Schwere Zeiten für Aktienanleger: Die Furcht vor einer ausgeprägten Wachstumsdelle in China beschert den europäischen Börsen bereits seit Tagen deutliche Kursverluste. Auch am Donnerstag ging es für Dax und EuroStoxx bergab - die Indizes verloren jeweils rund ein Prozent auf 10.577 und 3397 Zähler. "Die Sorgen um China lassen die Anleger nicht los", sagte ein Händler. Die Befürchtungen, dass sich der Wachstumsrückgang im Reich der Mitte als langfristiger Trend herausstellen könnte, belastet derzeit vor allem exportorientierte Industriezweige. Seit Monatsanfang hat der Dax bereits mehr als sechs Prozent an Wert eingebußt, am Donnerstag notierte er zeitweise auf dem tiefsten Stand seit Ende Januar.

Auch die Aussicht auf eine anhaltend lockere Geldpolitik in den USA konnte den Aktienmärkten nicht auf die Sprünge helfen. "Das zeigt, dass aktuell die Angst vor einer Abkühlung der Konjunktur die Sorgen einer Zinswende überwiegt", sagte Analyst Andreas Paciorek vom Brokerhaus CMC Markets. Wie aus den am Mittwochabend veröffentlichten Protokollen der Fed-Sitzung hervorgeht, verwiesen die Vertreter der US-Notenbank im Juli zwar auf Verbesserungen am US-Arbeitsmarkt. Sie erwähnten allerdings auch Sorgen wegen der nach wie vor niedrigen Inflation und des schwachen Wachstums der Weltwirtschaft.

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DOLLAR NACH FED-PROTOKOLLEN ANGESCHLAGEN



Nach Einschätzung von Commerzbank-Analystin Antje Praefcke steckt die Fed in einem Dilemma: Zwar bleibe die Inflation noch niedrig und angesichts der Sorgen um China und des festeren Dollar bestünden Abwärtsrisiken. Dennoch mache es "die Entwicklung der Wirtschaft und am Arbeitsmarkt immer schwieriger, einen ersten Zinsschritt weiter herauszuschieben."

Für den Dollar ging es nach der Veröffentlichung der Protokolle bergab. Der Euro kletterte am Donnerstag zeitweise auf 1,1155 Dollar, nachdem er am Vortag noch deutlich unter der Marke von 1,11 Dollar gehandelt hatte.

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ÖLPREISE SETZEN TALFAHRT FORT



Am Rohstoffmarkt waren die Ängste vor einer Schwächeanfall der Weltwirtschaft besonders beim Öl zu spüren. Der Preis für das Nordseeöl Brent fiel in der Spitze um 1,7 Prozent auf ein Sechseinhalb-Monats-Tief von 46,35 Dollar je Fass. Das US-Öl WTI war mit 40,23 Dollar je Barrel so billig wie zuletzt vor rund sieben Monaten. Gefragt war dagegen Gold: Der Preis für das Edelmetall stieg wegen der Aussicht auf eine vorerst anhaltend ultralockere Geldpolitik in den USA auf ein Fünf-Wochen-Hoch von 1141 Dollar je Feinunze.

Unter den Einzelwerten standen wegen der China-Sorgen erneut die Werte von Autobauern unter Druck. Volkswagen und BMW gaben jeweils 1,6 Prozent nach. Die Titel des Autozulieferers Continental verloren zeitweise sogar rund zwei Prozent. Händler führten den Kursrutsch aber auch auf technische Gründe zurück, da die Aktie seit Jahresbeginn gut gelaufen ist. Continental legten seit Januar mehr als 13 Prozent zu, der Dax kommt auf ein Plus von 8,9 Prozent.

Reuters