Manchmal ging es zwar etwas holprig zu, aber auch im ersten Halbjahr legten die weltweiten Aktienkurse im Schnitt weiter zu. Beim MSCI World Index reichte es in den ersten sechs Monaten zu einem Plus von 6,5 Prozent und auch der Auftakt in das zweite Halbjahr ist gelungen. Die Leitbörse Wall Street markierte jedenfalls gleich neue Kursrekorde.

Der laufende Haussezyklus ist damit weiterhin intakt, obwohl er schon mehr als fünf Jahre auf dem Buckel hat. Das freut die investierten Anleger, allerdings sind als eine Folge davon die Bewertungen nicht mehr überall günstig. Der US-Markt kommt in Form des S&P 500 Index auf Basis des um zyklische Faktoren bereinigten Shiller-KGVs auf einen Wert von rund 26. Das ist im historischen Vergleich bereits relativ anspruchsvoll.

Weil der Erfolg eines Investments langfristig erfahrungsgemäß stark von den beim Einstieg gezahlten Preisen abhängt, stellt sich die Frage, ob ein Kauf auch jetzt noch lohnt. Wer daran Zweifel hat, der könnte sich alternativ einfach auf jene Weltbörsen konzentrieren, die auch aktuell noch mit vergleichsweise vertretbaren Bewertungsrelationen aufwarten können. Börse Online hat unter diesem Aspekt die größeren Aktienmärkte weltweit unter die Lupe genommen und dabei aus jene fünf Märkt herausgepickt, die derzeit am günstigsten bewertet ist. Fünf solche Börsen, die allesamt auf Basis der für das Jahr 2015 erwarteten Gewinne mit einem einstelligen KGV aufwarten können, stellen wir nachfolgend vor und zeigen dabei auch, mit welchem Zertifikat dieser Markt gespielt werden kann.

Die günstigsten Weltbörsen, Platz fünf: Rumänien

Auf Platz fünf unter den günstigsten Aktienmärkten weltweit hat es die rumänische Börse geschafft. Von der Société Générale wird in einer entsprechenden Übersicht das Markt-KGV für 2015 auf im Schnitt 9,1 beziffert. Das entspricht zwar auch dem Wert, mit dem der südkoreanische Aktienmarkt aufwarten kann, aber wenn auch noch der Median-Wert berücksichtigt wird, der sich im Fall von Rumänien auf ebenfalls 9,1 beläuft, dann hat Bukarest letztlich die Nase vorne verglichen mit Seoul. Rumänien kann außerdem auch noch mit einer respektablen Dividendenrendite von im Schnitt 4,3 Prozent (Median 6,5 Prozent) aufwarten. Moderat gestaltet sich zudem das Kurs-Buchwert-Verhältnis mit 1,0 bzw. 0,9.

Ein Schwellenland wie Rumänien ist zwar auch immer mit etlichen Herausforderungen konfrontiert, zu denen in diesem Fall jederzeit mögliche politische Turbulenzen zahlen. Aber die EU-Mitgliedschaft verleiht hier als Gegengewicht einen gewissen Stabilitätsanker. Für einen Emerging Market könnte die konjunkturelle Dynamik gerne etwas höher ausfallen, aber immerhin rechnen die Volkswirte bei der Erste Bank mit einem Wirtschaftswachstum von 3,0 Prozent und 3,3 Prozent in diesem und im kommenden Jahr. Was den Aktienmarkt selbst angeht, so befindet sich der Leitindex BET in einem stabilen Aufwärtstrend, so dass auch charttechnisch gesehen eine gute Note ausgestellt werden kann. Die Analysten bei Renaissance Capital rechnen übrigens damit, dass das Land bis 2016 den Aufstieg zu einem MSCI Emerging Markets Index-Mitglied schaffen kann.

Die Auswahl an Investmentmöglichkeiten ist im Falle Rumäniens leider relativ begrenzt. Ein entsprechendes Produkt hat aber die RBS mit dem ROTX Index Open End Zertifikat (WKN: ABN6US, 8,39 Euro) im Bestand.

