Silber gilt einerseits als wichtiges Industriemetall und andererseits als bewährte Krisenwährung. Das heißt: Abflauende Rezessionsängste wirken sich positiv auf die industrielle Silbernachfrage aus, dämpfen aber im Gegenzug das Interesse an einem Krisenschutz. Die Transaktionen an den Terminmärkten wirken sich traditionell sehr stark auf den Silberpreis aus. Im wöchentlichen Rhythmus informiert die US-Aufsichtsbehörde CFTC, wie sich die Stimmung unter kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) im Vergleich zur Vorwoche entwickelt hat. Diesmal fiel die Tendenz uneinheitlich aus.

In der Woche zum 15. März gab es unter den spekulativen Marktakteuren bei Silber-Futures gegensätzliche Tendenzen zu beobachten - bei Großspekulanten wuchs die Skepsis, während Kleinspekulanten optimistischer geworden sind. Summa summarum gab es bei der kumulierten Netto-Long-Position (mehrheitlich optimistisch gestimmt) großer und kleiner Terminspekulanten einen leichten Rückgang von 70.815 auf 70.024 Kontrakte zu verzeichnen.

Mit dem allgemeinen Interesse an Silber-Futures ging es ebenfalls leicht bergab. So hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) gegenüber der Vorwoche von 169.875 auf 166.180 Kontrakte reduziert. Großspekulanten haben ihre Long-Seite deutlich stärker zurückgefahren als ihr Short-Exposure. Dies führte bei deren kumulierter Netto-Long-Position zu einem Rückgang von 59.884 auf 58.073 Kontrakte (-3,0 Prozent).

Bei den Kleinspekulanten hat sich hingegen der Optimismus im Berichtszeitraum markant verstärkt. Deren Netto-Long-Position nahm innerhalb einer Woche von 10.931 auf 11.951 Kontrakte (+9,3 Prozent) zu. Insgesamt lässt sich sagen, dass der seit dem Jahreswechsel zu beobachtende Stimmungswechsel bei Silber deutlich weniger stark ausgeprägt ausfiel als beim Krisenschutz Nummer Eins: Gold. Sowohl bei der Performance als auch bei den Transaktionen der Terminspekulanten hinkt Silber seinem "großen Bruder Gold" deutlich hinterher. Bei deutlich höherer Volatilität fiel der 2016 erzielte Jahresgewinn bei Silber mit 14 Prozent bislang um über drei Prozentpunkte geringer als bei Gold aus. Bei der Charttechnik sieht die Situation - verglichen mit dem Goldchart - ähnlich aus.

Auf Seite 2: Trendausbruch bei Silber möglich Aus charttechnischer Sicht befindet sich der Silberpreis aktuell in einer ausgesprochen spannenden Situation - und das aus mehreren Gründen. Anfang März überwand das Edelmetall bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr die langfristige 200-Tage-Linie, was in der Charttechnik als starkes Kaufsignal interpretiert wird. Dass solche Signale allerdings mit Vorsicht zu genießen sind, hat Silber in den vergangenen Jahren eindrucksvoll bewiesen. Allein von 2014 bis 2015 lieferte diese "Gesetzmäßigkeit" fünf Fehlsignale.

Besonders interessant stellt sich die silberne Charttechnik aber auch aus einem anderen Blickwinkel dar. Das mit Abstand günstigste Edelmetall schickt sich nämlich an, ein sogenanntes "goldenes Kreuz" zu generieren. Dies entsteht immer dann, wenn die kurzfristige 50-Tage-Linie die langfristige 200-Tage-Linie von unten nach oben durchschneidet. Sollte sich bei Silber die Erholungstendenz fortsetzen, wäre ein solches Kaufsignal so gut wie sicher.

Eine zusätzliche Aufwärtsdynamik könnte der Silberpreis dann aber auch aus einem anderen Grund erfahren. Mit einem signifikanten Überwinden der Marke von 16 Dollar würde ihm nämlich ein Ausbruch aus dem seit drei Jahren zu beobachtenden Abwärtstrendkanal gelingen. Dem Goldpreis ist ein solches Kaufsignal in diesem Jahr bereits gelungen.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.