Gerade einmal drei Wochen ist es her, dass Rosneft-Boss Igor Setschin einen Brent-Ölpreisverfall auf 60 Dollar prognostizierte. Was damals noch pessimistisch klang, ist inzwischen von der Realität bereits unterboten worden. Für den aktuellen Januar-2015-Kontrakt mussten nur noch 59,15 Dollar bezahlt werden. Das ist sowenig wie seit Oktober 2010 nicht mehr und 30 Dollar weniger als vor zwei Monaten.

Vom 200-Tage-Durchschnitt hat sich der Preis damit um 40 Prozent nach unten entfernt. Man ist geneigt, alleine deshalb schon auf eine Erholung zu spekulieren, denn jeder Aktienindex wäre damit maßlos überverkauft. Aber Achtung: Die Rohstoffmärkte haben eigene Gesetze. Der aktuelle Absturz ist der schärfste seit der zweiten Jahreshälfte 2008.

Damals ging es ab Anfang Juli scharf nach unten. Dieses Jahr seit Ende Juni. Bis Ende Dezember hatte sich der Preis mehr als geviertelt. Aktuell lediglich halbiert. Die Wende kam 2008 erst etwa 65 Prozent unter der 200-Tage-Linie. Von dieser Warte aus gibt es also noch keinerlei Grund, jetzt bereits Long zu gehen, nur weil das Kursziel eines Putin-Vertrauten erreicht wurde.

Der Chart selbst lässt bei 54 Dollar eine wichtige Unterstützung erkennen. Dort liegt das letzte bedeutende (61,8-Prozent-) Fibonacci-Retracement der 2009/2014er-Aufwärtsbewegung. Wie bedeutsam ein solches sein kann zeigt der Blick auf die 38,2-Prozent-Marke, bei welcher die 2012er-Korrektur zu Ende ging. Und um 53 Dollar verläuft zudem der durch die markanten Tiefs von 1999 und 2009 definierte Aufwärtstrend.

Es sollte Sinn machen, im 55er-Bereich ein Abstauber-Limit für Turbo-Bull-Papiere zu platzieren und dann auf einen Erholung an das dieswöchige Hoch von gut 63 Dollar zu setzen. Der Stopp wird dann bei knapp 50 Dollar platziert, wo sich im Chart die nächste horizontale Unterstützung zeigt. Alternativ bietet sich zudem der Kauf des ausgewählten Inliners mit unterer 52er-Schwelle an. Das wäre dann allerdings eine Spekulation mit Totalverlustrisiko, da ein Stopp aus verschiedenen Gründen keinen Sinn macht. Auf Sicht eines halben Jahres winkt gleichzeitig ein guter Verdoppler.



Name: Brent-Oil-Inliner

WKN: SG6PPL

Aktueller Kurs: 4,28 € / 4,58 €

Schwellen: 52,00 $ / 88,00 $

Bewertungstag: 12.06.15

Zielkurs: 9,00 €

Stoppkurs: -

Stefan Mayriedl schreibt seit 1997 über die Finanzmärkte und gehört zum festen Autorenstamm von BÖRSE ONLINE. Der diplomierte Volkswirt hat sich auf Charttechnik und Derivate spezialisiert. Seit 2010 ist er zudem Chefredakteur des Börsenbriefs smartanlegen.

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