Falls Daten in den nächsten Monaten darauf schließen ließen, dass die Inflation auf noch breiterer Basis stehe oder zulege, sei dies nicht auszuschließen, sagte der Niederländer bei einem Fernsehauftritt: "In diesem Fall wäre ein logischer nächster Schritt ein halber Prozentpunkt."

Zurzeit müssen Banken Strafzinsen zahlen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Notenbank horten. Dieser sogenannte Einlagesatz liegt aktuell bei minus 0,5 Prozent. Die Möglichkeit rascherer Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) veranlasste Anleger zum Kauf von Euro. Die Gemeinschaftswährung verteuerte sich am Dienstag zeitweise um 1,2 Prozent auf 1,0555 Dollar.

Bundesbankchef Joachim Nagel und auch andere Währungshüter haben bereits eine Zinswende für Juli ins Auge gefasst, dabei aber nicht laut über eine Erhöhung um einen halben Prozentpunkt nachgedacht. Die EZB steht unter Zugzwang, da die Teuerungsrate mit zuletzt 7,5 Prozent im Euroraum weit über das Ziel der Zentralbank von 2,0 Prozent hinausgeschossen ist. Die Bundesbank sieht auch deshalb Eile geboten, da sie hierzulande für dieses Jahr mittlerweile mit einer hohen Teuerungsrate von fast sieben Prozent rechnet.

In den USA ist der Preisauftrieb aktuell weit stärker: Die Inflationsrate lag zuletzt bei 8,3 Prozent. Die US-Notenbank hat vor diesem Hintergrund jüngst den größten Zinsschritt seit 22 Jahren unternommen. Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell beschlossen Anfang des Monats einstimmig eine Erhöhung um einen halben Prozentpunkt auf die neue Zins-Spanne von 0,75 bis 1,00 Prozent.

Sie signalisierten zugleich, weitere kräftige Schritte nach oben folgen zu lassen, um die Inflation in Schach zu halten. Laut dem US-Währungshüter James Bullard hat die Notenbank dafür einen "guten Plan" entwickelt. Eine Anhebung um jeweils einen halben Prozentpunkt auf den nächsten Zinstreffen im Juni und Juli sei derzeit ein gutes Basis-Szenario, sagte der Präsident des Fed-Bezirks St. Louis.

rtr