Zunächst der Kursrutsch bis auf das Widerstandsniveau um 7.500 US-Dollar. Dann das Death Cross, das sich beim Bitcoin in der vergangenen Woche gebildet hatte. Es erwies sich zunächst als grandioser Fehlindikator. Der Bitcoin-Kurssprung um über 40 Prozent in 24 Stunden war die größte Kursexplosion seit 2011 - und das obwohl es in der Geschichte des Bitcoins bereits einige Kurssprünge und Kursrutsche gab. Der Kurs sprang am Samstag wieder über die 200-Tagelinie und in der Spitze bis auf 10.600 Dollar. Danach korrigierten die Preise zunächst wieder, hielten sich aber meist im mittleren 9000er-Bereich.

Manipulieren Bitcoin-Wale?


Stecken Bitcoin-Wale, die den Preis manipulieren, hinter diesen enormen Kursschwankungen? Diese Vermutung liegt nahe. Bitcoin-Wale agieren verdeckt und kaufen nicht über die offenen Orderbücher der Kryptobörsen. Hier zeigt sich wahrscheinlich auch die negative Seite des "Crypto goes Mainstream", denn - plakativ gesprochen - die Wall Street könnte hier verstärkt ihre Finger im Spiel haben. Der Markt ist wegen seiner immer noch lockeren Regulierung ein willkommener Spielplatz für Aktionen, die an den streng regulierten Aktienmärkten mit drastischen Strafen sanktioniert würden. Bitcoin-Wale sind immer mehr große Player wie Hedgefonds oder Krypto-Investmentfonds. Ein Trend, der sich fortsetzen wird.

Neue Walpopulation?


Außerdem könnte eine neue Walpopulation durch die neuen hochhebligen Handelsmöglichkeiten herangezüchtet werden. Mit Riesenhebeln von bis zu 100 bei BitMEX und sogar bis zu 125 seit zehn Tagen bei Binance kann beim Bitcoin auf steigende oder fallende Kurse gesetzt werden. Nebenbei: Einige Tage nach Einführung der Riesenhebel stellt Binance-CEO Zhao einen - unzutreffenden - Zusammenhang zwischen positiven Äußerungen von Chinas Präsident Xi Jingping zur Blockchain-Technologie und Kryptowährungen her. Jedenfalls heißt ein Hebel von 100, dass mit dem Einsatz von 1 Million Dollar der Gegenwert von 100 Millionen Dollar Bitcoin bewegt werden können. Von daher könnte man sich schon vorstellen, dass ein paar Akteure ihr Wissen um die Mechanismen von Spot- und Futuresmärkten ausnutzen. Denn die Masse der Akteure am Kryptomarkt ist immer noch relativ naiv und es sind nur wenige professionelle Marktakteure wie an den Aktienmärkten zu finden. Diese neuen Instrumente könnten der Bitcoin-Walpopulation jedenfalls ungeahnten Zuwachs verschaffen.

Bedrohen die Riesenhebel die Stabilität?


Der Bitcoinmarkt weist im Gegensatz zu den traditionellen Anlagemärkten grundsätzlich schon eine sehr hohe Volatilität auf. Mit den Riesenhebeln von 100 und mehr kann diese schon fast ins Absurde gesteigert werden. Der Umsatz bei BitMEX macht deutlich über 10 Prozent des Gesamtumsatzes am Spotmarkt der Kryptobörsen aus. Dazu kommen die gerade mit Hebeln bis zu 125 eingeführten Margin-Tradingmöglichkeiten bei Binance und schließlich noch die Futures an der CME und bei Bakkt. Ein Segen für die Stablität des ja ohnehin schon sehr volatilen Bitcoin-Marktes ist das nicht. Nun kommt im Dezember auch noch die Bakkt mit regulierten Bitcoin-Optionen. Aufgrund der zunehmenden Gefahren durch die hochhebligen Instrumente könnte es schnell einmal zu einem Lehman-Effekt am Kryptomarkt kommen. Deswegen sollten Anleger längerfristige Investments nicht auf ihren Konten bei den Kryptobörsen liegenlassen, sondern in ihre eigene Wallet transferieren.

Altcoins bleiben zurück


Die meisten großen Altcoins hatten in den vergangenen Wochen den Bitcoin deutlich outperformt. Bei dem historischen Kurssprung des Bitcoins ging der Mehrzahl nun aber die Puste aus. Sie legten im Wochenvergleich zwar ebenfalls zu, aber eben deutlich weniger als der Bitcoin. Bei den Top20 gab es allerdings zwei Ausnahmen, den NEO und Bitcoin SV legten um 57 bzw. 40 Prozent zu. Das Interesse hat sich aber auf den Bitcoin konzentriert. Dies dürfte kurzfristig so bleiben.