Die Energieminister der beiden größten Ölförder- und Export-Länder vereinbarten am Dienstag zusammen mit Katar und Venezuela, die Produktion auf dem Januar-Niveau einzufrieren. Der Pferdefuß dabei: Das Abkommen greift nur, wenn auch andere große Öl-Länder mitmachen. Insidern zufolge wird der Iran jedoch vorerst nicht mitziehen. Auch wenn viele Investoren am Ölmarkt nicht mit einer raschen Trendwende rechnen, gab sich der Gastgeber der Konferenz optimistisch: "Wir glauben, dass dieser Schritt den Markt stabilisieren wird", so Katars Ölminister Mohammed bin Saleh al-Sada.

Das Treffen in Doha gilt als Versuch, die Abwärtsspirale bei dem Schmierstoff der Weltwirtschaft zu brechen. Die Talfahrt beim Öl hält wegen des riesigen Angebots bereits seit mehr als 18 Monaten an: Seither brach der Preis der richtungsweisenden Nordsee-Sorte Brent um rund 70 Prozent ein. Mit aktuell knapp 34 Dollar je Fass ist es rund zehn Prozent günstiger zu haben als zu Jahresbeginn.

Viele Experten sehen in dem Vierer-Treffen einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur Stabilisierung des Marktes: "Das ist die erste Entscheidung zur Angebotssituation seit November 2014", betonte Olivier Jacob vom Analysehaus Petromatrix. "Auch wenn es keine Kürzung ist, ist es doch eine große Veränderung in der Förderpolitik."

Allerdings streben die Länder nur eine Stabilisierung der Produktion auf hohem Niveau an: Die Staaten der Organisation erölexportierender Länder (Opec) förderten im Januar 32,33 Millionen Barrel (jeweils 159 Liter) Öl pro Tag und damit 130.000 Barrel mehr als im Dezember. Und das Nicht-Opec-Mitglied Russland, das tief in der Rezession steckt, hat zu Jahresbeginn sogar so viel Öl aus der Erde gepumpt wie seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht mehr. Nach vorläufigen Zahlen waren es im Januar täglich 10,88 Millionen Barrel. In Russland machen Energieverkäufe etwa die Hälfte der Staatseinahmen aus. Der drastische Rückgang der Ölpreise macht der Wirtschaft daher schwer zu schaffen.

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FÖRDERLÄNDER UND ÖLFIRMEN LEIDEN



Vielen Förderländern, aber auch Unternehmen in der Branche steht das Wasser bis zum Hals. Einer Studie der Unternehmensberatung Deloitte zufolge droht etwa einem Drittel der in dem Sektor tätigen Firmen noch in diesem Jahr das Aus. Der saudische Ölminister Ali al-Naimi sagte, in den kommenden Monaten sollten weitere Schritte zur Stabilisierung des Marktes geprüft werden. Er hoffe nun, dass Öl-Förderländer innerhalb und außerhalb des Opec-Kartells die Vorschläge übernehmen.

Dass sich das saudi-arabische Königshaus auf die Initiative eingelassen hat, lässt Experten aufhorchen. NordLB-Ökonom Frederik Kunze verwies darauf, dass der hart geführte Kampf um Marktanteile auch durch die Preispolitik des Opec-Riesen ausgelöst wurde: "Vor allem der Anschein, dass der Widerstand Saudi-Arabiens aufzuweichen scheint, mag den Rohöl-Notierungen langfristig helfen."

Innerhalb der Opec hat sich vor allem die Regierung in Riad immer wieder gegen eine gedrosselte Förderung ausgesprochen. Das Kalkül: Die Förderung soll für Konkurrenten wie die Fracking-Firmen in den USA unrentabel werden, die zu dem Überangebot am Ölmarkt beigetragen haben. Beim umstrittenen Fracking wird Rohöl aus Schieferstein gelöst. Wenn diese Bohrfirmen aufgeben müssen, verringert sich das Angebot, was langfristig wieder für steigende Preise sorgen kann.

Doch mit dem Preiskampf hat sich Saudi-Arabien auch ins eigene Fleisch geschnitten: 2015 lief ein Haushaltsdefizit von 98 Milliarden Dollar auf. Unter den fallenden Öl-Notierungen hat Venezuela jedoch weit mehr gelitten. Das südamerikanische Land steckt wegen des Preisverfalls finanziell in argen Nöten. Fachleute befürchten, dass es Probleme mit dem Bedienen von Anleihen bekommen könnte.

Die Teilnehmer des Doha-Treffens wollen nun weitere Länder ins Boot holen. Am Mittwoch will der venezolanische Ressortchef Eulogio Del Pino in die iranische Hauptstadt Teheran reisen. "Wir werden dort mit den Ministern aus dem Iran und dem Irak sprechen." Nach dem Ende der westlichen Sanktionen meldet sich der Iran gerade zurück auf dem Ölmarkt. Insider verweisen darauf, dass die Produktion noch nicht auf dem Niveau ist, das vor Einführung der westlichen Strafmaßnahmen erreicht wurde. "Wenn wir dieses erreicht haben, sind wir auf dem gleichen Level und dann können wir reden", so ein Insider, der mit der Regierungslinie in Teheran vertraut ist.

Reuters