Vor dem Hintergrund der extrem niedrigen Leit- und Kapitalmarktzinsen hatten sich zuletzt einige Volkswirte dafür ausgesprochen, Scheine und Münzen abzuschaffen, etwa der Wirtschaftsweise Peter Bofinger und der US-Ökonom Kenneth Rogoff. Dahinter steht unter anderem die Idee, Notenbanken könnten dann Geschäftsbanken und diese in der Folge ihren Kunden Zinsen für die Guthaben abverlangen. Geld zu horten könne so weniger attraktiv werden - wodurch Anreize für Investitionen und mehr Konsum gegeben würden. Insgesamt würde damit die Geldpolitik der Notenbanken wirksamer, lautet das Argument.

Es steht aus Weidmanns Sicht allerdings auf tönernen Füßen. Eine der wesentlichen Ursachen des momentanen Niedrigzinsumfelds liege im flauen Wirtschaftswachstum vieler Volkswirtschaften. "Wenn also die Wachstumsschwäche den Kern des Problems darstellt, dann gilt es, diese Schwäche zu überwinden, anstatt kühne Akrobatik in der Form zu betreiben, das Bargeld abschaffen zu wollen", sagte Weidmann. Zu den Ursachen der Konjunkturflaute gehöre die demografische Entwicklung in vielen Staaten. Für die Euro-Zone nannte er als weitere Faktoren die sehr hohe Staatsverschuldung und die damit einhergehende starke Steuerbelastung. "Hinzu kommt sicherlich in vielen Euro-Ländern auch die hohe private Verschuldung", sagte Weidmann. Diese Faktoren können seinen Worten zufolge auch mit einer noch expansiver ausgerichteten Geldpolitik nicht beseitigt werden.

Die Bundesbank hatte sich bereits früher zu Überlegungen kritisch geäußert, die Bargeldhaltung über Vorschriften zu beschränken.

Reuters