Nun ist es doch passiert: Der Bitcoin ist aus seiner seit drei Monaten gebildeten Dreiecksformation ausgebrochen - nach unten. Schneller als erwartet, ist der Kurs bis in den Bereich der 200-Tagelinie bei 8.400 Dollar durchgerutscht. Nach Durchbruch durch den Widerstand bei 9.400 US-Dollar dauerte es nicht einmal eine Stunde, bis dieses Niveau erreicht war (vgl. Bitcoin-Jahreschart unten). Kurzzeitig fiel der Kurs sogar bis in den Bereich von 8.100 Dollar. In den vergangenen zwei Tagen hielt sich der Preis konstant der 200-Tagelinie. Donnerstagnachmittag ist er nun darunter gerutscht. Hat dies Bestand, sind weitere Kursverluste zu befürchten.
Buy the rumors, sell the facts
Die Gründe für den Crash? Wahrscheinlich überzogene Erwartungen an den Start der neuen Handelsplattform Bakkt für Bitcoin-Futures. Viele Marktteilnehmer waren von dem sehr bescheidenen Volumen zum Handelsbeginn am Montag enttäuscht. Andererseits war zu erwarten, dass der Erfolg dieser Plattform, die auf institutionelle Anleger abzielt, erst in einigen Monaten absehbar wird. 71 Bitcoin wurden am ersten Tag an der Bakkt gehandelt. Zum Vergleich. Bei Einführung der Bitcoin-Futures an der CME im Dezember 2017 wurden am ersten Tag 5.298 Bitcoin gehandelt. Dabei muss natürlich berücksichtigt werden, dass der Start damals in eine absolute Hochphase fiel. Jedenfalls dürfte damals ein Phänomen eingetreten sein, das man auch von anderen Märkten kennt: Buy the rumors, sell the facts. Im Zusammenspiel mit der prägnanten charttechnischen Konstellation wurde kurzfristig eine Verkaufswelle ausgelöst.
Kurzfristige versus langfristige Überlegungen
Die Kardinalfrage nach dem Crash am Kryptomarkt ist natürlich: Wie geht es weiter? Kurzfristige Bitcoin-Prognosen sind sehr unsicher. Bei einem Unterschreiten der 200-Tagelinie gilt als nächstes der Bereich um 7.500 Dollar als Unterstützungszone. Sollte diese gerissen werden, so ist der Bull Market zunächst passé. Wie in der Aufwärtsbewegung die Optimisten, gewinnen natürlich gerade wieder die Pessimisten die Oberhand. So werden Rückgänge auf 7.000 oder sogar 4.000 Dollar prognostiziert. Das ist nicht anders als bei einer Aufwärtsbewegung, wenn konstant höhere Kursziele propagiert werden. Diesen kurzfristigen Überlegungen stehen die langfristigen gegenüber. Langfristig wird der Bitcoin steigen. Insbesondere wenn man steuerfreie Gewinne nach einem Jahr erzielen will, sollte man sich von den kurzfristigen Kurskapriolen nicht verrückt machen lassen.
Wer also Positionen deutlich tiefer gekauft hat, sollte nicht verkaufen. Wer dennoch negativ eingestellt ist, könnte der Position ja kurzfristig auch Short-CFDs oder Short-Zertifikate auf Bitcoin gegenübergestellt werden. Wer allerdings deutlich höher gekauft hat, für den macht eventuell folgende Strategie Sinn: Positionen verkaufen und möglichst sofort wieder zurückkaufen. Der Rückkauf kann auch nach und nach erfolgen. So wird das Risiko minimiert, dass der Markt genau in diesem Augenblick dreht. Wer alternativ Konten bei mehreren Kryptobörsen hat, kann auch Positionen verkaufen und diese sofort an einer anderen Kryptobörse wieder zurückkaufen. Dann wurde ein Steuerverlust realisiert der mit entsprechenden Gewinnen gegengerechnet werden kann. Für die zurückgekaufte Position kann dann erneut versucht werden, diese mit einer Haltedauer von über einem Jahr steuerfrei zu realisieren. Langfristig sehen wir den Bitcoin und andere große Kryptowährungen bei deutlich höheren Niveaus.
Altcoins noch schwächer als Bitcoin
Die Outperformance der Altcoins während der vergangenen Woche wurde kurzfristig gestoppt. Während der Bitcoin im Wochenvergleich rund 15% verloren hat, verlor mit dem Bitcoin Crash der schwächste Coin der Top 20 rund 28%. Bei den Top 20 lag nur einer deutlich besser als der Bitcoin: IOTA. Hier unterstützt ein positiver Newsflow. Kürzlich wurde der dezentrale Industrie-Marktplatz von der IOTA Foundation veröffentlicht. Außerdem gab es eine Mega-Partnerschaft mit der Linux Foundation. Hier geht es darum, einen gemeinsamen Standard für das Internet der Dinge (IoT) aufzubauen. Generell ist in der derzeitigen Situation am Kryptomarkt Coinpicking, also das Aussuchen interessanter Altcoins, aber wenig erfolgversprechend.