Einmal pro Woche sorgt dieses Update von der Terminbörse für erhöhte Aufmerksamkeit, da Rohöl aufgrund der Lagerproblematik in erster Linie via Futures und nicht physisch gehandelt wird. Das Update zeigt sehr schön auf, welche Trends und Stimmungen bei WTI-Futures auf Wochensicht zu beobachten waren. So erfahren die Marktakteure zum Beispiel, wie sich auf Wochensicht das allgemeine Interesse an WTI-Futures entwickelt hat, was sich an der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) ablesen lässt. Wichtig zu wissen: Ein Rohöl-Future bewegt den Gegenwert von 1.000 Barrel Öl der US-Sorte WTI. Ein starkes Augenmerk wird bei dem wöchentlichen Bericht aber vor allem auf die Möglichkeit gerichtet, größere Positions- bzw. Stimmungsveränderungen diverser Gruppen von Marktakteuren zu erkennen und entsprechend zu interpretieren. Einmal pro Woche erfahren die Investoren, wie sich die Transaktionen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. Dies zeigt dann auf, wer hinsichtlich Öl optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.

In der Woche zum 28. November ging es mit dem allgemeinen Interesse an WTI-Futures zum zweiten Mal in Folge bergab. Im Vergleich zur Vorwoche reduzierte sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 2,51 Millionen auf 2,49 Millionen Futures (-0,9 Prozent). Der Optimismus der spekulativen Marktakteure ist hingegen auf ein neues Rekordhoch angestiegen. So erhöhte sich die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten von 583.800 auf 621.800 Futures (+6,5 Prozent). Während unter großen Terminspekulanten die Netto-Long-Position von 577.100 auf 609.800 Kontrakte (+5,7 Prozent) anzog, war bei kleinen Terminspekulanten ein Zuwachs von 6.700 auf 12.000 Futures (+79,1 Prozent) verbucht worden. Fazit: Der rekordhohe Optimismus unter Terminspekulanten sollte Anleger eher skeptisch stimmen, das sich damit das Risiko von Gewinnmitnahmen erheblich erhöht hat.

Auf Seite 2: OPEC & Co. bleiben auf der "Bremse"

Am vergangenen Donnerstag haben die OPEC-Mitglieder und andere wichtige Fördernationen wie zum Beispiel Russland beschlossen, ihre vor einem Jahr beschlossenen Förderkürzungen um 1,8 Millionen Barrel pro Tag bis Ende 2018 fortzusetzen. Obwohl dies an den Ölmärkten bereits erwartet worden war, ging es mit dem Ölpreis danach spürbar nach oben. Vor einem Jahr setzte der fossile Energieträger nach der Ankündigung erst einmal zu einer Talfahrt um in der Spitze mehr als 20 Prozent an. Damals stellte sich die Gemütslage an den Märkten jedoch völlig anders dar, schließlich hatte sich die OPEC in den Jahren zuvor den Ruf erworben, sich an Absprachen eher nicht zu halten. Außerdem machte die Weltkonjunktur vor zwölf Monaten einen weniger robusten Eindruck als heute. Und auch die geopolitische Lage im Nahen Osten ist heute erheblich labiler als vor einem Jahr. Die schwelenden Konflikte zwischen Saudi-Arabien und dem Iran und Katar sowie die instabile Situation in der Kurdenregion haben zum Aufbau einer relativ hohen Risikoprämie geführt.

Aus charttechnischer Sicht bewegt sich die US-Sorte WTI nur knapp unter ihrem höchsten Niveau seit Mitte 2015. Damit existiert erhebliches Rückschlagpotenzial. Der Timingindikator Relative-Stärke-Index generierte im November mit dem Unterschreiten von 70 Prozent ein Verkaufssignal, das sich bislang aber noch nicht sonderlich negativ bemerkbar gemacht hat. Ein Golden-Cross-Kaufsignal entstand hingegen Mitte Oktober, als die 50-Tage-Linie die 200-Tage-Linie überwunden hatte. Seither befindet sich die langfristige Durchschnittslinie zudem in einer leichten Aufwärtsbewegung, was unter Chartisten in der Regel als positiver Begleitumstand interpretiert wird. Nach oben scheint das Kurspotenzial allerdings begrenzt zu sein, schließlich warten im Bereich von 60 Dollar massive charttechnische Widerstände.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.