Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht nicht gerade rosarot in die nahe Zukunft. Sie sieht Anzeichen, dass sich die Konjunktur in Euroland merklich abschwächen könnte. "Falls sich die Abwärtsrisiken in den Wachstumserwartungen materialisieren, können die Risiken für die Finanzstabilität zunehmen", sagte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos anlässlich der Veröffentlichung des halbjährlichen Berichts zur Finanzstabilität in der Währungsunion. Was nichts anderes bedeutet, als das es dann an den Börsen wohl kräftig scheppern könnte.
Die Bank begründet ihre Warnung unter anderem mit dem schwelenden Handelskrieg zwischen den USA und China. Dabei stehen sich die beiden größten nationalen Volkswirtschaften der Welt gegenüber und die Auswirkungen werden auch auf Euroland ausstrahlen. Aber die Notenbank macht sich auch Sorgen um Italien. Das Land ist mit einer Quote von 132 Prozent des Bruttoinlandsprodukts hoch verschuldet und es wächst die Sorge, ob es seine Schulden mittelfristig überhaupt noch tragen kann
Öl ins Feuer schütten nun auch noch die jüngsten Äußerungen des italienischen Vize-Ministerpräsidenten Matteo Salvini nach dem Wahlsieg seiner Partei, der Lega, bei den Europawahlen. Nun geht Salvini, der mehr als 34 Prozent der Stimmen geholt hat, auf Konfrontationskurs zur EU. Er will eine Flat Tax von 15 Prozent für private Haushalte und Unternehmen mit Einnahmen von unter 50000 Euro in Italien einführen. Experten beziffern die Kosten dafür auf rund 30 Milliarden Euro, aber Salvini kümmert das nicht. Er argumentiert, dass diese Senkungen das Wachstum ankurbeln und so in der Folge zu höheren Steuereinnahmen führen.
Die EU-Kommission ist da mehr als skeptisch. Und die Investoren auch: Sie trennen sich von italienischen Staatsanleihen und haben so den Renditeabstand zwischen deutschen und italienischen Staatsbonds mit einer Laufzeit von zehn Jahren auf knapp drei Prozent anschwellen lassen. Das bedeutet, dass Italien viel höhere Zinsen für seine Schulden zahlen muss als Deutschland, was die Staatskasse zusätzlich belastet. Kollabiert Italien, würde das an den Aktienmärkten zu dramatischen Verwerfungen führen. Schon während der Griechenland-Krise waren die Kurse deutlich unter Druck gekommen. Und Italien als drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone ist um ein Vielfaches größer als Griechenland.