Wie aus Gerichtsunterlagen am Dienstag hervorging, warf Vince Chhabria die Frage auf, warum er grünes Licht für den Plan des Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzerns geben sollte. Der Richter will demnach unter anderem wissen, ob es möglich sei, die potenziell Millionen Hausbesitzer und Landarbeiter, die Roundup ausgesetzt gewesen seien, zu kontaktieren und darüber zu informieren, dass die Vereinbarung für sie gelten solle. Chhabria hinterfragt auch, wie er bewerten solle, ob die angedachte Kompensation angemessen sei.

Der Richter äußerte diese und noch weitere Bedenken einen Tag vor einer wichtigen Anhörung zu dem Vorschlag, auf den sich Bayer mit Klägeranwälten bereits geeinigt hat. Vorgesehen ist demnach unter anderem ein Fonds, aus dem mögliche künftige Kläger zunächst in den kommenden vier Jahren Kompensationszahlungen erhalten sollen. Das zwei Milliarden Dollar schwere Paket ist Teil des umfangreicheren Glyphosat-Vergleichs von Bayer.

Bayer-Aktien haben sich am Mittwochmorgen bei der Richtungssuche in einem insgesamt schwächeren Gesamtmarkt schwer getan. Auf der Handelsplattform Tradegate gaben sie zuletzt im Vergleich zum Xetra-Schluss um 0,11 Prozent auf 56,26 Euro nach, hielten sich damit aber besser als der Dax. Eine Kaufempfehlung durch die Bank JPMorgan, die auf verbesserte Geschäftsperspektiven verweist, steht den Sorgen über den nach wie vor nicht beigelegten Glyphosat-Streit in den USA gegenüber.

So bleibt der Agrarchemie- und Pharmakonzern im US-Verfahren um angebliche Krebsrisiken des glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup vor einer wichtigen Gerichtsanhörung unter Druck. Bereits vor dem Termin am Mittwoch machte Richter Vince Chhabria seine Skepsis gegenüber einem Vergleichsentwurf zum Umgang mit künftigen Glyphosat-Klagen in den USA deutlich.

Das überschattet ein Stück weit den Optimismus des JPMorgan-Analysten Richard Vosser, der die Aktien bei einem neuen Kursziel von 67 Euro von "Neutral" auf "Overweight" hochstufte. Er sieht die Gewinnentwicklung des Konzerns infolge der jüngst vorgelegten Zahlen für das erste Quartal an einem positiven Wendepunkt angelangt und verweist auf verbesserte Perspektiven für das Pharma- und das Agrargeschäft.

rtr