Erst die Finanz- und Staatsschuldenkrise, dann die chronische Wachstumsschwäche in Europa und die hartnäckig niedrige Inflation. Seit Jahren greift die Europäische Zentralbank (EZB) deswegen auf unkonventionelle Instrumente zurück. Nun senkte sie den Leitzins erstmals auf null Prozent. Bei einem so tiefen Niveau richten die klassischen Maßnahmen der Geldpolitik aber kaum noch etwas aus. Es folgt ein Überblick über die Werkzeuge der Währungshüter, die allesamt die Wirtschaft über eine verstärkte Kreditvergabe in Schwung bringen sollen.

LEITZINS



Der Schlüsselsatz für die Versorgung der Geschäftsbanken mit Zentralbankgeld steht jetzt bei 0,0 Prozent. Zuvor hatte er seit September 2014 bei 0,05 Prozent gelegen. Noch 2012 waren es 0,75 Prozent. Mit dem ultra-niedrigen Satz will die Notenbank unter anderem dafür sorgen, dass die Banken Kredite günstig an die Wirtschaft ausreichen können.

NEGATIVER EINLAGENSATZ



Die EZB hat den sogenannten Einlagenzins auf minus 0,4 Prozent gesenkt. Negative Werte bedeuten, dass Banken Strafzinsen zahlen müssen, wenn sie über Nacht überschüssige Liquidität bei der EZB parken. Die Währungshüter wollen auf diese Weise Institute dazu bewegen, Gelder lieber in Form von Darlehen an Firmen und Haushalte zu vergeben. Die EZB senkte den Einlagensatz erstmals im Juni 2014 unter die Nulllinie.

ANLEIHENKÄUFE



Die EZB hat das monatliche Volumen ihrer Anleihenkäufe auf 80 Milliarden Euro erhöht. Ab April werden so 20 Milliarden Euro mehr pro Monat erworben als bisher. Dabei sollen auch Firmenanleihen aus der Euro-Zone mit solider Bonität (Investmentgrade) ins Portfolio aufgenommen werden. Das Instrument - QE genannt - wurde im März 2015 gestartet. Die EZB will erreichen, dass die Renditen für Anleihen der Euro-Länder fallen. Bonds sollen so für Banken als Investment weniger attraktiv werden. Mehr Kredite zu vergaben, könnte dann interessanter für Banken werden. Für den Großteil der Käufe kommen die nationalen Notenbanken der Euro-Zone auf.

Das Programm war zunächst auf 1,14 Billionen Euro angelegt und sollte bis Ende September 2016 laufen. Im Dezember verlängerte es die EZB aber bis Ende März 2017, wodurch der Gesamtumfang auf 1,5 Billionen Euro anstieg. Nun sollen es sogar 1,74 Billionen Euro werden.

LANGFRISTIGE REFINANZIERUNGSGESCHÄFTE



Die EZB legt ab Juni eine neue Serie von langfristigen Geldspritzen auf - im Fachjargon TLTRO II genannt. Sie hatte schon im Juni 2014 beschlossen, bis Mitte 2016 acht solcher Kreditlinien zur Verfügung zu stellen. Die Banken dürfen die extrem billigen Darlehen aber nur behalten, wenn sie auch selbst mehr Kredite an die Wirtschaft ausreichen. Die Laufzeit beträgt bis zu vier Jahren. Bislang wurden von den Banken mehrere hundert Milliarden Euro an solchen TLTRO-Geldern abgerufen. Nun kommen vier ähnliche Langfrist-Kreditlinien mit jeweils vierjähriger Laufzeit hinzu.

Reuters