"Ein Ende der Invasion in der Ukraine ist trotz laufender Verhandlungen nicht in Sicht und das Schicksal der gesamten Welt scheint in den Händen eines einzigen Mannes zu liegen, Russlands Präsident Wladimir Putin", sagte Analyst Konstantin Oldenburger vom Online-Broker CMC Markets. Gleichzeitig drohten die explodierenden Ölpreise die Weltwirtschaft in eine Rezession zu stürzen.

Dies bringe vor allem die Europäische Zentralbank (EZB) in die Bredouille, da die räumliche Nähe zum Krieg und die Energiepreis-Rally die heimische Konjunktur abzuwürgen drohe, schrieben die Analysten des Research-Hauses BCA. "Der Ukraine-Krieg verzögert jegliche EZB-Zinserhöhung bis 2023." Dies drückte den Euro auf ein Zwei-Jahres-Tief von 1,1036 Dollar. Zur britischen Währung war er mit 0,8273 Pfund zeitweise so billig wie zuletzt vor zweieinhalb Jahren. Bei Anlegern gilt als sicher, dass sowohl die US-Notenbank Fed als auch die Bank von England (BoE) im März die Zinsen anheben.

GERÜCHTE UM IRAN-DEAL VERSETZEN ROHÖL-ANLEGER IN AUFREGUNG


Aus Furcht vor direkten westlichen Sanktionen gegen russische Energielieferungen stieg der Preis für die Ölsorte Brent aus der Nordsee zunächst auf ein Zehn-Jahres-Hoch von 119,84 Dollar je Barrel (159 Liter). Spekulationen auf eine Rückkehr iranischen Öls schickten ihn auf eine Berg- und Talfahrt. Am Abend notierte Brent 0,7 Prozent im Plus bei 113,68 Dollar.

Marktgerüchten zufolge werden die USA ihre Sanktionen gegen Iran bald lockern. "Der Deal ist aber noch nicht in trockenen Tüchern", warnte Analystin Helima Croft von der Investmentbank RBC Capital Markets. Außerdem reichten die möglichen zusätzlichen Liefermengen nicht aus, um einen drohenden Ausfall der russischen Exporte auszugleichen.

RUBEL ERNEUT AUF REKORDTIEF


Unterdessen ging die Talfahrt der russischen Währung weiter. Dadurch stieg der Dollar im Moskauer Handel zeitweise auf ein Rekordhoch von 118,35 Rubel. Am Abend notierte er kaum verändert bei 106,01 Rubel, während Russland und die Ukraine wieder über einen Waffenstillstand verhandelten.Read full story Da der russische Aktienmarkt weiter geschlossen blieb, mussten die im Ausland börsennotierten Fonds auf russische Werte Federn lassen. Die ETFs von iSharesERUS.N und VanEck fielen an der Wall Street um bis zu 33 Prozent.

In London verdoppelte ein anderer Russland-ETF von iShares allerdings seinen Kurs zeitweise auf 34 Pence, nachdem er in den vorangegangenen beiden Wochen um insgesamt 90 Prozent eingebrochen war. Aktienhändler Jawaid Afsar vom Brokerhause Securequity machte Schnäppchenjäger dafür verantwortlich.

LUFTHANSA UND FORTUM LEIDEN UNTER UKRAINE-KRIEG


Der Lufthansa verhagelt der Ukraine-Krieg den Ausblick. Wegen dieser Unsicherheiten verzichtete die Fluggesellschaft auf konkrete Ziele für 2022. Gleichzeitig steige der Kostendruck, kommentierte Analyst Joachim Kotze vom Research-Haus Morningstar. Durch die Sperrung des russischen Luftraums müssten auf den Asien-Strecken Umwege geflogen werden. Hinzu kämen steigende Treibstoff-Preise und Flughafen-Gebühren. Lufthansa-Aktien gaben 8,2 Prozent nach.

In Paris verloren Engie rund sechs Prozent. Bei dem Energiekonzern steht wegen des möglichen Aus für Nord Stream 2 rund eine Milliarde Euro im Feuer. Die Papiere des deutschen Versorgers Uniper, der an der Finanzierung der umstrittenen russisch-deutschen Gaspipeline beteiligt ist, brachen um fast 18 Prozent ein.

Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war


Merck KGaA mit Gewinnsprung - Gute Geschäfte mit Impfstoffherstellern
DARMSTADT - Der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck KGaA blickt nach einem starken zweiten Corona-Jahr optimistisch in die Zukunft. Dank guter Geschäfte seiner Laborsparte mit Impfstoffentwicklern und -herstellern in der Pandemie wuchs das Dax-Unternehmen 2021 so stark wie nie. Aber auch die Pharmasparte und das Elektronikgeschäft mit Halbleitermaterialien trugen zu den Zuwächsen bei, wie Merck am Donnerstag mitteilte. In diesem Jahr sollen Umsatz und Betriebsgewinn aus eigener Kraft stark steigen. An der Börse reagierten die Anleger erfreut.

