Der Emissionsreigen dreht sich am deutschen Aktienmarkt in diesem Jahr bislang vergleichsweise rege. Unter den Neulingen an der Börse befinden sich einige interessante Kandidaten. Zu diesem Kreis zählen aus BÖRSE-ONLINE-Sicht die Anteilscheine des Elektronikspezialisten Katek.

In Ausgabe 17/2021 hatten wir Anlegern geraten, die Aktie zu zeichnen. Wer der Empfehlung gefolgt ist, sitzt gemessen am Ausgabepreis von 23 Euro inzwischen auf klaren Buchgewinnen. Allerdings notierte der Titel am ersten Handelstag auch schon bei 31,45 Euro, um dann bis Ende Mai auf 24,00 Euro zurückzufallen. Aktuell bewegt sich die Notiz knapp unter dem ersten Handelskurs von 27,90 Euro.

Die Handelsspanne liegt bei fast 37 Prozent, was gemessen am Emissionskurs für eine Zeitspanne von rund sieben Wochen seit dem Börsengang recht breit ist. Das spricht für unschlüssige Anleger, die noch nicht so recht wissen, wie sie den Wert einschätzen sollen. Offenbar herrscht Unsicherheit, ob das Unternehmen seine anvisierten Ziele erreichen kann. Doch wenn diese Pläne aufgehen, hat der Titel aus unserer Sicht reichlich Potenzial.

Dazu muss man Folgendes wissen: Der Vorstand peilt organisch kurzfristig einen Umsatz von mehr als 500 Millionen Euro an. Weitere 100 Millionen Euro sollen kurz- bis mittelfristig durch anorganisches Wachstum hinzukommen. Zudem beträgt das mittelfristige Ebitda-Margenziel mehr als zehn Prozent. Zum Vergleich: 2020 betrug der Umsatz 414 Millionen Euro. Das angepasste Ebitda belief sich gleichzeitig auf 20,8 Millionen Euro, was einer bereinigten Ebitda-Marge von fünf Prozent entspricht.

Hohes Wachstum erwartet

Geht es nach Warburg Research, steigt der Umsatz der Bayern bis 2024 auf 660,3 Millionen Euro. Beim Gewinn je Aktie halten die Analysten von 2020 bis 2024 eine Verbesserung von 0,16 Euro auf 1,97 Euro für möglich. Auf letztgenannter Basis wäre das gleichbedeutend mit einem geschätzten KGV von knapp 14. Gemessen an den erwarteten Wachstumsraten wäre so ein Multiplikator gut zu vertreten. Die Prognosen für 2024 beruhen auf einer unterstellten Ebitda-Marge von 9,7 Prozent.

Warburg Research leitet aus den eigenen Berechnungen als Kursziel 36 Euro ab. Hauck & Aufhäuser nennt als Zielvorgabe 35 Euro. Zu beachten ist jedoch, dass es sich dabei um die Konsortialbanken handelt. Beide Institute waren somit federführend am Katek-Börsengang beteiligt. Skeptiker könnten daher die Analysten als positiv voreingenommen einstufen. Man kann darin aber auch einen Vorteil sehen. Denn durch die engen Bande haben die zuständigen Analysten bestimmt tiefe Kenntnisse über die analysierte Gesellschaft erwerben können.

Schneller Fortschritt

Die weiteren Kursaussichten hängen davon ab, ob der Vorstand seine Versprechen erfüllen kann oder nicht. Mut macht in dieser Hinsicht die Firmenhistorie. Haben die Verantwortlichen doch bewiesen, ein starkes Wachstum initiieren zu können. So lag der Umsatz 2018 lediglich bei 164 Millionen Euro.

Den eigenen Angaben zufolge hat man sich innerhalb von zwei Jahren zu einem der führenden Elektronikunternehmen in Europa entwickelt. Allein im Vorjahr ist man demnach um zwölf Ränge von Platz 18 auf Platz 6 vorgerückt. Eine Studie bescheinigt Katek gar Rang 2 auf dem deutschen Markt.

Katek ist in sehr aussichtsreichen Geschäftsfeldern aktiv. Das sorgt für gute Chancen auf ein anhaltendes Wachstum. Die Gruppe bietet Hardware- und Software-Entwicklung, Prototyping und Fertigung sowie damit verbundene Dienstleistungen im Markt für hochwertige Elektronik und Elektronikdienstleistungen an. Katek mit seinen über 2600 Mitarbeitern mischt also kräftig mit bei der fortschreitenden "Elektronifizierung" der Welt - egal ob es um das Internet der Dinge geht, Elektromobilität, erneuerbare Energien oder das Gesundheitswesen.

Qualität statt Quantität

Die Gesellschaften der Gruppe in Memmingen, Grassau, Leipzig und Mauerstetten sowie an Standorten in Osteuropa entwickeln und produzieren unter anderem Wallboxen und Ladegeräte für Elektroautos, Steuerungen für Haushaltsgeräte, Touchscreen-Terminals für den Einzelhandel, internetfähige Baugruppen für die Industrie, Elektronik für Wechselrichter und Energiespeicher oder Regelungstechnik für Photovoltaikanlagen und Brennstoffzellensysteme.

Katek deckt die gesamte Wertschöpfungskette ab und setzt vor allem auf hochwertige Kleinserien und individuelle Kundenlösungen, nicht auf Massenware. Weiteres organisches Wachstumspotenzial ergibt sich aus dem sogenannten Up- und Cross-Selling. Upselling bedeutet, dass man dem Kunden teurere Produkte in derselben Produktkategorie anbietet. Unter Cross-Selling versteht man den Verkauf zusätzlicher Produkte, um bereits vorhandene Produkte zu ergänzen.

Beim geplanten weiteren anorganischen Wachstum hilft, dass der Markt noch sehr zersplittert ist. Darüber hinaus ist durch die beim Börsengang erlösten Mittel von rund 91 Millionen Euro einiges an Kapital in der Kasse. Natürlich birgt das vorhandene Geld auch Risiken - etwa von Fehlinvestitionen bei Zukäufen.

Es gibt weitere Hürden für die Bayern - dazu zählt vor allem ein harter Konkurrenzkampf auf den bearbeiteten Märkten. Aber Katek hat in den Vorjahren gezeigt, dass man mit Schwierigkeiten umgehen kann. Die Redaktion ist daher überzeugt, dass der Börsenneuling weiteres Kurspotenzial zu bieten hat, und bekräftigt die Kaufempfehlung.