Die Branche leidet unter den Niedrigzinsen. Unser Test zeigt, welche Anbieter beste Beratung, optimalen Kundenservice und noch attraktive Konditionen bieten. Von Simone Gröneweg, Euro am Sonntag
Die Deutschen haben in diesem Jahr bereits viel Zeit zu Hause verbracht. "Die Corona-Krise hat uns allen vor Augen geführt, wie wichtig ein schönes Zuhause möglichst in den eigenen vier Wänden ist", kommentierte denn auch ein Bausparkassen-Vorstand die Zeit des Lockdowns. Lange Zeit galt ein Bausparvertrag als ideale Möglichkeit, um den Weg in eine eigene Immobilie finanziell zu ebnen. Die Niedrigzinsphase setzt die Bausparkassen jedoch unter Druck. Wer vermutet, dass die Zinsen niedrig bleiben, spart nicht unbedingt jahrelang mit einem Bausparvertrag, um sich damit billiges Geld für später zu sichern. Die Zahl der Verträge sinkt daher seit Jahren. Ende August gab es hierzulande laut Bundesbank 25,2 Millionen Bausparverträge, im August 2019 waren es noch 26,4 Millionen.
Trotzdem zeigt sich die Branche zuversichtlich. Ab 2021 zahlt der Staat nämlich eine höhere Wohnungsbauprämie, die Einkommensgrenzen da- für steigen ebenfalls. Damit könnte der Klassiker unter den Finanzprodukten wieder für mehr Menschen interessanter werden. Für Sparer ist es allerdings nicht einfach, sich einen Überblick über die verschiedenen Bausparverträge zu verschaffen. Das Produkt besteht aus einem Bündel einzelner Konditionen und gilt als beratungsintensiv. Das Deutsche Kundeninstitut (DKI) hat darum im Auftrag von €uro am Sonntag 16 Bausparkassen getestet. Darunter waren acht überregionale und acht regionale Institute, die jeweils nach ungefähr 160 Einzelkriterien bewertet wurden.
Test mit 64 Beratungsgesprächen
Im Mittelpunkt des Tests standen die Qualität der Beratung, die Konditionen sowie der Kundenservice. Näheres dazu gibt es im Kasten "Testkriterien" (siehe unten). Der Test wurde bereits zum neunten Mal in Auftrag gegeben. Die Testkunden - sogenannte Mystery Shopper - wandten sich übers Telefon oder per E-Mail an die Anbieter. Zudem wurden 64 Beratungsgespräche geführt. "Wegen der Covid-19-Pandemie mussten wir dieses Mal bei 39 Beratungsgesprächen aufs Telefon oder den Livestream ausweichen", erklärt DKI-Chef Jörn Hüsgen. Insgesamt kam man von Juli bis September dieses Jahres auf etwa 500 Kundenkontakte.
Für den Vergleich zog das Düsseldorfer Institut zwei Musterfälle heran. Einmal ging es um einen Vertrag mit einer Bausparsumme von 100.000 Euro, beim zweiten Testfall lag die Summe bei 40.000 Euro. Zum Verständnis: Wer einen Bausparvertrag abschließt, muss sich beim Abschluss für eine Bausparsumme entscheiden. In den ersten Jahren spart man selbst einen Teil davon an. Ist ein bestimmter Anteil erreicht, gilt der Vertrag als zuteilungsreif. Dann kann sich der Kunde das Bausparguthaben sowie ein Bauspardarlehen auszahlen lassen.
Im ersten Musterfall sollte das Darlehen in zehn Jahren Teil einer Immobilienfinanzierung werden. Bei der zweiten Variante sollte es in fünf Jahren dazu dienen, eine Immobilie zu sanieren. Der maximale Sparbeitrag lag jeweils bei 500 Euro pro Monat. Staatliche Förderungen blieben außen vor. "In 19 Fällen erhielten wir konkrete Angebote von den Bausparkassen-Zentralen auf unsere Anfragen. War das nicht der Fall, haben wir das Angebot aus den Beratungsgesprächen genutzt", sagt Hüsgen.
Testsieger in der Gesamtwertung wurde Schwäbisch Hall. Der Anbieter überzeugte durch eine gute Beratung, sehr gute Konditionen und einen sehr guten Kundenservice. So reagierten die Mitarbeiter schneller als der Durchschnitt auf Mails, sie nahmen sämtliche Anrufe entgegen und beantworteten alle Fragen. Bei den Konditionen punktete das Institut durch seine effektiven Jahreszinssätze für die Darlehensphase. Im ersten Szenario lag der bei 1,9 Prozent und war damit der sechstniedrigste, im zweiten Fall der fünftniedrigste (1,81 Prozent).
Zum Vergleich: Die getesteten Bausparkassen verlangten bei der ersten Fallvariante einen durchschnittlichen effektiven Jahreszins von 2,05 Prozent. Positiv fiel die BHW Bausparkasse mit einem Darlehenszins in Höhe von 1,46 Prozent auf. Das Angebot der Bausparkasse Mainz lag bei 2,86 Prozent und bildete das Schlusslicht. Beim zweiten Musterfall lag der durchschnittliche effektive Jahreszins bei 2,31 Prozent. Auch dort fiel das Darlehen der BHW Bausparkasse mit 1,42 Prozent am günstigsten aus, während die LBS Südwest mit 3,33 Prozent den höchsten Zins ansetzte.
