In der Bankenmetropole am Main sind die Immobilienpreise zuletzt stärker gestiegen als in Weltstädten wie Hongkong, Toronto oder New York, wie Experten der Schweizer Bank UBS analysiert haben. Während neue Hochhäuser in Frankfurt wie Pilze aus dem Boden schießen, nehmen die Warnungen vor einer Preisblase zu. Auch die Corona-Pandemie dürfte ihre Spuren hinterlassen.

"Wir erreichen die Spitze", sagt Jochen Möbert, Ökonom bei Deutsche Bank Research. Strengere Regeln für energieeffizientes Bauen, Mietpreiskontrollen und sinkende Einwanderungszahlen bremsen seiner Ansicht nach das Wachstum am Immobilienmarkt. 2024 könne sich das Blatt wenden. "Wir brauchen rund 220.000 Zuwanderer in Deutschland, um die Bevölkerung und die Nachfrage nach Immobilien stabil zu halten. Aber die Zuwanderung hat durch Corona gelitten." Barbara Steenbergen vom Internationalen Mieterbund geht ebenfalls davon aus, dass der Markt für Wohnimmobilien an seine Grenze kommt.

BUNDESBANK HÄLT WOHNIMMOBILIEN FÜR ÜBERBEWERTET


Die Europäische Zentralbank (EZB) warnte im November vor Preiskorrekturen insbesondere an Wohnimmobilienmärkten in den Ländern, in denen die Bewertungen schon vor der Pandemie erhöht gewesen seien. Im zweiten Quartal seien die Häuserpreise im Euroraum so rapide gestiegen wie seit 2005 nicht mehr. Zugleich habe sich eine Lockerung der Vergabestandards für Hypothekendarlehen abgezeichnet.

Die Bundesbank hält die Immobilienpreise in manchen Lagen bereits jetzt für deutlich überbewertet. Teilweise lägen sie um zehn bis 30 Prozent über dem gerechtfertigten Niveau. 2020 sind Preise für Wohnungen und Häuser laut Bundesbank im Schnitt um 6,7 Prozent gestiegen - ein Ende des Anstiegs sei nicht in Sicht. "Alarmismus ist fehl am Platze, aber erhöhte Vorsicht ist geboten, und das in ganz Europa", merkt die Chefvolkswirtin der staatlichen Förderbank KfW, Fritzi Köhler-Geib, an.

"WIR SEHEN KEINE BLASE"


Deutschland hat bei den Immobilienpreisen die anderen Länder in Europa wie Frankreich und Großbritannien überholt. Im zweiten Quartal 2021 stiegen sie im Vergleich zum Vorjahr um mehr als zehn Prozent, wie das Statistische Bundesamt erklärt. Zum Rekordpreis von 1,4 Milliarden Euro wurde im Sommer ein Hochhaus im Zentrum Frankfurts an den Versicherungskonzern Allianz verkauft. In dem aus vier Wolkenkratzern bestehenden Komplex namens "FOUR" sollen auch Wohnungen entstehen - zum Preis von jeweils rund drei Millionen Euro.

Finanzstarke Käufer gibt es in Frankfurt vermutlich genug. Allein die Deutsche Bank hat 2020 - konzernweit - 684 Einkommens-Millionäre hervorgebracht, also Banker, die im Jahr eine Million Euro oder mehr verdienten. "Wir zielen auf den Großraum Frankfurt ab", sagt die hinter dem Bauprojekt FOUR stehende Entwicklungsgesellschaft. Die Stadt sei eine der reichsten in Deutschland. "Die Nachfrage hat bestätigt, dass dies der richtige Ansatz war. Wir sehen keine Blase."

rtr