Die schwächelnde Wirtschaft in wichtigen Märkten und die Nachwehen eines Lebensmittelskandals in Indien bremsen den weltgrößten Lebensmittelkonzern Nestle. Daher sieht das für Marken wie Maggi, KitKat oder Nespresso bekannte Unternehmen weniger Spielraum für Preiserhöhungen. "Das Konsumentenvertrauen in Europa ist weiterhin gering und das wird so bleiben", sagte Konzernchef Paul Bulcke am Donnerstag am Rande einer Pressekonferenz am Genfer See. "Sie sehen die Flüchtlingskrise und was in Paris passiert ist, das alles bestimmt unser Umfeld."

Bulcke erwartet im laufenden Jahr ein stagnierendes organisches Wachstum von 4,2 Prozent. Es wäre das vierte Jahr in Folge, in dem der Konzern sein selbst gestecktes Wachstumsziel von fünf bis sechs Prozent verfehlt. Diese Marke gelte mittel- bis langfristig zwar weiterhin. "Aber wir müssen uns der Realität stellen." Wann der Konzern wieder zu seiner alten Wachstumsstärke zurückkehrt, ließ Bulcke offen. Die Anleger reagierten enttäuscht: Die Aktie sackte um bis zu vier Prozent ab und bremste damit den Schweizer Leitindex SMI.

In Asien kämpft Nestle gleich an mehreren Fronten: In Indien musste das Unternehmen seine beliebten Maggi-Fertignudeln für fünf Monate aus den Regalen nehmen, nachdem Lebensmittel-Kontrolleure in einigen Paketen bedenklich hohe Blei-Konzentrationen gefunden hatten. Mitte November hatte der Konzern das Produkt zwar wieder auf den Markt gebracht. Bis die Verkäufe wieder voll anlaufen, dauert es jedoch. Der vorübergehende Verkaufsstopp werde sich daher auch im laufenden ersten Halbjahr noch in den Zahlen widerspiegeln.

In China - für den Konzern der zweitwichtigste Absatzmarkt nach den USA - bekommt Nestle die schwächere Wirtschaftsentwicklung und die Börsenturbulenzen zu spüren. Zudem traf das Unternehmen dort zuletzt nicht mehr den sich rasch ändernden Geschmack der anspruchsvollen Kundschaft und musste seine Produktpalette anpassen.

HÖHERE DIVIDENDE



Für das laufende Jahr stellt der Konzern trotz des stagnierenden Wachstums höhere Renditen in Aussicht - auf Basis unveränderter Wechselkurse. Gelingen soll das unter anderem mit weiteren Sparanstrengungen und der Konzentration auf besonders gewinnträchtige Marken. Details nannte Bulcke nicht.

Im vergangenen Jahr schrumpfte der Gewinn um 5,4 Milliarden auf 9,1 Milliarden Franken. 2014 hatte Nestle allerdings vom Verkauf weiterer Anteile am Kosmetikkonzern L'Oreal profitiert, der den Gewinn in die Höhe getrieben hatte. Die Aktionäre sollen dennoch eine höhere Dividende von 2,25 Franken je Papier erhalten - nach 2,20 Franken für das Jahr davor. Der Umsatz ging um drei Prozent auf 88,8 Milliarden Franken zurück.

Im Branchenvergleich habe Nestle mit einem organischen Wachstum von 4,2 Prozent "eine gute Figur" gemacht, erklärten die Analysten der Zürcher Kantonalbank. Der für Marken wie Knorr, Dove oder Lipton bekannte Konsumgüter- und Lebensmittelkonzern Unilever verbuchte 2015 ein bereinigtes Wachstum von 4,1 Prozent. Danone will seine Eckdaten kommende Woche vorlegen.

Reuters