D er US-Branchenverband Silver Institute geht in seinem aktuellen Zwischenbericht über den Silbermarkt von einer globalen Silbernachfrage von 1,29 Milliarden Unzen aus. Es wäre das erste Mal seit 2015, dass die Marke von einer Milliarde Unzen übertroffen würde und der Silbermarkt in ein Defizit fällt. Auf den ersten Blick ist es nicht überraschend, dass die Vertreter der Silberproduzenten kräftig die Werbetrommel für das Edelmetall rühren. Allerdings liefern sie auch gute Argumente, warum sie von einer Unterversorgung ausgehen.
Das Edelmetall wird für die Industrie immer wichtiger. Silber ist weich und daher gut formbar. Es bietet die höchste elektrische Leitfähigkeit aller Elemente und die höchste thermische Leitfähigkeit aller Metalle. Aufgrund dieser besonderen Eigenschaften spielt das Edelmetall bei den drei Megathemen Energiewende, 5G-Ausbau und Digitalisierung eine große Rolle. So ist der Bedarf an Silber in Elektrofahrzeugen wesentlich höher als bei Autos mit Verbrennungsmotor. Zudem ist Silber unverzichtbar in der Photovoltaikindustrie und sollte vom massiven Ausbau der erneuerbaren Energien profitieren. Den zu erwartenden Nachfragesteigerungen aus diesen Industrien dürfte das Silberangebot nur schwer folgen ko¨nnen.
Comeback der Anleger
Den größten Nachfrageanstieg erwartet das Silver Institute aber vonseiten der Investoren. Die Bestände der mit physischem Silber hinterlegten Fonds sind seit Jahresanfang um 83 Millionen Unzen auf 1,15 Milliarden Unzen angewachsen. Angesichts der hohen Inflation und der mangelnden Anlagealternativen schlummert hier noch weiteres Potenzial. Die Nordamerikaner, aber auch die Inder haben sich im laufenden Jahr mit Silbermünzen und Barren eingedeckt. Der Trend ist ungebrochen. Noch nicht wieder aufgeholt ist das Nachfragetief im Corona-Jahr nach Silberwaren und Silberschmuck. Auch hier rechnet das Institut mit hohen zweistelligen Zuwachsraten. Die Silbernotiz hat sich zwar vom Herbsttief erholt, notiert aber noch unter dem Jahreshoch vom Februar. Damals kostete eine Unze Silber knapp 30 Dollar.
Das prognostizierte Marktdefizit könnte den Preis darüber hinaus treiben. Das historische Hoch erreichte Silber im Jahr 2011 mit knapp 50 Dollar. Wer in Silber investieren möchte, kann das über Münzen und Barren oder via ETF. Vorteil: Die individuelle Verwahrung und die Mehrwertsteuer entfallen. Mit Optionsscheinen setzen Anleger nur auf die Preisentwicklung. Das ist riskanter, bietet aber die Chance, den Einsatz zu versilbern.