Bevor ein Darlehen ausgezahlt wird, muss der Kunde aber erst einmal einige Jahre sparen. Für das angesammelte Guthaben zahlen die Institute nur noch Minizinsen. Der durchschnittliche Guthabenzins über alle 16 Bausparkassen lag sowohl im ersten als auch im zweiten Szenario bei 0,12 Prozent im Jahr. Insbesondere die Bausparkasse Mainz sowie die Signal Iduna Bauspar punkteten bei beiden Varianten mit vergleichsweise attraktiven Zinsen in Höhe von 0,5 Prozent. Im ersten Musterfall boten die LBS Hessen-Thüringen, die LBS Schleswig-Holstein-Hamburg, die LBS West sowie die Bausparkasse Schwäbisch Hall hingegen nur 0,01 Prozent.
Bei der zweiten Fallvariante lagen LBS Hessen-Thüringen, LBS Nord, LBS Ost, LBS Schleswig-Holstein-Hamburg und LBS West bei 0,01 Prozent. Hinzu kommt, dass in dieser Phase fast alle Institute auch noch ein Serviceentgelt oder eine Kontoführungsgebühr verlangten. Kostenpunkt: meist zwölf bis 18 Euro pro Jahr. Lediglich die Debeka Bausparkasse verzichtete darauf.
Online-Anträge bei 13 Anbietern
In der Kategorie Kundenservice fiel besonders Schwäbisch Hall positiv auf. Freundliche Mails, eine relativ schnelle Reaktionszeit und eine klar strukturierte Internetseite mit zusätzlichen Servicetools brachten Pluspunkte. Insgesamt beurteilten die Tester die Internetseiten der Anbieter überwiegend als übersichtlich und selbsterklärend. Neun Bausparkassen offerierten zudem einen Live-Chat. Einige verfügten über ein Bausparlexikon oder einen Bausparrechner. Bei 13 Anbietern konnten Kunden den Bausparvertrag online beantragen. 86 Prozent der Anrufe wurden angenommen, 99 Prozent von ihnen zufriedenstellend beantwortet. Was die Freundlichkeit angeht, taten sich die Ansprechpartner der LBS Schleswig- Holstein-Hamburg besonders hervor. Sie erhielten dafür die Durchschnittsnote 2,0.
Vertrauenswürdige Berater
Die Beratungsleistung fiel insgesamt positiv aus. Den Testern fiel auf, dass die meisten Berater - konkret: 83 Prozent - den Interessenten das Grundprinzip des Bausparens ausführlich oder zumindest teilweise erläuterten. Erfreulich war zudem, dass die Testkunden die Berater nicht unbedingt als Verkäufer, sondern eher als Berater wahrnahmen. "Sein Auftreten war vertrauenerweckend, kompetent und vor allem nicht gespielt oder aufdringlich", beschreibt ein Mystery Shopper die Begegnung. Ein anderer sagte, dass der Berater sehr gezielt nach dem Anliegen und den Vorstellungen des Kunden gefragt habe. Die Kunden erhielten nach dem Gespräch fast immer ein schriftliches Angebot. Nahezu alle Offerten enthielten einen Spar- und Tilgungsplan.
Ein Bausparvertrag enthält jedoch viele Details. Leider gingen die Berater nicht immer auf solche wichtigen Angaben in den Gesprächen ein. Kritisch merkten die Tester zudem an, dass die Berater sich nicht immer einen Überblick über die finanzielle Ausgangssituation des jeweiligen Kunden verschafften. So wurden die monatlichen Ausgaben und eventuell vorhandene Schulden nur selten erfragt. Das war auch bei der Landesbausparkasse Schleswig-Holstein-Hamburg der Fall, die den letzten Rang in der Gesamtbewertung belegte. Sie erreichte insgesamt die Note "befriedigend". Bei der Beratung erhielt sie ein "ausreichend". Es seien kaum kundenbezogene Aspekte erfragt worden, kritisierten die Tester. Nur in einem Gespräch habe man nach eventuell vorhandenen Kindern und Schulden gefragt. Die Konditionen wurden mit der Note "befriedigend" bewertet, der Kundenservice fiel hingegen "gut" aus. So ließ sich der Vertrag etwa online erstellen und beantragen - ein Plus in einer zunehmend digitalisierten Welt.
Testkriterien
Beratung: Die Qualität der Beratung hat ein großes Gewicht. Sie trägt 40 Prozent zur Gesamtwertung bei. Die Tester gaben sich als Kunden aus und analysierten anhand von 64 Gesprächen (vier pro Anbieter), wie gründlich die Berater das Angebot erklärten und wie sie sich mit der Situation des Kunden auseinandersetzten. Weitere Kriterien betrafen die Kompetenz und Freundlichkeit der Berater.
Konditionen: Mit einem Gewicht von 35 Prozent fließt diese Kategorie in die Wertung ein. Die Konditionen in der Ansparperiode sowie in der späteren Darlehensphase werden mit einem Banksparplan sowie einem Annuitätendarlehen verglichen. Ausgangsbasis sind zwei Musterfälle mit Bausparsummen von 40.000 und 100.000 Euro.
Kundenservice: Die dritte Kategorie wird mit 25 Prozent gewichtet. Die Tester prüften die Institute per E-Mail und am Telefon auf Kompetenz, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Zudem nahmen sie den Social-Media-Bereich sowie die Internetpräsenz der Institute unter die Lupe.