Wenn Blackrock-Chef Laurence Fink auf das bisherige Jahr an den Aktienmärkten blickt, findet er wenig Positives. "Die erste Hälfte des Jahres 2022 brachte ein Anlageumfeld, wie wir es seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt haben. Die Anleger haben gleichzeitig mit hoher Inflation, steigenden Zinsen und dem schlechtesten Jahresbeginn für Aktien und Anleihen seit einem halben Jahrhundert zu kämpfen, wobei die globalen Aktien- und Rentenindizes um 20 beziehungsweise zehn Prozent gefallen sind", sagt Fink.

Mit großer Spannung wurden folglich die Zahlen des weltgrößten Vermögensverwalters erwartet. Das Fazit: Die globalen Verwerfungen an den Märkten haben das Geschäft spürbar getroffen, Anleger zogen ihr Kapital aus riskanteren Anlageklassen ab. Laurence "Larry" Fink und der von ihm mitgegründete Konzern mussten für das zweite Quartal einen Rückgang des verwalteten Vermögens (Assets under Management, AUM) von elf Prozent hinnehmen. Mit 8,49 Billionen Dollar bleibt Blackrock jedoch ein Gigant. In dessen Hände hatten Kunden Ende 2021 indes in der Spitze zehn Billionen Dollar gegeben.

Sowohl die schlechte Marktstimmung als auch die Kapitalabflüsse belasteten das Ergebnis. Der Vermögensverwalter meldete einen Umsatzrückgang um sechs Prozent zum Vorjahresquartal, der bereinigte Gewinn pro Aktie fiel mit 7,36 Dollar um 30 Prozent niedriger aus als noch vor einem Jahr. Ein Grund: Die verwalteten Portfolios sind zuletzt deutlich im Wert gesunken, entsprechend verdiente Blackrock weniger an den Verwaltungsgebühren.

Das Unternehmen ist unter anderem an sämtlichen DAX-Konzernen beteiligt, in einigen sogar größter Anteilseigner. Seit Jahresbeginn verlor der deutsche Leitindex gut 16 Prozent. Dennoch sammelten die US-Amerikaner erneut enorme Geldsummen ein. "Blackrock erzielte im zweiten Quartal Nettozuflüsse von 90 Milliarden US-Dollar, was einmal mehr unsere Fähigkeit unterstreicht, selbst unter schwierigsten Bedingungen ein branchenführendes organisches Wachstum zu erzielen", so Fink. Allein 52 Milliarden flossen in die ETFs der Hausmarke iShares.

Wachstumsfeld Aladdin

Ein Lichtblick war das Geschäft mit Technologiedienstleistungen. Dabei stellt Blackrock seine Risiko- und Investmentplattform Aladdin Wettbewerbern, Versicherern oder Banken zur Verfügung. Anders als der gleichnamige Straßendieb aus dem Hause Disney bereichert die Plattform ihre Nutzer: Über das gigantische Datenanalysesystem werden etwa Risikoeinschätzungen für das Portfoliomanagement durchgeführt.

Laut Blackrock werden über die Plattform 14 Billionen Dollar von mehr als 160 Kunden verwaltet. Die Technologiedienstleistungen trugen mit sieben Prozent zwar einen überschaubaren Anteil zum Umsatz bei, Chef Larry Fink verkündete jedoch einen Rekord bei Kundenmandaten für Aladdin.

Auch wegen seiner schieren Größe ist der Konzern sehr solide. Das riesige Anlagevermögen und die breite Aufstellung machen die Aktie zu einer attraktiven Wette auf eine marktbreite Erholung. Auch wenn Fink zum Marktgeschehen aktuell wenig Positives zu sagen hat, können sich Aktionäre freuen: Blackrock kündigte eine unveränderte Quartalsdividende von 4,88 Dollar je Aktie an.

Chance: Die Marktstellung ist stark, die Bewertung moderat. Wer auf Erholung setzt, nutzt die aktuelle Kursschwäche zum Kauf.