Selten zuvor ist der DAX so gut ins Jahr gestartet wie 2015. Mitte 1988 eingeführt und rückwirkend zum 31. Dezember 1987 auf 1000 Punkte normiert, ist das wichtigste deutsche Aktienmarktbarometer seither um 1080 Prozent angestiegen. Umgerechnet entspricht dies einem jährlichen Wertzuwachs von stolzen 9,3 Prozent. Allein in diesem Jahr betragen die Zuwächse trotz der Rückgänge in den vergangenen Wochen schon über 17 Prozent. Oder anders ausgedrückt: Zwischen Anfang Januar und Ende April haben die Besitzer deutscher Bluechips fast das Doppelte der durchschnittlichen Jahresperformance eingefahren.

Die positive Entwicklung ist bei zunehmenden Schwankungen zuletzt allerdings etwas ins Stocken geraten. Und es stehen uns - zumindest statistisch betrachtet - nun erst einmal die schwächeren Börsenmonate des Jahres bevor. Hinzu kommt, dass sich die Aktienquote bei Anlegern, die während des seit Herbst 2011 anhaltenden Aufschwungs - der bislang rund 125 Prozent Plus gebracht hat - relativ konsequent dabeigeblieben sind, deutlich erhöht haben sollte. Da kann es sicher nicht schaden, etwas auf die Bremse zu treten, einen Teil der Gewinne einzutüten und von Aktien in ausgewählte Derivate umzuschichten. Das schafft ein gewisses Sicherheitspolster und schont die Nerven, ohne dass Anleger damit auf weitere Renditezuwächse bis Ende des Jahres zwangsläufig verzichten müssten.

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Mit Discount oder Bonus

Die einfachste Vorgehensweise ist dabei, Aktien oder Indexinvestments gegen entsprechende Discountzertifikate mit Cap auf Höhe des aktuellen Preises des Basiswerts auszutauschen. Bezogen auf den DAX lassen sich so bei insgesamt unverändertem Indexstand zum Jahresende immerhin Zuwächse von fast sieben Prozent realisieren. Gleichzeitig geraten die Käufer der Papiere erst dann in die Verlustzone, wenn der Leitindex bis kurz vor Weihnachten mehr als 6,5 Prozent an Wert verliert.

Noch höher fallen die maximal erzielbare Rendite sowie der Discount aus, wenn beim Basiswert nicht auf einen Index, sondern volatilere Einzeltitel zurückgegriffen wird. Findet der beschriebene Tausch beispielsweise bei Infineon, einer der schwankungsfreudigsten DAX-Aktien statt, sind bei gleichen Voraussetzungen in den kommenden acht Monaten Zugewinne von bis zu 10,3 Prozent drin. Die Abdeckung mit Discountzertifikaten umfasst praktisch sämtliche Werte aus der ersten und zweiten deutschen Börsenliga und reicht zum Teil bis in den SDAX-Bereich hinein.

Alternativ kann auch in Capped-Bonuszertifikate gewechselt werden. Mit ihnen lässt sich eine genau vorgegebene Rendite erzielen, sofern die Barriere während der Laufzeit nicht berührt oder unterschritten wird. Wiederum auf das Jahresende bezogen lassen sich hier mit Papieren auf den DAX bei einem Sicherheitspuffer von gut 15 Prozent aktuell Renditen von bis zu 8,5 Prozent realisieren. Bei einem Sicherheitspuffer von zehn Prozent sind bei unverletzter Barriere sogar Zugewinne von über elf Prozent möglich. Dabei gelten diese Zahlen für Capped-Bonuszertifikate, die ohne Aufgeld gehandelt werden (Kaufpreis entspricht in etwa dem aktuellen Kurs des Basiswerts), sodass die Verluste bei einem Barrierebruch nicht höher als beim Besitz eines entsprechenden Indexzertifikats ausfallen.

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Taktisch investieren

Während der beschriebene Tausch eines Direktinvestments in ein Discount- oder ein klassisches Capped-Bonuspapier die Risikoreduzierung einer einzelnen Position zur Folge hat, können Capped-Reverse-Bonuszertifikate einen wertvollen Beitrag zur Stabilisierung des Gesamtdepots leisten.

Wie es der Name bereits erahnen lässt, entspricht ihr Aufbau dem der Ausgangsvariante, nur eben genau spiegelbildlich. So liegt die Barriere bei Capped-Reverse- Bonuszertifikaten zum Emissionszeitpunkt deutlich über dem Kurs des Basiswerts. Wird sie während der Laufzeit weder berührt noch überschritten, bekommen Anleger bei Fälligkeit den Bonusbetrag ausgezahlt. Andernfalls geht die Chance auf die Bonuszahlung verloren und der Rückzahlungswert orientiert sich an der prozentualen Wertentwicklung des Basiswerts mit umgekehrtem Vorzeichen.

Ein Beispiel: Steigt der DAX bis zum 18. Dezember dieses Jahres zu keinem Zeitpunkt auf oder über 13 500 Punkte, was aus heutiger Sicht einem Anstieg von 17,6 Prozent entspräche, erhalten Besitzer des Capped- Reverse-Bonuszertifikats mit der Wertpapierkennnummer DG2 5M5 einige Tage später einen Betrag in Höhe von 65 Euro (Bonusbetrag) ausgezahlt. Beim aktuellen Briefkurs von 50,74 Euro entspräche dies einem Zugewinn von 28 Prozent.

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Wird die Barriere während der Laufzeit allerdings verletzt, erlischt das Recht auf die Bonuszahlung. Der Rückzahlungswert orientiert sich dann an der Differenz zwischen dem zweifachen Basispreis, dem sogenannten Reversekurs, und dem DAXWert bei Fälligkeit. Bei einem Basispreis von hier 7000 Punkten hat die Verletzung der Barriere damit in der Regel sehr hohe Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals zur Folge.

Aufgrund der hohen Verluste bei einem Barrierebruch sollte bei der Wahl dieser Schwelle deshalb auch keinesfalls zu aggressiv vorgegangen werden. So beziffert die Citigroup unter Berücksichtigung des aktuellen DAX-Standes sowie der impliziten Volatilität die K.-o.-Wahrscheinlichkeit für die Barriere von 13 500 Punkten bis Mitte Dezember immerhin auf 29,7 Prozent. Bei 14 000 Punkten sind es "nur" noch 20,4 Prozent.

Andererseits sollten sich die Besitzer von Capped-Reverse-Bonuszertifikaten bei einem Barrierebruch auch nicht zu sehr ärgern. Da sich die Preise dieses Derivatetyps in aller Regel konträr zu den meisten Aktienkursen entwickeln, wird der deutlich größere Teil des Depotvermögens in diesem Fall nämlich erheblich an Wert gewonnen haben. Insofern können Capped-Reverse- Bonuszertifikate einen wertvollen Beitrag zur Stabilisierung eines breit diversifizierten Depots leisten.

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