Die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission informiert einmal pro Woche über die in Silberpreis-Futures eingegangenen Long- bzw. Short-Positionen kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables). Daraus lässt sich deren Stimmung ableiten. Optimismus herrscht vor, wenn die jeweiligen Marktakteure netto long positioniert sind, während überwiegender Pessimismus durch eine Netto-Short-Position zum Ausdruck kommt. Da die Terminmärkte den Silberpreis stark beeinflussen - einige Experten behaupten sogar, dass er dort manipuliert wird - sollten Silberanleger die dortigen Entwicklungen auf jeden Fall genau im Auge behalten.

Der am Freitagabend veröffentlichte Stimmungsbericht wies für die Woche zum 1. September bei der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), welches das allgemeine Interesse an Silber-Futures anzeigt, einen markanten Rückgang von 167.243 auf 157.013 Kontrakte (-6,1 Prozent) aus. Innerhalb von zehn Wochen stellte sich damit sogar ein "Aderlass" von über 20 Prozent ein.

In den vergangenen Wochen zogen große und kleine Spekulanten aber keineswegs an einem Strang. Noch In der zweiten Julihälfte fiel die Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) kleiner Spekulanten deutlich höher als die der Großspekulanten aus. Dies hat sich mittlerweile ins Gegenteil verkehrt. Seither war bei den Großspekulanten eine Vervielfachung der Netto-Long-Position von 4.245 auf aktuell 17.472 Kontrakte zu beobachten, den höchsten Stand seit fast drei Monaten. Bei den Kleinspekulanten war hingegen ein Rückgang von 6.922 auf 5.094 Futures verbucht worden.

Dieser gegenläufige Trend führte dazu, dass die kumulierte Netto-Long-Position großer und kleiner Spekulanten seit vier Wochen im Bereich von 23.000 Futures stagniert. Angesichts der Tatsache, dass der Silberpreis im August auf den niedrigsten Stand seit sechs Jahren gefallen war, kann man dies durchaus als ein Anzeichen für relative Stärke bzw. positive Überraschung interpretieren.

Auf Seite 2: Silber - Gutes Jahr für US-Silbermünzen

Obwohl sich der Dollar 2015 tendenziell verteuert hat, scheinen selbst US-Anleger harten Währungen wie Gold und Silber dennoch nicht abgeneigt zu sein. Im August musste zum Beispiel die Münzprägeanstalt US Mint gegenüber dem Vormonat zwar einen Absatzrückgang von 5,529 Millionen auf 4,935 Millionen Feinunzen (-10,7 Prozent) hinnehmen, auf Gesamtjahressicht ergibt sich hingegen ein völlig anderes Bild. So wurden in den ersten acht Monaten des Jahres mit 32,25 Millionen Feinunzen 14 Prozent mehr Silver-Eagle-Münzen als in der vergleichbaren Vorjahresperiode verkauft.

Auf dem falschen Fuß wurden in diesem Jahr aber auch zahlreiche Edelmetallexperten erwischt. Die eingetrübten Perspektiven der chinesischen Wirtschaft löste an den Rohstoffmärkten eine regelrechte Verkaufslawine aus und generierte dadurch mehr Deflations- als Inflationsängste. Letztere wäre für Silber eher vorteilhaft gewesen. Die prognostizierten Kursziele für die kommenden Jahre sind vor allem durch ihre enorme Bandbreite gekennzeichnet. Die von der Nachrichtenagentur Bloomberg erfassten Analystenprognosen für 2016 reichen von 14,00 Dollar bis 24,00 Dollar und ergeben einen Mittelwert von 16,95 Dollar. Gegenwärtig notiert Silber allerdings 14 Prozent darunter.

Aus charttechnischer Sicht überwiegen weiterhin die Molltöne. Kein Wunder, schließlich rutschte der Silberpreis Ende August auf den niedrigsten Stand seit sechs Jahren. Damit bleibt der Abwärtstrend weiterhin intakt, was sich auch an der fallenden 200-Tage-Linie ablesen lässt. Seit über vier Jahren befindet sich der Silberpreis mittlerweile im Baissemodus. Um Hoffnung auf ein Trendwechselsignal aufkommen zu lassen, müsste das Edelmetall deutlich zulegen, die 200-Tage-Linie überwinden und aus dem Abwärtstrend nachhaltig ausbrechen. Derzeit sieht es danach allerdings nicht gerade aus. Doch Silber gilt bekanntlich als ausgesprochen volatiles Edelmetall und war in der Vergangenheit immer wieder für so manche Überraschung gut.

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Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat.

Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.