Einmal pro Woche informiert die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission über den sogenannten Commitments of Traders-Report die Akteure an Goldmärkten über die aktuellen Trends und Stimmungen bei Gold-Futures. Dieser Stimmungsbericht zeigt unter anderem auf, wie sich innerhalb einer Woche das allgemeine Interesse an Gold-Futures entwickelt hat. Ablesbar wird dies durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), wobei sich ein Gold-Future auf den Gegenwert von 100 Feinunzen Gold bezieht. Interessant wird das Update aber vor allem durch die angezeigten Positions- bzw. Stimmungsveränderungen der unterschiedlichen Gruppen von Marktakteuren. Diese zeigen nämlich Woche für Woche auf, wie sich die Transaktionen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. Daraus lässt sich dann ableiten, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.

Der am vergangenen Freitag veröffentlichte Stimmungsbericht wies bei Gold-Futures für die Woche zum 19. Dezember sowohl unter den Großspekulanten als auch unter Kleinspekulanten einen markant gestiegenen Optimismus aus. Das allgemeine Interesse an Gold-Futures wechselte nach fünfwöchiger Talfahrt in den Erholungsmodus. Auf Wochensicht kletterte die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 446.600 auf 453.600 Futures (+1,6 Prozent). Mit der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten ging es deutlich stärker bergauf. Hier war ein Anstieg von 119.500 auf 128.200 Futures (+7,3 Prozent) registriert worden. Große Terminspekulanten haben ihr Short-Exposure überdurchschnittlich stark zurückgefahren, wodurch sich deren Netto-Long-Position von 107.100 auf 113.800 Kontrakte (+6,3 Prozent) erhöht hat, während bei kleinen Terminspekulanten ein Zuwachs von 12.400 auf 14.400 Futures (+16,1 Prozent) registriert worden war.

Auf Seite 2: Verkaufssignal gut überstanden

Aus charttechnischer Sicht entwickelte sich der Goldpreis in den ersten acht Monaten relativ stark. Danach gab er einen Großteil seiner bis dato erzielten Kursgewinne aber wieder ab. Aktuell beläuft sich der seit dem Jahreswechsel erzielte Kursgewinn auf 8,5 Prozent. In Euro gerechnet weist das gelbe Edelmetall aufgrund des schwächeren Dollars sogar einen leichten Kursverlust in Höhe von 2,4 Prozent aus. Besonders interessant entwickelte sich im Jahresverlauf vor allem die 200-Tage-Linie. Diese drehte nämlich im August nach oben, was in der Chartlehre als Trendwechselsignal gilt. Aber damit nicht genug: Insgesamt dreimal stürzte der Goldpreis unter die langfristige Durchschnittslinie und generierte dadurch ein starkes charttechnisches Verkaufssignal. Anfang Mai und Anfang Juli eroberte das gelbe Edelmetall aber innerhalb weniger Wochen die 200-Tage-Linie zurück und konstatierte dadurch stets ein "Bärenfalle". Auch Anfang Dezember löste das Verletzen der 200-Tage-Linie charttechnische Nervosität aus. Am vergangenen Freitag überwand der Krisenschutz wieder diese extrem wichtige Marke.

Auf mittlere Sicht wäre es wichtig, dass die 200-Tage-Linie ihren Aufwärtstrend beibehält. Dies dürfte allerdings nur gelingen, wenn der Goldpreis die 200-Tage-Linie nachhaltig hinter sich lässt. Oberhalb von 1.280 Dollar dürfte jedoch die charttechnische Luft zusehends dünner werden. In den vergangenen Jahren scheiterte das Edelmetall mehrfach an dieser Hürde setzte danach mitunter zu rasanten Talfahrten an. Fazit: Auch das neue Jahr wird wahrscheinlich alles andere als langweilig werden.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.