Fall allzu sehr für bare Münze genommen werden.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.