Langsam aber stetig schiebt sich die ThyssenKrupp-Aktie nach oben: Im Performance-Ranking der DAX-Titel seit Jahresbeginn ist der Wert mit plus 17 Prozent bereits unter den Top 10 zu finden. In den kommenden Monaten dürften noch mehr Investoren das Nachholpotenzial erkennen. Aus mehreren Gründen weckt der Titel Begehrlichkeiten.

Tochter im Fusionsfieber



Im Fokus steht vor allem die Zukunft des Stahlbereichs. Bereits seit rund zwei Jahren laufen Verhandlungen mit dem indischen Branchenkollegen Tata Steel über einen möglichen Zusammenschluss. Wegen der Überkapazitäten am Markt ist eine Konsolidierung dringend notwendig und wird von Konzernchef Heinrich Hiesinger nun energisch vorangetrieben. Konzernkreisen zufolge könnten bei einem Zusammenschluss rund 500 Mio. Euro pro Jahr eingespart werden. Geplant ist sogar eine Beteiligung von weniger als 50 Prozent am künftigen Unternehmen, die Stahlsparte würde nicht mehr in der Bilanz erscheinen. Nach der Stahlfusion wäre ThyssenKrupp bestens positioniert, um von der sich abzeichnenden Erholung in der Branche zu profitieren. Die EU-Schutzzölle vor chinesischen Billigimporten zeigen bereits Wirkung, zuletzt legten die Stahlpreise wieder zu. Bei einer Fusion würde der zweitgrößte europäische Stahlkocher nach ArcelorMittel entstehen. Auch bei Tata will man daher den Deal zügig abschließen. Bereits in den kommenden Wochen könnte eine Lösung auf dem Tisch liegen und dürfte die Aktie weiter anschieben.

Doch auch die laufenden Sparprogramme sind in ihrer Wirkung nicht zu unterschätzen. Im schwächelnden Anlagenbau sollen mehr als eine halbe Milliarde Euro entfallen. Dank der Maßnahmen dürften die Einnahmen künftig nicht mehr so stark schwanken, im Gegenzug sollte die Ertragskraft steigen. Als Industriekonzern könnten Investoren sogar neue Bewertungsmaßstäbe ansetzen. Im vergangenen Jahr lag die Eigenkapitalrendite bei gut elf Prozent, nach zehn Prozent im Geschäftsjahr 2015. Bei Analysten dominiert aber noch Skepsis, die Schätzungen für den Gewinn je Aktie für 2017 und 2018 sind seit Monaten nahezu unverändert. Aktuell rechnet der Markt mit 1,68 Euro für 2018. Dies führt zu einem KGV von 16, was ungefähr dem 10-Jahres-Durchschnitt entspricht.

Operativ zeigt der Trend ebenfalls in die richtige Richtung. Alle Geschäfte haben zweistellige Zuwachsraten beim Auftragseingang erzielt", zeigte sich Firmenchef Heinrich Hiesinger Mitte Mai recht zufrieden. Dazu passen die jüngsten Meldungen aus dem Rüstungsbereich, wo man im Rahmen eines Konsortiums einen zwei Mrd. Euro schweren Auftrag sicherte. Mitte Juni stimmte zudem das Parlament in Norwegen dem rund 4,3 Mrd. Euro teuren U-Boot-Projekt zu, der Großauftrag geht ebenfalls an ThyssenKrupp.

Technisch begrenztes Potenzial



Nicht nur die operative Entwicklung zeigt aufwärts, auch das Kursbild bereitet zunehmend Freude. Die steigende 21- und 200-Tage-Linie signalisieren intakte kurz- und langfristige Aufwärtstrends, ebenso die seit zwölf Monaten bestehende Serie anziehender Hoch- und Tiefpunkte. Der daraus abgeleitete Trendkanal lässt aktuell Platz bis rund 28,50 Euro. Nur der Abstand von 16 Prozent zum Monatsdurchschnitt deutet allmählich auf eine Atempause, spätestens bei etwa 30 Euro. Die erste brauchbare Unterstützung verläuft bei 24,50 Euro, hier zeigt der Chart mehrere Wendepunkte. Im Rahmen einer stärkeren Sommer-Korrektur wäre auch ein Rücklauf bis 21 / 22 Euro einzuplanen.

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Empfehlung der Redaktion



Auch wenn die Aussichten insgesamt sehr verlockend sind, sollten Anleger vor den oft schwachen Sommermonaten keine großen Risiken eingehen. Knock-Outs erscheinen daher zu riskant, besser geeignet sind Capped-Optionsscheine, die ebenfalls hohe Renditen bieten. So steigt die WKN HW2JDK bis Mitte März 2018 um 34 Prozent (50 Prozent p.a.), wenn die Thyssen-Aktie bei mindestens 24 Euro notiert. Etwas darüber liegt die erwähnte Nachkaufzone. Wertlos wird das Papier erst, wenn der Kurs zum Bewertungstag unter 22 Euro steht.




Basiswert


ThyssenKrupp

Kurs Basiswert


26,70 EUR

Produkt


Capped-Call

WKN


HW2JDK

Emittent


HypoVereinsbank

Bewertungstag


14.03.2018

Basispreis


22 EUR

Cap


24 EUR

Maximalrendite (p.a.)


34% (50%)

Kurs Zertifikat


1,49 Euro

Zielkurs


2 EUR



Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily.

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