Anleger zogen sich am Montagnachmittag von den Aktienmärkten zurück. Erst kurz vor Handelsschluss drehte sich das Vorzeichen wieder ins Plus. Unter anderem zweifelten Anleger an einem raschen Erfolg im Kampf gegen das Corona-Virus. Für zusätzliche Verunsicherung sorgte zum Wochenstart ein Kollaps des US-Ölpreises. "Die Frage ist, unterschätzen die Märkte das Virus in Bezug auf die langfristigen Folgen für die Wirtschaft", sagte Elwin de Groot, Chefstratege bei der Rabobank. Für Marktanalyst Craig Erlam vom Broker Oanda scheint sich mit dem neuerlichen Rutsch die Skepsis zum Start der Berichtssaison durchzusetzen. Nach zuletzt starker Erholung sollten die Gewinnmitnahmen im grundsätzlich weiter unsicheren Umfeld der Corona-Krise nicht allzu sehr überraschen.

Am Montag sind in Deutschland erstmals etwas breitere Lockerungen der Corona-Restriktionen in Kraft getreten. Laut dem charttechnischen Analysten Marcel Mußler beginnt damit ein neues Stadium der Krise. Ob und welche Auswirkungen das auf die Zahl der Neuinfektionen haben werde, sei derzeit nicht zu sagen. Bisher hätten sich die Aktienmärkte auf die Lockerungen gefreut, doch inwiefern sie jetzt auch diese Risiken berücksichtigten, bleibe abzuwarten, schrieb er in seinem täglichen Börsenbrief. "Die Coronakrise wird die Märkte mit ihren Auswirkungen deutlich länger beschäftigen, als mancher Teilnehmer das erwartet und erhofft hat", sagte auch Michael Winkler, Leiter der Anlagestrategie bei der St. Galler Kantonalbank Deutschland. "Anleger werden also zumindest in diesem Jahr Durchhaltevermögen aufbringen müssen."

Für Verunsicherung sorgte der drastische Einbruch des Preises für leichtes US-Öl, das sich um fast zwei Fünftel auf 11,04 Dollar verbilligte und damit so wenig kostete wie zuletzt im Dezember 1998. "Am Markt glaubt man nicht an eine baldige Stabilisierung der Nachfrage", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Der OPEC-Deal hat den Absturz der Preise nur leicht verzögert, konnte ihn aber nicht verhindern."

Bevor hierzulande die Berichtssaison mit Zahlen des Softwarekonzerns SAP so richtig an diesem Dienstag losgeht, ist es unternehmensseitig zum Wochenauftakt noch recht ruhig. Angeführt wurde der DAX am Montag von FMC. Darauf folgten die Aktien von Merck und Munich Re. Als DAX-Schlusslicht ging E.ON aus dem Handel.

Was am Montag an der Börse außerdem wichtig war


Neue Staatsmilliarden für die Autobranche?
Um die in der Corona-Krise abgestürzte Nachfrage anzukurbeln, fordert die deutsche Autoindustrie staatliche Prämien für den Neuwagen-Kauf. Damit soll auch der Austausch alter Benziner und Dieselwagen gefördert werden. Volkswagen konkretisierte am Montag seine Vorschläge. "Die Produktion der Automobilindustrie kann nur hochfahren, wenn auch der Absatz der Fahrzeuge gesichert ist", sagte VW-Kernmarkenchef Ralf Brandstätter. Strittig ist jedoch etwa die Frage, ob sich eine mögliche Förderung auf klimafreundliche Antriebe beschränken oder auf alle Arten von Autos erstrecken könnte.

VW schließt 200 000 Vergleiche mit Dieselfahrern - Frist verlängert
Im Diesel-Vergleich zum Abgasskandal hat sich Volkswagen inzwischen mit rund 200 000 Kunden geeinigt. Insgesamt können so etwa 620 Millionen Euro an Entschädigungen fließen, wie der Konzern am Montag in Wolfsburg mitteilte. Die Summe setze sich aus Einzelbeträgen von 1350 bis 6250 Euro für die jeweils infrage kommenden Modelle und Altersklassen der Fahrzeuge zusammen. Das Geld soll vom 5. Mai an ausgezahlt werden. Bei rund 21 000 Fällen stehe die abschließende Prüfung noch aus: "Diese Kundinnen und Kunden werden benachrichtigt, sobald die Bearbeitung abgeschlossen ist."

Boeing verliert weitere Bestellungen für Krisenflieger 737 Max
Der angeschlagene US-Luftfahrtriese Boeing muss in der Corona-Krise erneut eine Absage für eine Bestellung des Problemfliegers 737 Max hinnehmen. Die China Development Bank Financial Leasing Co. hat einen Auftrag über 29 Maschinen zurückgezogen, wie das chinesische Unternehmen am Montag (Ortszeit) mitteilte. Damit sinke die Zahl der noch offenen Bestellungen für den Boeing-Flieger 737 auf 70 Stück, hieß es weiter.

Möbelhändler Steinhoff sieht große Corona-Belastungen - Verschiebt Zahlenvorlage
Der krisengeschüttelte Möbelhändler Steinhoff rechnet mit hohen Belastungen durch die vorübergehenden Geschäftsschließungen während der Corona-Krise. Zudem soll der Geschäftsbericht für 2019 später als geplant veröffentlicht werden. Es sei wegen behördlicher Maßnahmen wie etwa Reisebeschränkungen zu zeitlichen Verzögerungen beim Abschluss gekommen, teilte das niederländisch-südafrikanische Unternehmen am Montag mit. Daher gehe Steinhoff nun davon aus, die Zahlen zum abgelaufenen Jahr am 30. Juni vorlegen zu können. Ursprünglich war der 30. April vorgesehen.

