In dieses Muster passt Human Optics. Das Unternehmen verkauft sogenannte Intraokularlinsen. Die werden etwa zur Behandlung von grauem Star oder von ausgeprägten Fehlsichtigkeiten eingesetzt. Das Erlanger Unternehmen hat dabei vor allem das obere Marktsegment im Visier. Das 1999 gegründete Unternehmen ist seit 2006 im Freiverkehr gelistet. Wer das langfristige Kursbild studiert, erkennt einen gewaltigen Sprung nach oben im ersten Halbjahr 2018. Doch dann korrigierte die Aktie wieder. Was war los? Human Optics hatte von der US-Gesundheitsbehörde FDA als bisher einziges Unternehmen die Zulassung für eine künstliche Iris erhalten. Sie kann etwa bei Patienten mit Aniridie genutzt werden. Die Investoren erhofften sich große Marktchancen, die Aktie stieg auf über 40 Euro.

Mutige Wette auf den Marktdurchbruch


Davon ist wenig übrig geblieben. Denn Zulassung und wirtschaftlicher Erfolg sind zwei Paar Stiefel. Human Optics musste erst einmal die Produktion neu ausrichten, einen Vertrieb in den USA aufbauen und die Ärzte dort für die neuen Produkte schulen. Das kostet Zeit und Geld. Entsprechend bröckelte der Kurs ab.

Gerade haben die Erlanger über eine Kapitalerhöhung 1,3 Millionen Euro eingesammelt, die der Großaktionär, die Schweizer Firma Mediapart, zu einem Kurs von 13,70 Euro gezeichnet hat. Ob mit diesen Mitteln der Durchbruch gelingen kann? Die Chance dafür ist vorhanden. Denn die Produkte sind hervorragend. Dafür sprechen Zertifizierungen in Deutschland und China sowie die Zulassung durch die FDA.

Und das ist für Anleger keine schlechte Ausgangsposition in dem riskantem Venture Capital nicht unähnlichen Invest­ment. Das Risiko ist, dass Human Optics das Potenzial nicht nutzen kann. Dann würde die Aktie wieder in ihre Lethargie verfallen, in der sie die meiste Zeit ihrer Börsenhistorie verharrte. Gelingt aber der Durchbruch, etwa durch die Alleinstellung mit der künstlichen Iris, ist das Potenzial an den Kursspitzen des vergangenen Jahres abzulesen. Die Rohertragsmargen sind enorm. Jeder zusätzliche umgesetzte Euro bringt dicke Deckungsbeiträge.

Und bei zunehmendem Erfolg würde die kleine Gesellschaft wohl schnell von einem großen Wettbewerber mit dicker Prämie übernommen werden.