Ukraine-Krieg macht Lufthansa beim Neustart zu schaffen - Kursrutsch
FRANKFURT - Lange Umwege nach Fernost, fehlende Passagiere und steigende Ölpreise: Die Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine gehen auch an der Lufthansa nicht spurlos vorbei. Dabei hat sich das Unternehmen nach einem erneuten Milliardenverlust im vergangenen Jahr gerade für einen fulminanten Neustart nach der Pandemie bereit gemacht. Angesichts der unsicheren Lage will der Vorstand für 2022 nicht einmal die Rückkehr in die Gewinnzone in Aussicht stellen.

Auch VW-Konzern stoppt Russland-Geschäft - neue Pläne für Kurzarbeit
WOLFSBURG/KALUGA - Wie bereits mehrere andere internationale Konzerne setzt nun auch Volkswagen sein Russland-Geschäft wegen des Krieges gegen die Ukraine aus. "Vor dem Hintergrund des russischen Angriffs hat der Konzernvorstand entschieden, die Produktion von Fahrzeugen in Russland bis auf weiteres einzustellen", hieß es am Donnerstag. Auch sämtliche Exporte der größten europäischen Autogruppe in die Russische Föderation würden "mit sofortiger Wirkung gestoppt". Einzelne Marken wie Porsche äußerten sich ebenso.

Anlagenbauer Gea sieht Unsicherheiten für Ausblick wegen Ukraine-Krieg
DÜSSELDORF - Der Anlagenbauer Gea will dank eines deutlich gestiegenen Auftragsbestands 2022 bei Wachstum und Gewinn noch eine Schippe drauflegen. Allerdings sorgt der Krieg in der Ukraine für viele Unsicherheiten. Zwar seien Lieferkettenprobleme und die Krise in der Ukraine im Ausblick durchaus berücksichtigt, doch ließen sich die Auswirkungen der indirekten Kriegsfolgen wie steigende Energiekosten nur schwer abschätzen, erklärte Konzernchef Stefan Klebert auf der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag. Die Aktien fielen bis zum Mittag um gut drei Prozent auf 36,85 Euro.

Evonik will operatives Ergebnis steigern - Etwas höhere Dividende
ESSEN - Der Spezialchemie-Konzern Evonik traut sich trotz der hohen Rohstoffkosten im laufenden Jahr ein weiteres Gewinnwachstum zu. Dabei will er die zuletzt stark gestiegenen Rohstoff-, Energie- und Logistikkosten durch höhere Preise kompensieren. Wie sich der Krieg in der Ukraine und dessen Folgen auf das Geschäft auswirkt, wagte der Vorstand am Donnerstag bei der Bilanzvorlage jedoch nicht einzuschätzen. 2021 legte der Konzern bei Umsatz, Gewinn und freiem Mittelzufluss nach dem Corona-Knick des Vorjahres deutlich zu.

Hohe Materialkosten drücken Kions Marge - starke Nachfrage
FRANKFURT - Der Gabelstapler-Hersteller Kion hat im vergangenen Jahr von der großen Nachfrage nach Logistik-Fahrzeugen profitiert und blickt zuversichtlich auf 2022. Dank eines rekordhohen Auftragseingangs sowie Einsparungen sei das bereinigte operative Ergebnis 2021 überproportional gewachsen, teilte der MDax-Konzern am Donnerstag in Frankfurt mit. Dem standen allerdings höhere Material- und Logistikkosten gegenüber. Die Aktie legte kurz nach Handelsstart zeitweise um mehr als 13 Prozent zu, zuletzt waren es noch rund 9 Prozent Plus. Seit Jahresbeginn steht aber immer noch ein Abschlag von rund einem Fünftel zu Buche.

Maschinenbau: Ukraine-Krieg frühestens im März bei Aufträgen sichtbar
FRANKFURT - Deutschlands Maschinenbauer sind mit Schwung ins Jahr gestartet. Im Januar stieg der Auftragseingang bereinigt um Preiserhöhungen (real) um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie der Branchenverband VDMA am Donnerstag mitteilte. "Die russische Aggression in der Ukraine konnte im Januar natürlich noch keine Rolle spielen, die Auswirkungen des Kriegs werden in den Auftragszahlen frühestens ab März zu sehen sein", erläuterte VDMA-Konjunkturexperte Olaf Wortmann.

Auto-Neuzulassungen erholen sich nur langsam
BERLIN - Die Autoverkäufe in Deutschland kommen nur langsam in Gang. Im Februar wurden 200 512 Pkw neu zugelassen, wie das Kraftfahrt-Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Das waren 3,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, aber deutlich weniger als vor der Corona-Krise.

Uniper-Mutter Fortum: Keine Neuprojekte in Russland - Aktie unter Druck
ESPOO - Der finnische Energiekonzern Fortum reagiert auf die Entwicklungen im Ukraine-Krieg. Eine Fortsetzung des "business as usual" sei "keine Option", teilte der Mutterkonzern des deutschen MDax-Konzerns Uniper am Donnerstag bei der Vorlage der Bilanz in Espoo mit. Alle neuen Investitionsprojekte in Russland seien gestoppt worden, hieß es. Die Gaslieferungen liefen aber normal weiter.

rtr/dpa-AFX