Und sie finden statt: Für 2020 geplant, wegen der Pandemie verschoben, sind die Olympischen Sommerspiele in Tokio am 23. Juli eröffnet worden. Allerdings in gedämpfter Stimmung: Praktisch alles findet ohne Zuschauer statt. Das ist bitter für Japan, hatte man sich doch von den Spielen sehr viel versprochen. Die Regierung war von einem langfristigen sozialen, wirtschaftlichen sowie kulturellen Effekt ausgegangen. Als "Recovery Games" hatte man die Olympiade bezeichnet, sie sollte endgültig die Nuklearkatastrophe des Jahres 2011 vergessen machen und der Welt zeigen, wie gut man den Wiederaufbau des Landes hinbekommen hat.

Stattdessen muss man sich jetzt auf allen Ebenen einschränken. Auch finanziell. Die Ökonomen des Daiwa Institute of Research schätzen, dass die inländischen Konsumausgaben wegen der fehlenden ausländischen Besucher um umgerechnet eine halbe Milliarde Euro geringer ausfallen werden als vor der Pandemie angenommen. Rechnet man die fehlenden japanischen Besucher dazu, summiert sich der Ausfall auf gut eine Milliarde Euro.

Immerhin ist jedoch das schlimmste Szenario ausgeblieben: eine Absage. Die Spiele finden statt. Ebenso wie wichtige Veranstaltungen, die parallel zur Olympiade laufen, bei denen neue Technologien "Made in Japan" vorgestellt werden. Etwa was autonomes Fahren angeht. Oder den Umbau Japans in eine "grüne Wirtschaft". Passend dazu wurden beispielsweise die Medaillen aus Rohstoffen gefertigt, die aus dem Recycling von Mobiltelefonen gewonnen wurden. Stolz ist man in Tokio auch auf die geplante Wiederverwertung von Bauholz im olympischen Dorf, genauso auf Fackeln aus recyceltem Aluminium und auf die über 500 Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge, die als Transportmittel für Teilnehmer und sonstige Beteiligte verwendet werden.

Normalität abseits der Blase

Während sich die ganze Angelegenheit also nun größtenteils in einer Blase abspielt, innerhalb derer sogar die nationalen Mannschaften voneinander isoliert werden, verläuft außerhalb des "Ausnahmezustands" das Leben in der Region Tokio viel normaler. "In der Folge könnten heimische und ausländische Investoren viel optimistischer auf japanische Aktien blicken, zumal viele Argumente für diese Assetklasse sprechen", findet daher John Vail, Chefstratege vom Geldverwalter Nikko Asset Management. "Die Bewertungen sind sehr niedrig, die Gewinnschätzungen der Unternehmen steigen und die globale Nachfrage wird steigen", so Vail. Positiv stimmt ihn auch, dass die Halbleiterknappheit nachlässt. Außerdem hätten Umweltausgaben und Investitionen im Inland Wachstumspotenzial.

Und in der Tat: Angetrieben von starker Nachfrage aus China und den USA kommt Japans Exportmotor in der abklingenden Pandemiekrise auf Touren. Im Juni legten die Ausfuhren um fast 50 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zu. Es war bereits der vierte Monat in Folge mit Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich. Allein die Nachfrage aus den USA - vor allem nach Autos und Fahrzeugteilen - legte um 86 Prozent zu. Beim wichtigsten Handelspartner China waren es 28 Prozent plus. Hier waren es vor allem Anlagen für die Produktion von Halbleitern sowie Roh- und Kunststoffe. Allerdings ist längst nicht alles wieder auf Kurs - gerade auch, weil sich die Verbraucher mit Ausgaben zurückhalten.

Nikkei stagniert, Nebenwerte steigen

Insgesamt stehen die Chancen auf ein deutliches Wirtschaftswachstum 2021 gut. Der Internationale Währungsfonds (IWF) traut Japan ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt von 3,3 Prozent zu.

An der Börse ist dennoch seit einigen Monaten wenig von Aufbruchstimmung zu spüren. Zumindest was die meisten der größeren Aktiengesellschaften angeht: Der Nikkei 225 jedenfalls stagniert - Ausnahmen bestätigen die Regel. Auffällig ist aber, dass Aktien aus der zweiten Reihe, die etwa dem Marktsegment Topix Second Section (TSE 2) angehören, im selben Zeitraum deutlich besser laufen.

Da fast alle diese Aktien weniger als umgerechnet eine Milliarde Euro Marktkapitalisierung aufweisen, sind sie in der Regel in Deutschland relativ schwer zu handeln. Wer in dieses Segment investieren möchte, sollte also besser einen Fonds kaufen. Hier bietet sich beispielsweise der bereits im Frühjahr empfohlene M & G Japan Smaller Companies an (siehe Tabelle).

Auch die im April empfohlenen Aktien Sankyu und Minebea Mitsumi sind weiterhin kaufenswert. Minebea Mitsumi weist seit April ein kleines Plus auf und ist klar besser gelaufen als der Nikkei 225. Der international tätige Konzern bietet ein großes Spektrum an Maschinenkomponenten sowie elektronischen Bauteilen an, die von Herstellern in Luftfahrt, Automobil, Messtechnik, Elektroindustrie, Optik und Medizin eingesetzt werden. Am 4. August werden die Geschäftsergebnisse zum jüngsten Quartal vorgestellt. Die Analysten erwarten sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn deutliche Zuwächse.

Interessant ist auch Ebara. Das ebenfalls im Nikkei enthaltene Unternehmen ist schon seit 1912 Hersteller von Pumpen und Turbinen. Dazu kommt die Produktion von Kompressoren und Kältemaschinen. Spannend ist der Bereich Umweltanlagen, wo es etwa um das Thema Wasseraufbereitung geht.

 


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