An den US-Börsen sorgten ein überraschendes Umsatzplus der Einzelhändler und ein Gewinnschub bei der Investmentbank Goldman Sachs für gute Stimmung. Die US-Futures lagen vorbörslich im Plus.

Die Bilanzen der großen US-Banken und weiterer Unternehmen deuteten darauf hin, dass die großen Konzerne trotz steigender Kosten weiterhin Gewinnwachstum erzielen könnten, sagte Marktstratege Neil Wilson von Markets.Com. Scheinbar würden die Anleger die hohen Rohstoffpreise und Lieferkettenprobleme momentan ausblenden.

In Deutschland sehen Top-Ökonomen in dem Sondierungspapier von SPD, Grünen und FDP gute Ansätze für Wirtschaftsreformen in Europas größter Volkswirtschaft. Demnach wollen die Parteien wohl auf Steuererhöhungen verzichten. "Die Steuerpolitik gehört zu den Risiken, die die Renditen in den kommenden Jahren schmälern könnten", sagte Investment Manager Jacob Vijverberg vom Vermögensverwalter Aegon Asset Management. "Denn die Regierungen müssen die Verbindlichkeiten aus den Schulden der Covid-19-Krise finanzieren."

ROHÖL VERTEUERT SICH WEITER


Auch der anhaltende Preisauftrieb bei Strom und Rohstoffen wird Experten zufolge den Industrieunternehmen zunehmend zu schaffen machen. "Während die volkswirtschaftlichen Auguren den temporären Charakter des Inflationsanstiegs betonen, spüren Unternehmen bereits tiefgreifende und anhaltende Preissteigerungen", sagte Marcus Hüttinger, Marktstratege beim Vermögensverwalter GANE. Der Preis für die Nordseesorte Brent kletterte am Freitag um bis zu 1,3 Prozent auf 85,10 Dollar je Fass und markierte damit den höchsten Stand seit mehr als drei Jahren. Das US-Öl WTI markierte mit 82,30 Dollar je Barrel ein frisches Siebes-Jahres-Hoch.

BITCOIN PROFITIERT VON INFLATIONSANGST


Auf der Suche nach einem Inflationsschutz steuerten immer mehr Investoren Bitcoin an. Die größte und älteste Cyberdevise knackte auf der Handelsplattform Bitstamp das erste Mal seit Mitte April wieder die Marke von 60.000 Dollar, sie stieg in der Spitze um 4,6 Prozent. Das Allzeithoch liegt bei knapp 65.000 Dollar. "Anleger sehen im digitalen Gold womöglich eine bessere Inflationsabsicherung als im physischen Gold", schreiben die Analysten der LBBW in einem Kommentar. Allein in diesem Monat hat Bitcoin rund 37 Prozent an Wert zugelegt. Gold kommt im selben Zeitraum auf ein Plus von bis zu 2,5 Prozent. Treiber der jüngsten Bitcoin-Rally sind laut Analyst Timo Emden von Emden Research aber auch Spekulationen auf die Zulassung des ersten US-Bitcoin-Futures-ETFs. "Die Genehmigung eines börsengehandelten Fonds auf amerikanischen Grund und Boden wäre ein Ritterschlag für Bitcoin und Co", sagte Emden.

FINANZWERTE EUROPAWEIT IM AUFWIND


Im Sog der US-Banken stieg der europäische Bankenindex bis zu zwei Prozent und lag so hoch wie seit Februar vergangenen Jahres nicht mehr. Im Dax rückten die Aktien der Deutschen Bank um 3,4 Prozent vor. Gute Geschäfte mit der Beratung bei Fusionen und Übernahmen sorgten bei den amerikanischen Großbanken für einen Gewinnschub.

Im MDax griffen die Anleger nach einer Prognoseanhebung bei Hugo Boss zu. Die Aktien des Modekonzerns kletterten um bis zu 4,4 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 54,92 Euro.

rtr