Die günstigsten Weltbörsen, Platz vier: Argentinien

Auf Platz vier in der Bewertungsliste der Société Générale wird Argentinien ausgespuckt. Wegen der vielen negativen Schlagzeilen, denen das Land abseits des Fußball-Feldes produziert, dürften hier viele Anleger allerdings gleich von vorneherein abwinken. Der leidige Streit um die unbeglichenen Altschulden, die das Land auch aktuell wieder an den Rand einer Staatspleite gebracht haben, sind Beispiele dafür, was in Argentinien falsch läuft. Das an sich sehr reiche Land wurde leider systematisch heruntergewirtschaftet und aus Anlegersicht als potenzielle Gefahrenquelle besonders zu beachten ist der Abwertungsdruck, der auf der Landeswährung lastet. Die Analysten von JP Morgan befürchten jedenfalls noch in diesem Jahr eine Abwertung des Pesos zum Dollar um 27 Prozent und im kommenden Jahr um weitere elf Prozent.

Der lokale Aktienleitindex Merval zieht unbeirrt von alledem trotz schon seit Jahren nach oben. Wobei das auch teilweise damit zu tun hat, dass wegen der verhängten Devisenhandelsbeschränkungen versucht wird über den Kauf argentinischer Aktien und einem Verkauf dieser Papiere über ADRs, die in den USA gehandelt werden, an Dollar zu kommen. Obwohl sich die Kurse seit 2008 vervielfacht haben, gestaltet sich die Bewertung auf KGV-Basis für 2015 mit im Schnitt 8,3 und im Median 7,6 noch immer optisch moderat. Verglichen mit anderen lateinamerikanischen Börsen hat sich der Bewertungsvorteil zuletzt aber verengt. Relativ mickrig fällt allerdings die Dividendenrendite mit 1,3 (1,8) Prozent auf und auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis könnten mit Werten von 1,9 (1,7) gerne etwas niedriger ausfallen.

Inwieweit die vorherrschenden Bewertungsrelationen tatsächlich den bestehenden Risiken gerecht werden, muss jeder Anleger für sich selbst entscheiden, wobei dabei vor allem die Abwertungsgefahr zu bedenken ist. Für den Markt spricht aber der charttechnisch völlig intakte Aufwärtstrend. Die Anlageoptionen sind auch in diesem Fall begrenzt, erneut kann aber auch hier die Royal Bank of Scotland mit dem MSCI Argentina TR Open End Index Zertifikat (WKN: RBS4Q1, 20,83 Euro) mit einem passenden Produkt aufwarten. Als Wette eignet sich dieses Konstrukt möglicherweise dann, falls es bei den Präsidentschaftswahlen 2015 zu einem Führungs- und damit auch einem wirtschaftspolitischen Kurswechsel kommen sollte.

Die günstigsten Weltbörsen, Platz drei: Pakistan

Auch auf Platz drei unter den günstigsten Weltbörsen rangiert mit Pakistan ein echter Krisenherd. Die Nachrichten, die man hierzulande über Pakistan liest, sind nach wie vor zumeist von Meldungen über Bombenattentate oder ähnliches geprägt und somit eher von negativer Natur. Das Auswärtige Amt beispielsweise sieht sich zu dem Hinweis veranlasst, landesweit bestehe eine Gefährdung durch politisch-religiös motivierte Gewalttaten. Trotz aller Probleme wächst die Wirtschaft aber und in diesem Jahr scheint ein Plus von rund drei Prozent möglich zu sein. Wobei noch eine große Schattenwirtschaft zu berücksichtigen ist, die nicht in die offiziell ausgewiesenen Daten einfließt. Ein Faustpfand für die Zukunft stellt zudem die Bevölkerungszahl von rund 183 Mio. dar, weil davon mehr als die Hälfte unter 25 Jahren ist. Ob sich dieser Faktor nutzen lässt, hängt letztlich von der betriebenen Politik ab.

Was die Bewertung angeht, kann die Börse in Pakistan mit einem Markt-KGV von im Schnitt 8,1 aufwarten und im Median von 7,6. Bei der Dividendenrendite stehen satte 7,1 (6,0) Prozent zu Buche, während das Kurs-Buchwert-Verhältnis mit 1,9 (1,8) als eher hoch einzustufen ist. Identische Werte ergeben sich auch für das Kurs-Cash-Flow-Verhältnis, was ebenfalls maximal als mittelprächtig einzuordnen ist. Positiv gestaltet sich dagegen wiederum das Chartbild, nachdem der von der Karachi Stock Exchange berechnete KSE 100 Index in diesem Jahr schon gut 20 Prozent zugelegt hat. Geholfen hat dabei unter anderem auch die Entscheidung des Indexanbieter MSCI, das Gewicht des Landes im MSCI Frontier Markets Index auf 8,4 Prozent zu verdoppeln. Wer investieren will, wird erneut bei der RBS in Form des Pakistan Top 15 TR Open End Index Zertifikat (WKN: AA0PAK, 126,87 Euro) fündig.

