Demnach stieg der Ifo-Geschäftsklimaindex im März um 3,9 auf 96,6 Punkte und damit auf den höchsten Stand seit Juni 2019. Die überraschend guten Daten sorgten bei Fachleute aber auch für Skepsis. "Das Geschäftsklima erscheint auf den ersten Blick rosiger, als es tatsächlich ist", sagte Chefökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe und sieht Konjunkturrisiken: "Die Havarie eines Containerschiffs im Suez-Kanal stellt Lieferketten womöglich auf eine neue Probe."

Die befragten Manager beurteilten den Geschäftsausblick für die kommenden sechs Monate und ihre Lage günstiger als zuletzt. Während Gastgewerbe und Einzelhandel unter dem anhaltenden Lockdown leiden, nimmt das Verarbeitende Gewerbe derzeit spürbar Fahrt auf. "Die Industrie ist richtig stark", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe der Nachrichtenagentur Reuters. "Ihre Exporterwartungen sind regelrecht explodiert - vor allem wegen der starken Nachfrage aus den USA und China." Der Ausblick sei so optimistisch wie zuletzt im November 2010. Alle Bereiche der befänden sich im Aufschwung - von den Maschinenbauern über die Elektrotechnik bis hin zur chemischen Industrie. Das billionenschwere Konjunkturpaket von US-Präsident Joe Biden könne der exportabhängigen deutschen Industrie weiteren Auftrieb verleihen. "Das steigert die Nachfrage", sagte Wohlrabe. Die USA sind der wichtigste Abnehmer von Waren "Made in Germany", gefolgt von China.

Bei den Dienstleistern zeigt sich erstmals seit Herbst wieder vorsichtiger Optimismus. Vor allem bei IT-Firmen lief es gut. Im Gastgewerbe und Tourismus bleibe die Lage aber sehr schlecht. "Aber man hofft auf den Sommerurlaub", sagte Wohlrabe. Im Einzelhandel sei die Lage wegen des Lockdowns weiter schwierig, wenn auch etwas weniger stark als zuletzt. "Positive Ausnahmen waren neben den Supermärkten die Fahrradhändler und die Floristen." Auch am Bau zog die Stimmung an.

CORONA-KRISE VERSCHIEBT DEN AUFSCHWUNG


"Die Wirtschaft befindet sich im Stop-and-Go-Modus, Lockdown und Lockerungen wechseln sich im Rhythmus der Corona-Wellen ab", sagte Kfw-Chefökonomin Fritzi Köhler-Geib. Das Geschäftsklima sei zwar im März deutlich gestiegen. "Doch das ist angesichts der erneuten - und wegen der britischen Virusmutante leider notwendigen - Verschärfung der Eindämmungsmaßnahmen nur eine Momentaufnahme." Die meisten Ökonomen rechnen damit, dass der Knoten dann spätestens im Mai platzen sollte. So erwartet Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer, "dass sich die Wirtschaft kräftig erholen wird, wenn der Lockdown vielleicht Ende Mai endet". DZ Bank-Chefökonom Michael Holstein setzt ab Jahresmitte auf eine spürbare Belebung, wenn es auch bei vielen Dienstleistern wieder besser gehen dürfte. "Für die zweite Jahreshälfte erwarten wir dann aber tatsächlich einen Post-Corona-Boom in Deutschland."

Das Ifo-Institut hat erst in dieser Woche wegen anhaltender Lockdowns etwa für das Gastgewerbe seine Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft gesenkt. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte nach einem Rückgang von 0,7 Prozent im laufenden Quartal im Gesamtjahr 2020 nur um 3,7 Prozent zulegen und nicht wie noch im Dezember erwartet um 4,2 Prozent steigen. "Die Corona-Krise zieht sich hin und verschiebt den erwarteten kräftigen Aufschwung nach hinten", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. 2020 war die deutsche Wirtschaft um 4,9 Prozent eingebrochen.

rtr