Die Rezessionssorgen traten Börsianern zufolge etwas in den Hintergrund, wovon riskantere Anlagen wie Aktien und Rohstoffe profitierten. Nach dem Rutsch unter die Marke von 100 Dollar je Fass zog der Brent-Ölpreis wieder an. Die Nordsee-Sorte notierte 0,5 Prozent fester bei 101,11 Dollar je Fass. Die Aufmerksamkeit der Investoren richte sich aktuell auf die knappe Angebotssituation, sagten Börsianer. Auch der Kupferpreis berappelte sich nach seinem jüngsten Ausverkauf. Das Industriemetall verteuerte sich um 2,4 Prozent auf 7705 Dollar je Tonne, nachdem es auf den niedrigsten Stand seit eineinhalb Jahren abgerutscht war. "Wir sehen eine Abschwächung des US-Dollar-Index und ein gewisses Short-Covering nach einem breit angelegten Ausverkauf bei Rohstoffen", sagte Kunal Shah, Analyst bei Nirmal Bang Commodities. Die Stimmung bleibe aufgrund der anhaltenden Konjunktursorgen aber angeschlagen.

DOLLAR-RALLY LÄUFT AUS - KEINE ÜBERRASCHENDEN ZINSSIGNALE


Der gestärkte Risikoappetit der Investoren machte den sicheren Hafen US-Dollar weniger attraktiv. Der Euro erholte sich auf 1,0221 Dollar und entfernte sich von seinem frisch markierten 20-Jahres-Tief. Anleger reagierten auch erleichtert, dass es in den Sitzungsprotokollen der US-Notenbank keine bösen Überraschungen gegeben habe, sagten Börsianer. Wie aus den Mitschriften der Juni-Sitzung der Fed hervorgeht, dürfte es Ende Juli wahrscheinlich eine weitere Zins-Erhöhung um 0,5 oder 0,75 Prozentpunkte geben. Angesichts des stark abgebremsten US-Wirtschaftswachstums glaubten Investoren aber nicht an einen anhaltend aggressiven Straffungskurs, sagte Analystin Tina Teng von CMC Markets. Einen Vorgeschmack auf die offiziellen Arbeitsmarktdaten aus den USA könnten die Zahlen der privaten US-Arbeitsagentur ADP geben. Sie werden wegen des Feiertags am Montag ausnahmsweise erst am Donnerstag veröffentlicht.

JOHNSON-RÜCKTRITT DÜRFTE PFUND STABILISIEREN


Die Aussicht auf einen Rücktritt des britischen Premierministers Boris Johnson stabilisierte das Pfund. Die Landeswährung, die wegen der unsicheren politischen Lage zuletzt deutlich unter Druck geraten war, legte in der Spitze ein halbes Prozent auf 1,1994 Dollar zu. Der Londoner Leitindex notierte 1,3 Prozent fester. Mehrere Medien wie die BBC meldeten, der Schritt sei noch am Donnerstag zu erwarten. "Die Finanzmärkte bevorzugen Sicherheit und das ist hier nicht anders", sagte Händler Mike Owens von Saxo Markets. Allerdings sei die Reaktion an den Devisenmärkten eher verhalten, da viele Investoren sich bereits auf einen Abgang des Regierungschefs eingestellt hätten, sagte Analyst Fawad Razaqzada von Forex.Com.

SAMSUNG HILFT CHIP-WERTEN - STIMMUNGSTEST BEI SUSE


Ermutigende Verkaufszahlen vom Speicherchip-Hersteller Samsung hellten die Stimmung im europäischen Chip-Sektor auf. Die Koreaner hatten im Zeitraum April bis Juni ihren höchsten Gewinn seit 2018 eingefahren. Im Amsterdam legten ASML, ASMI und BESI bis zu 4,5 Prozent zu. In Frankfurt gewannen Aixtron mehr als sechs Prozent. Titel der französisch-italienischen STMicroelectronics stiegen um 2,5 Prozent, die norwegische Nordic Semiconductor um 3,9 Prozent.

Auf Berg- und Talfahrt gingen die Aktien des Linux-Softwareanbieters Suse. Nach anfänglichen Kursgewinnen stürzte der Kurs um mehr als elf Prozent ab. Die Quartalszahlen hätten im Rahmen der Erwartungen gelegen, der Ausblick verdeutliche aber die Auswirkungen des Konjunkturumfeldes, sagten die Analysten von Jefferies. "Der Tag wird ein Stimmungstest sein, um zu sehen, ob die Anleger wirklich bereit sind, die makroökonomischen Sorgen beiseite zu schieben."

rtr