Bristol-Myers Squibb erreicht mit Krebs-Kombitherapie Phase-III-Studienziele
Der US-Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb hat in den USA mit seinem wichtigen Krebsmittel Opdivo einen Studienerfolg erzielt. Eine Kombinationstherapie aus Opdivo und dem Antikörper-Medikament Yervoy habe bei zuvor unbehandelten Patienten mit einem Pleuramesotheliom in der Phase-III-Studie CheckMate-743 den primären Endpunkt mit Blick auf das Überleben erreicht, wie der Pharmakonzern am Montag in Princeton im US-Bundestaat New Jersey auf Basis erste Ergebnisse mitteilte. Beim Pleuramesotheliom handelt es sich um einen bösartigen Tumor des Brustfells. Die Therapie habe den Überlebenszeitraum im Vergleich zu einer Chemotherapie deutlich verbessert.

Corona-Krise verschafft Philips Auftragsboom - Aktie legt deutlich zu
Eine höhere Nachfrage im Zuge der Coronavirus-Pandemie hat beim niederländische Medizintechnikkonzern Philips im ersten Quartal für einen Auftragsboom gesorgt. Der Auftragseingang stieg auf vergleichbarer Basis um 23 Prozent, wie der Konkurrent von Siemens Healthineers am Montag in Amsterdam mitteilte.

Deutsche Post bemüht sich weiter um Sonntagszustellung
Die Deutsche Post bemüht sich in der Corona-Pandemie nach eigenen Angaben weiter um eine Sonntagszustellung von Paketen. "Es wäre hilfreich, wenn wir einen weiteren Tag bekommen könnten, um in der aktuellen Situation der Flut der Pakete Herr zu werden", sagte der für das Bundesgebiet zuständige Betriebschef der Deutschen Post DHL, Thomas Schneider, der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (Montag). Dafür habe das Unternehmen in Regionen wie Berlin bereits entsprechende Anträge bei den Behörden gestellt und erwäge nun Anträge in weiteren Bundesländern. Es gehe darum, in einer besonderen Situation "einen Kollaps des Paketsystems zu vermeiden".

Dürr bekommt neuen Aufsichtsratschef - Hauptversammlung Ende Mai online
Der Anlagenbauer Dürr bekommt einen neuen Oberkontrolleur. Auf den ausscheidenden Karl-Heinz Streibich soll Gerhard Federer folgen, der seit 2016 im Aufsichtsgremium ist und dort den Prüfungsausschuss leitet. Streibich kandidiert für den Aufsichtsratschefposten bei der Software AG, wo er bis 2018 Vorstandschef war. Er habe sich daher für ein Niederlegen des Mandats bei Dürr entschlossen, teilte das MDax -Unternehmen am Montag in Bietigheim-Bissingen mit. Die ursprünglich für den 8. Mai geplante Hauptversammlung soll nun am 28. Mai ausschließlich online stattfinden.

Bausoftwareanbieter Nemetschek verschiebt Hauptversammlung in den Juni
Der Bausoftwarehersteller Nemetschek hat seine Hauptversammlung auf den 19. Juni verschoben. Die ursprünglich für den 29. Mai geplante Aktionärsversammlung soll zudem komplett online stattfinden, wie das MDax-Unternehmen am Montag in München mitteilte. "Wir wollen Planungssicherheit für unser Aktionärstreffen herstellen und zugleich die Gesundheit unserer Mitarbeiter, Aktionäre sowie der beteiligten Dienstleister bestmöglich schützen. Deswegen halten wir die virtuelle Hauptversammlung für eine verantwortungsvolle Entscheidung", sagte Vorstandschef Axel Kaufmann.

B. Braun wehrt sich gegen Rhön-Kauf durch Asklepios
Um den wieder einmal zum Verkauf stehenden Klinikbetreiber Rhön hat sich erneut ein heftiger Streit unter Großaktionären entbrannt. Der Pharma- und Medizinbedarfsanbieter B. Braun Melsungen bringt sich gegen die geplante Übernahme des Klinikbetreibers durch den Wettbewerber Asklepios in Stellung. Großaktionär B. Braun will den Verkauf mit einer neuen Satzung verhindern, den Aufsichtsrat neu sortieren und zudem über eine Sonderdividende viel Geld aus dem Unternehmen ziehen. Asklepios bringt kündigt heftigen Widerstand gegen die Pläne an.

Vivendi profitiert von Musikgeschäft - Warnt vor zweitem Quartal
Der französische Medienkonzern Vivendi hat sich im ersten Quartal vor allem dank seiner Musiksparte ordentlich geschlagen. Der Umsatz kletterte im Vorjahresvergleich um 12 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro, wie der Konzern am Montag in Paris mitteilte. Aus eigener Kraft - also ohne Wechselkurseffekte sowie Zu- und Verkäufe - hätte das Wachstum 4,4 Prozent betragen. Vivendi präsentiert zum ersten Quartal lediglich Angaben zum Umsatz und nicht auch zum Gewinn.

rtr/dpa-AFX/iw