Als Onlinehändler für Arzneimittel profitierte Shop Apotheke stark vom Coronajahr 2020 und dem damit einhergehenden Boom bei Bestellungen im Internet. Allein der Konzernumsatz des MDax-Unternehmens legte um 38,1 Prozent auf 968 Millionen Euro zu. Auch das Betriebsergebnis (Ebit) verbesserte sich deutlich von -33,4 Millionen Euro im Vorjahr auf -0,9 Millionen Euro. Nach Finanzierungsaufwendungen und Ertragssteuern lag das Nettoergebnis bei -16,8 Millionen Euro. Im Vorjahr stand noch ein Minus von 36,3 Millionen Euro zu Buche. Das bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) verbesserte sich sogar um 35,2 Millionen Euro auf 21,6 Millionen Euro. Im Geschäftsjahr 2019 verbuchte Shop Apotheke hier ein Minus von 13,6 Millionen Euro. Die bereinigte Ebitda-Marge stieg von -1,9 Prozent im Jahr 2019 auf +2,2 Prozent im Berichtszeitraum.

Da viele Menschen ihre Medikamente und andere Apothekenprodukte in der Pandemie lieber online kauften, haben die Niederländer 2020 insgesamt 1,6 Millionen neue Kunden hinzugewonnen. Die Gesamtzahl legte damit auf 6,3 Millionen zu. Jasper Eenhorst, Finanzchef von Shop Apotheke, erklärte dazu: "Im Jahr 2020 haben wir unser organisches Wachstum mit Erfolg beschleunigt, indem wir die Chancen ergriffen und in die Gewinnung neuer Kunden investiert haben."

Im Segment DACH (Deutschland, Österreich und die Schweiz) erreichte der Konzern ein profitables Wachstum in Höhe von 32,5 Prozent. Im abgelaufenen Geschäftsjahr erwirtschaftete das Segment mit einem Umsatz von 815,4 Millionen Euro etwa 84 Prozent des gesamten Konzernumsatzes. Im Vorjahr waren es noch 88 Prozent. Grund für den Rückgang ist das starke Wachstum des Segments International (Belgien, Frankreich, Italien und die Niederlande). Der Bereich steigerte seinen Umsatz um 78,4 Prozent auf 152,7 Millionen Euro. Der Anteil des Segments International am Gesamtumsatz betrug 2020 rund 16 Prozent gegenüber zwölf Prozent im Vorjahr.

Ausblick 2021


Derzeit investiert der Konzern in eine Erweiterung der Kapazitäten: Mit der Fertigstellung des neuen Logistikzentrums in Sevenum bei Venlo in den Niederlanden, können mehr als 35 Millionen Pakete pro Jahr aus versendet werden. Das entspricht mehr als einer Verdoppelung der Kapazitäten. Bereits im Oktober 2020 verließen erste Pakete das neue Logistikzentrum. Im Sommer 2021 soll der neue Standort fertiggestellt werden.

Ein strategischer Schwerpunkt im Jahr 2021 soll für Shop Apotheke die Einführung des elektronischen Rezepts (E-Rezept) in Deutschland sein. Das bedeutet, dass Rezepte vom Arzt zukünftig nicht mehr auf Papier gedruckt, sondern in elektronischer Form ausgestellt werden. Bei Shop Apotheke soll das bereits ab Juli 2021 möglich sein - ab 1. Januar 2022 wird die Nutzung verpflichtend.

Nach einem Umsatzplus von gut 38 Prozent im abgelaufenen Geschäftsjahr rechnet der Vorstand um Konzernchef Feltens mit etwas weniger Tempo. Für 2021 ist ein Umsatzwachstum von 20 Prozent oder mehr angepeilt. Damit nimmt Shop Apotheke 2021 die Umsatzmilliarde ins Visier: "Die Milliardengrenze werden wir dieses Jahr deutlich überschreiten", kündigte Vorstandschef Stefan Feltens am Mittwoch an. Die bereinigte Ebitda-Marge soll bei 2,3 bis 2,8 Prozent liegen. Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr basiert auf der Annahme, dass die Einführung des E-Rezepts erst ab 2022 zum Umsatzanstieg bei verschreibungspflichtigen Medikamenten beiträgt. Insgesamt ist die Prognose eher vorsichtig: "Es gibt in diesem Jahr ein paar Unwägbarkeiten", so Feltens. Es sei noch unklar, wie sich der Wettbewerb mit der Einführung des E-Rezeptes auswirkt. Das werde Investitionen in die Kundenakquisition nötig machen.

Börse on air: Shop Apotheke Jahreszahlen 2020 - Break-Even und Prognose übertroffen



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Die Shop Apotheke hat im Coronajahr mit den Lockdowns und dem Motto "Stay-at-Home" ein sehr gutes Geschäft gemacht: Die Prognose wurde immer und immer wieder angehoben und zu guter Letzt jetzt trotzdem noch übertroffen. Die Aktie hat sich in den vergangenen 12 Monaten zwischenzeitlich verfünffacht, der Konzernumsatz ist um 38,1 % auf 968 Mio. Euro gestiegen. Noch wichtigere Meldung aus dem Geschäftsjahr 2020: Break-Even erreicht. Doch sind das Corona-Effekte oder ist das nachhaltig? CEO Stefan Feltens sieht "weiteres erhebliches Wachstumspotenzial." Im Interview erklärt er die auf den ersten Blick vorsichtig wirkende Guidance, den eingeschlagenen Wachstumspfad und den von einem Online-Händler zu einer kundenzentrierten E-Pharmacy-Plattform.

Unsere Einschätzung:


Die Shop Apotheke-Aktie gab am Mittwoch in den ersten Handelsminuten rund drei Prozent nach. Im Laufe des Vormittags konnte ein Teil der Verluste wieder aufgeholt werden. Zuletzt notierte die Aktie bei 199,80 Euro.

Während die meisten Unternehmen im März 2020 mit dem Corona-Crash tiefe Einschnitte in ihren Kursen verbuchen mussten, kam Shop Apotheke erst so richtig in Fahrt. Bis März 2020 notierte die Aktie nur selten über 50 Euro, mit Beginn der Corona-Pandemie kam das Papier aber in Schwung und legte innerhalb von zwölf Monaten um knapp 306 Prozent zu. An der Spitze bei 243,50 Euro je Aktie am 16. Februar waren es sogar 388 Prozent Wachstum seit März 2020.

Analysten zeigten sich derweil enttäuscht: Der Ausblick auf 2021 liege am unteren Ende der Markterwartungen, schrieb Jefferies-Analyst Alexander Thiel in einer ersten Reaktion.

Unter dem Strich schrieb der MDax-Konzern im abgelaufenen Geschäftsjahr Verluste. Der Fehlbetrag wurde im Vergleich zum Vorjahr zwar mehr als halbiert, Analysten hatten jedoch mit deutlicheren Verbesserungen gerechnet. Mit einigen Kapitalerhöhungen hat sich Shop Apotheke für weitere Wachstumspläne allerdings gut aufgestellt. Die Kundenzahl hat zuletzt deutlich zugelegt und auch die Kapazitäten sollen mit Fertigstellung des neuen Logistikzentrums in Sevenum mehr als verdoppelt werden. Wir stufen die Aktie weiterhin unter "Kaufen" ein.

Mit Material von dpa-AFX