HAMBURG (dpa-AFX) - Die Geschäfte für den Glücksspielvermittler Zeal laufen in Deutschland gut. Allerdings musste das Unternehmen zuletzt auch mehr Geld ausgeben, um neue Kunden zu locken. Auch das drückte auf den Aktienkurs. Zur Lage des Unternehmens, was die Analysten sagen und was die Aktie macht:

DAS IST LOS BEI ZEAL:

Wer träumt nicht davon, beim Lottospielen Millionen zu gewinnen? Der Glücksspielvermittler Zeal Network wurde in Hamburg kurz vor der Jahrtausendwende als "Tipp24 SE" gegründet. Erst 2014 folgte mit der Internationalisierung des Lotteriegeschäfts der Umzug nach London sowie die Umbenennung. Im Mai 2019 übernahm Zeal die Lotto24 AG, überführte die Zweitlotterie Tipp24 wenig später wieder in das deutsche Vermittlungsgeschäft und verlegte den Firmensitz zurück nach Deutschland.

Seit Oktober 2019 bietet Zeal keine eigenen Wetten auf den Ausgang von staatlichen Lotterien mehr an, sondern vermittelt mit den Marken Lotto24 und Tipp24 nur noch die Lotterieteilnahme. Statt parallel zu den offiziellen Lotterien eigene, nicht lizenzierte Wetten anzubieten, nimmt Zeal mittlerweile im Namen der deutschen Lotterien Wettscheine entgegen und kassiert dafür eine Provision. Im Falle eines Gewinns schütten die staatlichen Lotterien den Betrag an Zeal aus, der wiederum dann das Geld an den Kunden auszahlt.

Zum Angebot des Unternehmens zählen unter anderem Lotto 6aus49, Spiel 77, Super 6, EuroJackpot, GlücksSpirale, Spielgemeinschaften, Keno und die Deutsche Fernsehlotterie. Zuvor war der Konzern im nachgeordneten Glücksspielgeschäft unter anderem mit den Marken "Instant Win Games", der europäischen Lotterie "EuroMillions" und dem US-Angebot "Powerball Lottery" aktiv.

Im ersten Quartal liefen die Geschäfte für Zeal trotz des schwierigen Lotto-Umfelds in Deutschland - die durchschnittliche Jackpot-Höhe war eher niedrig - gut. Der Glücksspielvermittler konnte dank einer höheren Kundenzahl seinen Umsatz um rund ein Fünftel auf knapp 23 Millionen Euro steigern. Auch operativ entwickelte sich das Unternehmen deutlich besser. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg um fast zwei Drittel auf 4,6 Millionen Euro. Und dies, obwohl der Konzern aufgrund einer durchschnittlich geringeren Jackpot-Höhe nicht mehr so viele Neukunden gewinnen konnte wie im Vorjahr und rund 30 Prozent mehr Geld für das Anlocken jedes Neukunden in die Hand nehmen musste.

Für das laufende Jahr peilt Zeal einen Umsatz von mindestens 95 Millionen Euro und einen operativen Gewinn von mindestens 20 Millionen Euro an. 2020 hatte Zeal 87 Millionen Euro umgesetzt und operativ fast 13 Millionen Euro verdient.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Der Online-Lotterieanbieter befindet sich nach Ansicht von Analyst Marius Fuhrberg von Warburg Research auf dem Weg zur klaren Marktführerschaft. Die Marketingausgaben dürften sich seiner Einschätzung nach mittel- bis langfristig mehrfach auszahlen, da die Kunden aufgrund der anderswo geringeren Produktdifferenzierung kaum den Anbieter wechseln würden. Er schätzt die derzeitige Strategie des Managements, sich auf Kundenwachstum und nicht auf hohe Profitabilität zu konzentrieren. Fuhrberg erscheint die aktuelle Bewertung der Aktie immer noch attraktiv.

Was das Wachstum betrifft, wies Analyst Jack Cummings von der Berenberg Bank in seiner jüngsten Studie auf Aussagen von Zeal-Finanzvorstand Jonas Mattsson hin. Dieser habe auf einer Gaming-Fachkonferenz der Privatbank die Wachstumschancen seines Unternehmens hervorgehoben - auch wegen neuer Produkte.

Analystin Marie-Therese Gruebner von Hauck & Aufhäuser erwartet, dass das Zeal-Management Anfang Juli eine Lizenz für Spiele mit Sofortgewinnen gemäß dem neuen deutschen Glücksspielvertrag beantragen wird. Das Unternehmen entwickele bereits Spiele und dürfte dabei wohl auch mit externen Anbietern zusammenarbeiten. Neuheiten sind nach Ansicht von Gruebner der Schlüssel zur Gewinnung von Spielern.

Gruebner hält es im Zuge dessen auch für möglich, dass Zeal in das Sportwettengeschäft einsteigen könnte - mit einem Konzept ähnlich wie Oddset oder Toto, das das Publikum anspreche. Glücksspiele mit Sofortgewinnen würden tendenziell eine Bruttomarge von über 20 Prozent aufweisen.

Alle drei vorgenannten Experten raten derzeit ungebrochen zum Kauf der Zeal-Aktie, wenn auch mit einem breiten Spektrum beim Kursziel. Vergleichsweise defensiv geht Berenberg-Experte Cummings mit einem Ziel von 48 Euro an die Aktie heran, was immerhin 13 Prozent Kurspotenzial verspricht. Deutlich ambitionierter sind die anderen beiden Analysten mit Zielen von 56 Euro im Falle von Warburg und 61 Euro von Hauck. Gruebner stellt damit fast die Hälfte an Kurspotenzial in Aussicht.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die Corona-Krise hatte im vergangenen Jahr nur kurzzeitig eine dämpfende Wirkung auf den Kurs. Schon im März 2020 begann eine Rally bis auf mehr als 46 Euro bis zur Jahreswende. Dann folgte ein kleiner Rückschlag, bevor der Kurs Anfang April mit 46,50 Euro das höchste Niveau seit 2015 erreichte. Zuletzt ging es zwar ein wenig nach unten auf aktuell 41,50 Euro, das ist aber immer noch fast zweieinhalb mal so viel wie im Corona-Tief im Frühjahr 2021. Für 2021 steht damit bislang allerdings ein Minus von rund 10 Prozent auf dem Kurszettel.

Bei Aktionären, die die Aktien des Unternehmens schon etwas länger in ihrem Depot haben, kommt es auf die Haltefristen an. Nach dem Börsengang im Oktober 2005 hat der Kurs innerhalb von drei Jahren kräftig Federn lassen müssen. Vom Ausgabepreis in Höhe von 20,50 Euro fiel die Aktie bis Ende 2008 zu Zeiten der Weltfinanzkrise auf das bisherige Tief von 5,40 Euro.

Anschließend ging es aufwärts bis zur Bestmarke im Jahr 2014, als fast 60 Euro für die Aktien gezahlt wurden. Beim aktuellen Kurs hat sich der Preis der Aktie seit dem Börsengang nun noch etwas mehr als verdoppelt.

Damit bringt es Zeal auf einen Börsenwert von 930 Millionen Euro, was einen Platz im hinteren Viertel des Nebenwerteindex SDax bedeutet. Im Vergleich zum irischen Glücksspielkonzern Flutter ist das wenig. Der bringt umgerechnet mehr als 27 Milliarden Euro Marktkapitalisierung auf die Börsenwaage./mne/ngu/tih/mis

Quelle: dpa-Afx