Die günstigsten Weltbörsen, Platz zwei: China

Den zweiten Platz unter den günstigsten Weltbörsen nimmt derzeit China ein. Das Markt-KGV beträgt in diesem Fall im Durchschnitt 6,3 und im Median 8,8. Die Dividendenrendite beträgt 5,0 (2,9) und das Kurs-Buchwert-Verhältnis 0,9 (1,1), was ebenfalls als günstig angesehen werden kann. Das Wachstum beim Buchwert je Aktie wird von der Société Générale auf 9,1 Prozent und auf 11,6 Prozent für 2014 und 2015 beziffert. Die voraussichtliche Wachstumsrate beim Gewinn je Aktie wird mit 8,2 Prozent und 8,7 Prozent angegeben.

Das klingt alles ganz passabel, der lokale Aktienmarkt steckt nach einer Baisse allerdings noch immer in einem Seitwärtstrend fest. Wie die Entwicklung beim Shanghai A-Index oder auch dem Shanghai-B-Index zeigt, scheint aber zumindest ein tragfähiger Boden gefunden zu sein. Ein eindeutiges charttechnisches Kaufsignal steht jedoch noch aus. Was die Bullen trotz der niedrigen Bewertung bisher davon abhält, bedingungslos zu kaufen sind die Unsicherheiten, die mit den volkswirtschaftlichen Reformen und der damit verbundenen Wachstumsverlangsamung einhergehen.

Wie ein Damoklesschwert über den Markt schwebt zudem die Blase am lokalen Immobilienmarkt und zu beachten ist auch, dass der chinesische Aktienmarkt wegen der bei vielen Unternehmen nur geringen Wertschätzung der Interessen freier Aktionären einen gewissen Bewertungsabschlag auch verdient hat. Die Zahl der Indexprodukte auf den chinesischen Aktienmarkt ist noch immer begrenzt. Eine Ausnahme stellt das China SE Shanghai B-Shares Index Open End Zertifikat der RBS dar (WKN: ABN3YT, 155,50 Euro).

Die günstigsten Weltbörsen, Platz eins: Russland

Den Titel als günstige Börse weltweit kann derzeit eindeutig Russland für sich beanspruchen. Dem lokalen Aktienmarkt wird noch immer lediglich ein KGV von 5,1 zugestanden und im Median bewegt sich dieser Wert bei 6,6. Sehen lassen kann sich auch die Dividendenrendite von 5,4 (5,0) Prozent. Ausgesprochen niedrig präsentiert sich zudem auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis mit 0,5 (0,8).

Das sind alles ausgesprochen günstige Bewertungsrelationen, wobei allerdings anzumerken ist, dass Russland traditionell relativ günstig bewertet ist. Derzeit fällt der Abschlag noch etwas höher als sonst üblich aus, weil sich die Anleger wegen der krim-Krise Sorgen um eine außenpolitische Isolierung Russlands Sorgen. Ansonsten lässt sich die im Schnitt niedrige Bewertung in Russland mit der dort ähnlich wie in China relativ geringe Beachtung der Interessen der freien Aktionäre erklären. Diese zu benachteiligen oder sich einfach an Firmen-Assets zu bereichern, ist leider noch immer oft an der Tagesordnung. Allerdings gibt es auch viele Investoren, denen kriminelle Machenschaften oder eine fragwürdige Politik relativ egal sind, wenn sie Gewinnchancen wittern. So sagte beispielsweise jüngst der bekannte Asset-Allocation-Spezialist James Montier in einem Interview sinngemäß folgendes: Selbst wenn in den Unternehmen die Hälfte des Gewinns gestohlen wird, handeln sie immer noch zu einem tiefen KGV. Also was soll’s?

Wer ähnlich gestrickt ist und russische Aktien für interessant hält, der kann beispielsweise mit dem Open End Zertifikat auf den RTS von der Commerzbank (WKN: DR0QUK, 101,04 Euro) mitmischen. Noch hat der RTS allerdings seinen Abwärtstrend noch nicht ganz überwunden, versucht aber gerade, diesen Negativtrend zu knacken.