Die vorerst abgewendete Zahlungsunfähigkeit des Immobilienkonzerns China Evergrande machte Anlegern zum Wochenausklang Mut. "In der sprichwörtlich letzten Sekunde zahlte das Unternehmen fällige Zinsen für eine Anleihe, musste dabei das Zahlungsziel aber nahezu komplett ausreizen", sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. Damit sei das Unternehmen aber weiterhin nicht über den Berg. Evergrande ist mit rund 300 Milliarden Dollar verschuldet. Optimistische Stimmung machte sich nicht nur an den europäischen Börsen breit. Aufwärts ging es derweil auch für den US-Standardwerteindex Dow Jones. Dieser kletterte zur Eröffnung auf ein Rekordhoch von 35.681,25 Punkte.

Die Einkaufsmanagerindizes (PMI) für das verarbeitende Gewerbe in der Eurozone und in Deutschland ist mit Blick auf den Monatsvergleich zwar leicht gesunken, der Abschwung war aber laut Experten moderat ausgefallen. In Anbetracht von Belastungsfaktoren wie Knappheit der Vorprodukte und Rohstoffe sowie gestiegener Energiepreise sei es erstaunlich, dass die Indizes nicht noch deutlicher nachgegeben hätten, so Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Eine gegenwärtige Abschwunggefahr für die Wirtschaft sieht Gitzel nach den Daten nicht.

Unter den Einzelwerten im DAX sicherte sich Volkswagen die Spitze. Gefolgt wurde der Autobauer von Infineon und Porsche. Die beiden Autoaktien profitierten von den Quartalsberichten des Zulieferers Continental. Als Schlusslicht ging Delivery Hero aus dem Handel.

Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war


Conti senkt Prognose wegen Chipmangels in der Autozulieferung
Beim Autozulieferer und Reifenhersteller Continental haben sich mit dem Teilemangel in der Autoindustrie die Aussichten nach dem dritten Quartal wie erwartet noch einmal eingetrübt. Weil die weltweite Autoproduktion sich in den vergangenen Monaten deutlich schwächer entwickelt hat als zuvor angenommen, rechnet Conti-Chef Nikolai Setzer in diesem Jahr nur noch mit 32,5 bis 33,5 Milliarden Euro Umsatz, wie der Dax-Konzern am Freitag in Hannover mitteilte. Bisher stand jeweils eine Milliarden Euro mehr im Plan. Auch die Profitabilität leidet: Die um Sondereffekte bereinigte Marge des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern dürfte nur noch 5,2 bis 5,6 Prozent erreichen statt wie zuletzt angepeilt 6,5 bis 7 Prozent. Die Aktie von Conti reduzierte ihre hohen Gewinne deutlich, lag aber nach der Mitteilung noch zwei Prozent im Plus.

Übernahme von Siltronic durch Globalwafers stockt - Freigaben fehlen
Die Übernahme des Waferherstellers Siltronic durch den taiwanesischen Chip-Zulieferer Globalwafers verzögert sich. Aufgrund sich hinziehender Gespräche über regulatorische Freigaben erfolgt der Vollzug des Zusammenschlusses voraussichtlich nicht mehr in diesem Jahr, wie Siltronic am Freitag in München mitteilte. Die Verhandlungen mit den Behörden über die Konditionen der noch ausstehenden Freigaben liefen noch. Zu den Details wollte sich eine Siltronic-Sprecherin auf Anfrage nicht äußern. Globalwafers strebt derweil weiter einen Abschluss der Transaktion bis Ende des Jahres an, sagte ein Unternehmenssprecher. Die Siltronic-Aktien gerieten zum Wochenschluss unter Druck.

Auch Chipriese Intel wird von Bauteile-Knappheit gebremst
Auch der Halbleiter-Riese Intel wird von der globalen Komponenten-Knappheit gebremst. So konnte Intel im vergangenen Quartal weniger Chips für Notebooks verkaufen - weil den Herstellern andere Bauteile fehlten, um die Geräte fertigzustellen.

L'Oreal steigert Umsätze stärker als erwartet - Aktie mit Kurssprung
Der französische Kosmetikkonzern L'Oreal hat seinen Wachstumskurs auch im dritten Quartal fortgesetzt. Dabei profitierte der Beiersdorf-Konkurrent von der anhaltenden Erholung im Schönheitsmarkt und dem Verkauf von teureren Produkten. L'Oreal schnitt deutlich besser ab als von Experten erwartet. Dies beflügelte am Freitag nicht nur die Aktie der Franzosen, sondern auch die Beiersdorf-Anteile.

Kreditkarten-Riese American Express steigert Gewinn kräftig
Der US-Finanzkonzern American Express hat den Gewinn dank höherer Ausgaben seiner Kreditkartenkunden kräftig gesteigert. Im dritten Quartal verdiente das Unternehmen unterm Strich 1,8 Milliarden Dollar (1,6 Mrd Euro) und damit rund 70 Prozent mehr als vor einem Jahr. Das teilte American Express am Freitag in New York mit. Die Erlöse wuchsen um ein Viertel auf 10,9 Milliarden Dollar. Das Vorjahresergebnis war allerdings stark von der Pandemie belastet.

Keine Rekord-Prognose: DHL blickt vorsichtig auf Weihnachtsgeschäft
BONN - 61,3 Millionen: So viele Pakete transportierte die Deutsche Post DHL vom 14. bis zum 19. Dezember 2020 - so viel wie noch nie in einer Woche. "Das war zehn Prozent mehr als das, was wir damals für unsere maximale Kapazität hielten", erinnert sich der für Post und Paket Deutschland zuständige Vorstand Tobias Meyer. Damals wurden stationäre Läden Mitte Dezember wegen Corona geschlossen, die Online-Bestellungen schnellten in die Höhe.

Renault schätzt Produktionsausfall auf halbe Million Autos - Umsatz sinkt
Der französische Autobauer Renault schätzt den Produktionsausfall wegen des Chipmangels in diesem Jahr noch deutlich stärker ein als bisher. Schätzungsweise 500 000 Fahrzeuge würden dieses Jahr nicht wie geplant vom Band rollen, teilte der Konzern am Freitag in Boulogne-Billancourt bei Paris mit. Im Juli war das Unternehmen von rund 200 000 fehlenden Autos ausgegangen. Vor einigen Tagen hatten Medienberichte aber schon angedeutet, dass es noch deutlich mehr werden dürften. Allein im dritten Quartal habe der Produktionsverlust des Autobauers rund 170 000 Wagen betragen, hieß es vom Unternehmen. An Aufträgen fehlt es dem Konzern derweil nicht, das Orderbuch sei Ende September so sehr gefüllt gewesen wie seit 15 Jahren nicht.

rtr/dpa-AFX/iw