HAMBURG (dpa-AFX) - Der Solar- und Windpark-Betreiber Encavis will das Geschäft in den kommenden Jahren deutlich ausbauen und deshalb für das vergangene Jahr keine Dividende auszahlen. Um die bis 2027 angepeilten Kapazitäts- und Umsatzziele aus eigener Kraft zu erreichen, soll der Gewinn des vergangenen Jahres in voller Höhe im Haus bleiben. Aufsichtsrat und Vorstand schlagen daher vor, auf die Ausschüttung einer Dividende zu verzichten, wie das im MDax notierte Unternehmen am Dienstag nachbörslich bei der Vorlage detaillierter Zahlen für das vergangene Jahr sowie der neuen mittelfristigen Prognose mitteilte. Die Aktie verlor nachbörslich 1,5 Prozent im Vergleich zum Xetra-Schlusskurs.

Aktienanalysten hatten damit gerechnet, dass die Ausschüttung vom Vorjahreswert in Höhe von 30 Cent je Anteil leicht steigen wird. Bei 161 Millionen ausstehenden Aktien hätte dies eine Ausschüttung von rund 50 Millionen Euro bedeutet. Unter dem Strich verdiente Encavis vergangenes Jahr zwar nur fast halb so viel wie 2021. Bereinigt um nicht-zahlungswirksame Bewertungs- und Zinseffekte, die Abschreibungen nach sich ziehen, sowie latente Steuern stieg der Gewinn jedoch um über 30 Prozent auf 101 Millionen Euro.

Im vergangenen Jahr hatten die hohen Strompreise Encavis kräftig Rückenwind verliehen. So wurden bereits die eigentlich erst für 2025 avisierten operativen Gewinnziele erreicht, wie bereits seit den Mitte-Februar vorgelegten vorläufigen Zahlen klar war. Allerdings musste der Konzern auch einen Teil seiner Einnahmen wegen der in verschiedenen europäischen Staaten etablierten Strompreisbremse abgeben. Dieses hohe Niveau wird nach Einschätzungen des Vorstands dieses Jahr nicht zu halten sein, bis 2027 soll es aber deutlich übertroffen werden.

Mittelfristig erwartet das Management um den seit Anfang des Jahres amtierenden neuen Unternehmenschef Christoph Husmann einen Umsatz von 800 Millionen Euro. Als um Sondereffekte bereinigter operativer Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (operatives Ebitda) sollen davon 520 Millionen Euro bleiben.

Der ebenfalls bereinigte operative Barmittelfluss wird 2027 mit 450 Millionen Euro veranschlagt. Bis dahin will Encavis zudem mit 5,8 Gigawatt mehr als das Zweieinhalbfache seiner heutigen Erzeugungskapazitäten ans Netz angeschlossen haben. Husmann, der auch das Finanzressort betreut, beobachtet dabei vor allem eine verstärkte direkte Nachfrage von Industriekunden nach grünem Strom.

Seine Prognose für dieses Jahr sieht einen Umsatz von etwas mehr als 460 Millionen Euro vor, nach über 487 Millionen Euro im Vorjahr. Davon müssen allerdings noch fast 25 Millionen Euro durch die Strompreisbremse abgezogen werden. Diese wird auch 2023 Anwendung finden, sodass der Umsatz nach Abzug der Strompreisbremse bei 440 Millionen Euro erwartet wird.

Das operative Ergebnis soll von 350 auf voraussichtlich über 310 Millionen Euro zurückgehen. Den operativen Barmittelfluss erwartet Husmann bei mehr als 280 Millionen Euro - nach gut 327 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Das operative Ergebnis je Aktie soll den Vorjahreswert von 0,60 Euro je Aktie übertreffen./lew/zb/bek/he

Quelle: dpa-Afx