Der Fonds betonte aber, er bleibe "voll engagiert". Ein IWF-Sprecher sagte, die Athener Regierung suche offenbar auf politischer Ebene nach einer Lösung mit den Partnern der Europäischen Union (EU). Zuvor hatten sich EU-Spitzenvertreter noch zuversichtlich gezeigt, dass eine Einigung erzielt werden könnte. EU-Ratspräsident Donald Tusk mahnte die griechische Regierung, ihre "Spielchen" zu beenden.

Einem EU-Diplomaten zufolge war ein zweistündiges Treffen von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mit dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras am Nachmittag ein "letzter Versuch", um ein Abkommen zu ermöglichen. Die Begegnung wäre nicht notwendig gewesen, wenn in den Verhandlungen alles rund gelaufen wäre, hieß es. Ein Sprecher der griechischen Regierung signalisierte nach den EU- und IWF-Äußerungen Gesprächsbereitschaft, um bald eine Einigung zu erzielen.

Noch am Morgen hatte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel zufrieden über das Treffen mit Tsipras und Frankreichs Präsident Francois Hollande am Vorabend in Brüssel geäußert. Ein hochrangiger EU-Vertreter sprach von "guten Aussichten", dass nächste Woche eine Einigung zustande komme, die für die Euro-Finanzminister akzeptabel sein dürfte. Am 18. Juni trifft sich die Eurogruppe regulär in Luxemburg.

Die Hoffnung auf eine baldige Lösung verhalf den europäischen Aktienmärkten zunächst zu deutlichen Gewinnen. Das Plus reduzierte sich dann jedoch zeitweise, als IWF-Sprecher Gerry Rice in Washington sagte, dass es noch große Meinungsverschiedenheiten gebe - vor allem bei Renten, Steuern und in Finanzierungsfragen.

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INSIDER: IWF-SCHRITT EHER UNTERBRECHUNG ALS ABBRUCH



Eine den Verhandlungen nahe stehende Person sagte jedoch, es gebe keinen Anlass für übermäßigen Pessimismus. Bei dem Schritt des IWF habe es sich eher um eine Unterbrechung als um einen regelrechten Abbruch der Gespräche gehandelt.

Auch die EU-Kommission setzt weiter auf eine Übereinkunft mit der Regierung in Athen. Politischer Wille sei dafür aber absolut nötig, sagte der Vize-Präsident der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis. Die Verhandlungen mit Griechenland würden auf technischer Ebene fortgesetzt, fügte Dombrovskis hinzu.

Die von den Geldgebern geforderten Reformen sollen Gegenleistung für weitere Hilfen sein und die rezessionsgeplagte griechische Wirtschaft wettbewerbsfähiger machen. Eine Einigung ist Voraussetzung für die Freigabe von 7,2 Milliarden Euro aus dem bis Ende Juni laufenden Programm für das pleitebedrohte Euro-Land.

Einem Insider zufolge reiste am Donnerstag auch die griechische Delegation aus Brüssel ab. Die Regierung in Athen erklärte sich aber bereit, an den Fragen der Schuldentragfähigkeit und der Haushaltslage zu arbeiten.

Aus dem Gespräch zwischen Juncker und Tsipras wurden zunächst keine Details bekannt. Der EU-Kommissionspräsident hatte das Verhalten der griechischen Regierung zuletzt kritisiert. Zum Gespräch begrüßte Juncker Tsipras mit den Worten: "Komm in die Folterkammer."

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann warnte vor der wachsenden Gefahr einer Staatspleite Griechenlands. "Die Zeit läuft ab und das Risiko einer Insolvenz nimmt täglich zu", sagte er in London. Zwar seien die Ansteckungseffekte bei einem solchen Szenario inzwischen besser eingedämmt als in der Vergangenheit. "Sie sollten aber nicht unterschätzt werden."

Reuters