WETZLAR (dpa-AFX) - Der Kamerahersteller Leica hat in diesen Tagen doppelten Grund zum Feiern: 100 Jahre nach der Vorstellung der ersten in Serie gefertigten Kleinbildkamera hat das Unternehmen ein weiteres Rekordjahr geschafft. Zum Jubiläum nimmt das Unternehmen seine Pläne für ein Smartphone für den europäischen Markt konkreter in den Blick und will auch seine Vertriebsbasis weiter stärken, wie Leica-Investor Andreas Kaufmann deutlich machte.
Nach der Eröffnung eines Partner-Stores in der armenischen Hauptstadt Eriwan gebe es auch Pläne für Stores in der usbekischen Hauptstadt Tashkent sowie in Almaty in Kasachstan. "Der Rest der Welt, das ist unsere Aufgabe", sagte Kaufmann.
Smartphone-Pläne werden konkret
Die bereits angedachte Einführung eines neuen Smartphones mit Leica-Optik für den europäischen Markt fasst Leica nun konkret ins Auge. Bei diesem Thema werde sich bald etwas tun, sagte der Vorstandsvorsitzende der Leica Camera AG, Matthias Harsch, der Deutschen Presse-Agentur. Bislang war das "Leitz Phone", für das Leica mit Sharp
Rekordumsatz und Zuversicht fürs neue Geschäftsjahr
Im abgelaufenen Geschäftsjahr (31. März) hat sich die Leica Camera AG beim Umsatz der Marke von 600 Millionen Euro genähert - nach Erlösen von 554 Millionen Euro im Vorjahr. "Das war ein absolutes Superjahr für uns, damit sind wir natürlich total happy", sagte Harsch. Leica sei "auf globaler Basis" gewachsen.
Auch für das laufende Jahr zeigte sich Harsch trotz der internationalen Handelskonflikte zuversichtlich. In den USA als wichtigem Exportmarkt gebe es keine lokale Objektiv- und Kamera-Fertigung, und bereits als sich die hohen Zölle abzeichneten, habe man sehr viel Ware dorthin verschifft. Derzeit gehe man von baldigen Lösungen in dem Handelskonflikt aus und könne dann sehr optimistisch nach vorn schauen, sagte Harsch.
Neue Segmente wie die App Leica Lux und das Geschäft mit Laser-TV-Projektoren hätten sich zudem sehr positiv entwickelt. Von dem Erfolg sei man überrascht, die App-Käufe lägen "weit über Budget", sagte Harsch, ohne Zahlen zu nennen. Mit der App können die Nutzer auf dem iPhone Fotos im Stil einer Leica machen. Es ist das erste gemeinsam entwickelte Produkt nach der Übernahme des norwegischen Unternehmens Fjorden Electra AS Ende 2023.
Potenziale im TV-Geräte-Markt
Im Laser-TV-Geschäft bietet Leica den Projektor Cine 1 sowie die Kompaktversion Cine Play 1 an. Für den Vertrieb setzt Leica mittlerweile auf ein Netz von mehr als 140 zertifizierten Fachhändlern, wie Harsch sagte. Dies sei nötig, weil der Wechsel vom traditionellen TV-Gerät auf Beamer für viele Kunden zunächst eine Umstellung bedeute. Im Jahr zwei nach dem Marktstart entwickele sich der Umsatz sehr zufriedenstellend, sagte Harsch. In China sei bereits jedes dritte TV-Gerät ein Projektor. Leica wiederum sei mit seinen Geräten alleine im Premiumsegment unterwegs. Der TV-Geräte-Markt biete große Potenziale.
Der Weltmarkt für Kameras hat sich nach den Worten von Harsch wieder erholt, nachdem der Siegeszug der Smartphone-Fotografie den Absatz vieler Hersteller zeitweise hatte einbrechen lassen. Mittlerweile seien wieder jährliche zweistellige Wachstumsraten zu beobachten. Leica profitiert davon etwa bei Vollformatkameras wie der Leica Q-Reihe. "Wir sind erfreut über die Verkaufszahlen", sagte Harsch.
Ausstellungen, Foto-Talks und Prominenz zum Jubiläum
Vor 100 Jahren war die erste Kleinbildkamera auf der Leipziger Frühjahrsmesse der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Mit einer Pressekonferenz am Firmensitz in Wetzlar eröffnete das Unternehmen die Feierlichkeiten zum Jubiläum.
Dazu präsentiert das Unternehmen Produktneuheiten und Sondereditionen, lädt zu Ausstellungen und Fotografie-Talks ein. Dabei trat auch der englische Singer-Songwriter Jamie Cullum auf, der über seine Leidenschaft für Fotografie sprach. Zum Abschluss der Jubiläumsfeier steht eine Auktion mit seltenen Leica-Exemplaren auf dem Programm. Als Highlight kommt eine Leica 0-Serien-Kamera mit der Nummer 112 aus dem Jahr 1923 unter den Hammer, die zu den ersten jemals hergestellten Kleinbildkameras der Welt gehört. Der Einstiegspreis liegt bei 800.000 Euro, erwartet wird ein Erlös von rund 1,5 bis 2 Millionen Euro./csc/DP/stw
Quelle: dpa-Afx