Zunehmend mehr Unternehmen kämpfen inzwischen mit den Nachwirkungen der Energiewende. Die Margen bei den konventionellen Kraftwerken stehen unter Druck, entsprechend deutlich haben die Versorger ihre Nachfrage nach Servicedienstleistungen eingedampft. Von der Gesamtheit der negativen Auswirkungen auf das Investitionsverhalten der Versorger wurde offenbar auch das Management von Bilfinger überrascht. Kurz vor der Hauptversammlung Anfang Mai bestätigte der Konzern noch seine Prognose für 2014. Rund zwei Monate später überraschte Bilfinger seine Aktionäre mit einer bitteren Gewinnwarnung. Der Aktienkurs brach um rund 25 Prozent ein, nur langsam liefert der Chart Signale einer Stabilisierung.

Keine Frage, die Gewinnwarnung ist eine herbe Enttäuschung. Doch das Geschäftsmodell wird dadurch nicht in Frage gestellt. Die Marge im stark betroffenen Bereich "Power" dürfte nach 8,9 Prozent im Vorjahr auf nur noch sechs Prozent fallen. Da die Energiewende nachhaltige Effekte auf angrenzende Branchen hat, kann von einer kurzfristigen Schwächephase im Kraftwerks-Servicebereich wohl nicht ausgegangen werden. Die Mannheimer müssen sich mit einem längerfristigen Adjustierungsprozess beschäftigen, interne Kostensenkungsmaßnahmen rücken in den Fokus. Zugleich soll das laufende Effizienzsteigerungsprogramm Excellence nun beschleunigt umgesetzt werden. Hingegen sind in den Geschäftsbereichen "Industrial" sowie "Building and Facility" wohl keine Anpassungen erforderlich. Da die Aussichten auf dem Heimatmarkt so unsicher sind, peilt Bilfinger eine stärkere Expansion ins Ausland an. Das Unternehmen wird seinen Kunden nun verstärkt in die USA, Asien und andere Regionen folgen. Am 11. August werden die Zahlen für das erste Halbjahr erwartet, Mitte November sollen neue Wachstumsziele präsentiert werden.

Auf Seite 2: KGV und Dividendenrendite durchaus verlockend

KGV und Dividendenrendite durchaus verlockend

Analysten haben inzwischen ihre Prognosen nach unten angepasst, von dieser Seite ist somit kaum noch neues Störfeuer zu erwarten. Die neuen Prognosen für 2014 sollten im Kurs enthalten sein, wer verkaufen wollte, hat seine Position inzwischen veräußert. Bleiben weitere negative Überraschungen aus, steigen die Chancen auf eine Erholung. Bilfinger bleibt ein führender Anbieter von industriellen Dienstleistungen und vollzieht eine richtungsweisende Wandlung vom zyklischen Baukonzern hin zu einem stabileren Dienstleister. Diese sollte sich mittelfristig auch im Kurs und in der Bewertung der Aktie niederschlagen. Bei einem Börsengewicht von knapp drei Mrd. Euro liegt das 2015er-KGV bei 10,4, dass Kurs-Buchwert-Verhältnis erreicht 1,46. Zugleich bietet die Aktie auf Basis der Schätzungen von Börse Online eine starke Dividendenrendite von fünf Prozent.

Im Kursbild hat der Absturz natürlich erheblichen Schaden angerichtet. Die bisher maßgebliche obere Aufwärtstrendlinie bei derzeit rund 95 Euro spielt vorerst keine Rolle, eine an die 2010er-Tiefs angelegte Parallellinie auf Höhe des aktuellen Kurses könnte nun einige Schnäppchenjäger anlocken. Hält dieser schwache Bereich nicht, sind weitere Verluste bis an die Unterstützung um 59 / 60 Euro zu erwarten. Der Abstand zur 21-Tage-Linie lag zuletzt bei mehr als 18 Prozent, dies ist die größte negative Differenz seit 2008. Eine so starke überverkaufte Lage lässt berechtigte Hoffnungen auf eine Gegenbewegung aufkommen.

Auf Seite 3: Optionsschein als Alternative zur Aktie

Weil die Unsicherheit in der Aktie noch hoch ist, sind klassische Optionsscheine aufgrund der Vola-Komponenten vergleichsweise teuer. Bei Knock out-Papieren besteht die Gefahr, dass die Aktie kurzzeitig die kritische Schwelle berührt und Anleger einen Totalverlust erleiden. Defensive Alternativen sind daher zu bevorzugen. Einen guten Mix aus Chance und Risiko stellt der Capped-Call mit der WKN PA5QQ9 dar. Sollte die Aktie zur Fälligkeit im Juni 2015 auf oder über 65 Euro notieren, erzielen Anleger eine Maximalrendite von 59,2 Prozent oder 67 Prozent p.a. Im Vergleich dazu müsste die Aktie in dreistellige Kursregionen und somit auf neue Rekordhochs steigen, um eine stärkere Rendite zu liefern. Natürlich darf auch das Risiko nicht ausgeblendet werden. Notiert der Wert zur Fälligkeit unter 60 Euro, droht ein Totalverlust.