Doch schwächere Handelsgeschäfte und gestiegene Kosten trübten das Bild. Der kleinere Konkurrent Wells Fargo meldete dagegen im Zuge des Verkaufs von Geschäftsteilen einen Gewinnsprung. Die Börse reagierte prompt: Die Aktien der größten US-Bank JP Morgan, die gerne als Gradmesser für die Verfassung der US-Wirtschaft gesehen wird, büßten an der Wall Street fast sechs Prozent ein. Citigroup-Aktien verloren mehr als zwei Prozent. Aktien von Wells Fargo zogen dagegen 1,5 Prozent an.

Der Gewinn von JP Morgan, nach Angaben des Finanzstabilitätsrats FSB die systemrelevanteste Bank der Welt, sank im vierten Quartal 2021 um 14 Prozent auf 10,4 Milliarden Dollar. Die Einnahmen stagnierten nahezu bei 30,3 Milliarden Dollar. Konzernchef Jamie Dimon sprach dennoch von "soliden Ergebnissen". Das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen florierte - im Investmentbanking kletterten die Erträge um 28 Prozent. Das Institut konnte im Quartal seine Stellung als weltweite Nummer zwei nach Goldman Sachs im Beratungsgeschäft bei Firmenfusionen und -zukäufen behaupten.

Hinter dem Fusionsfieber stehen boomende Aktienmärkte, die dafür sorgten, dass die Börsenwerte vieler US-Konzerne in die Höhe schnellten. Dazu haben Finanzinvestoren viel Geld angehäuft und suchen nach renditeträchtigen Investments. Dimon nannte die Fusions- und Übernahmeaktivität 2021 beispiellos.

Dagegen verlief das Handelsgeschäft im Schlussquartal schwach. Im Anleihehandel sanken die Erträge um 16 Prozent auf 3,3 Milliarden Dollar, im Aktienmarktgeschäft gingen sie um zwei Prozent auf zwei Milliarden Dollar zurück. Auf der anderen Seite profitierten amerikanische Großbanken zuletzt von gestiegenen Konsumausgaben der Verbraucher. "Die Wirtschaft entwickelt sich weiterhin recht gut, trotz des Gegenwinds durch die Omikron-Variante, Inflation und Engpässen in der Lieferkette", sagte Dimon. Die Kreditqualität sei weiterhin gut und die Nachfrage nach Darlehen gestiegen. JP Morgan löste zudem 1,8 Milliarden Dollar an Rückstellungen für faule Kredite auf, die wegen der Corona-Krise gebildet wurden.

CITIGROUP-GEWINN UM MEHR ALS EIN VIERTEL GESCHRUMPFT


Beim Wettbewerber Citigroup brach der Gewinn im vierten Quartal sogar um 26 Prozent auf 3,2 Milliarden Dollar ein. Citigroup hatte zuletzt mit höheren Kosten zu kämpfen wegen der Behebung von Schwachstellen, die die Aufseher bei den Kontrollsystemen des Instituts ausgemacht hatten. Die operativen Kosten ohne die jüngsten Verkäufe von Geschäftsteilen in Asien stiegen um acht Prozent. Die Gesamterträge legten binnen Jahresfrist um ein Prozent auf 17 Milliarden Dollar zu.

Die Bank hat unter der Führung von Konzernchefin Jane Fraser einen Umbau eingeleitet und trennt sich von Privatkunden-Sparten außerhalb der USA. Citigroup kündigte am Freitag an, das Privatkundengeschäft in Indonesien, Malaysia, Thailand und Vietnam für 3,7 Milliarden Dollar an den in Singapur ansässigen Rivalen United Overseas Bank zu verkaufen. Insgesamt sanken die Einnahmen im weltweiten Privatkundengeschäft um sechs Prozent. Dagegen glänzte auch bei Citi das Investmentbanking: Die Erträge in der Sparte kletterten um 43 Prozent.

WELLS-FARGO-CHEF SIEHT BANK GUT AUFGESTELLT


Im Unterschied zu JP Morgan und Citigroup meldete der Rivale Wells Fargo einen Gewinnsprung. Der viertgrößte Finanzkonzern der USA erzielte im vierten Quartal einen Überschuss von 5,8 Milliarden Dollar - ein Plus von 86 Prozent binnen Jahresfrist. Konzernchef Charlie Scharf äußerte sich optimistisch: "Aufgrund der Änderungen, die wir am Unternehmen vorgenommen haben, und der weiterhin starken Aussichten für wirtschaftliches Wachstum fühlen wir uns gut, wie wir Anfang 2022 aufgestellt sind."

Wells Fargo hatte im vergangenen Jahr seine Asset-Management- und Corporate-Trust-Geschäfte verkauft. Dies schob die Gewinne um 943 Millionen Dollar an. Die Gesamterträge nahmen um 13 Prozent auf 20,9 Milliarden Euro zu. Konzernchef Scharf hat dem Finanzkonzern einen scharfen Sparkurs vorgeschrieben. Weitere Kostensenkungen im Volumen von 3,3 Milliarden Dollar plant Wells Fargo für 2022. Dabei setzt die Bank unter anderem auf mehr Digitalisierung im Umgang mit Kunden.

In der nächsten Woche legen mit Goldman Sachs, Bank of America und Morgan Stanley weitere US-Großbanken Quartalszahlen vor.

rtr